Stöger spricht im Interview über Rapids Erfolgsphase.
Erstmals mehr als 25.000 Mitglieder, das ist ein historischer Meilenstein für Rapid. Passt genau zum sportlichen Höhenflug, seit Peter Stöger Trainer ist: In 13 Spielen zehn Siege, zwei Unentschieden und nur eine Niederlage, der beste Start eines Rapid-Trainers in der Bundesliga, dazu 118.461 Zuschauer bei den bisherigen sechs Spielen in der Bundesliga und Qualifikation zur Conference League.
oe24: Es gibt eine große Aufbruchstimmung in Grün-Weiß. Erinnert die an den Beginn Ihrer beim 1. FC Köln?
Peter Stöger: "Für mich ist das eine andere Geschichte. In Köln begann ich in der zweiten Liga. Nicht mit Siegen, sondern mit drei Unentschieden. Dennoch haben die Fans nicht zu zweifeln begonnen.“
oe24: Ein halbes Jahr waren Sie auch bei Borussia Dortmund. Wenn jetzt von der vollen Rapid-Tribüne Wien-West-Hütteldorf erklingt, fühlen Sie da ähnlich wie vor der berühmten gelben Wand in Dortmund mit 25.000 Fans?
Stöger: Rapid hat etwas Spezielles, ich genieße das in vollen Zügen. Auch wenn ich das schon richtig einordne. Man darf nicht vergessen, wir sind noch in einem Lernprozess. Mich freut, wenn ich immer öfters auf der Straße wegen unserer Erfolge angesprochen werde. Die Rapid-Community wird größer.
oe24: Kann die Euphorie zu groß werden und damit auch die Erwartungen?
Stöger: Intern bleiben wir am Boden. Wir sind schon hellwach, dass nicht zu viel Optimismus und Zufriedenheit von außen in die Mannschaft getragen wird. Wir haben nicht viele Titel in der Mannschaft. Ich meine damit Spieler, die schon Meister oder Cupsieger wurden.
oe24: Es gibt viele, die behaupten, dass es Rapids größtes Glück war, dass es mit dem Kauf von Marko Arnautovic nicht geklappt hat. Wäre mit ihm alles bisher auch so klaglos verlaufen? Er hätte einen Sonderstatus beansprucht, wäre kein Spieler für 90 Minuten.
Stöger: Es war kein Marketinggag, dass wir uns um Arnautovic bemüht haben. Sondern weil wir überzeugt waren, dass er zu uns passt. Mit der richtigen Trainingssteuerung hätten wir das auch über 90 Minuten hinbekommen. Aber mir war nach dem ersten, durchaus positiven Gespräch mit ihm klar, dass es sich für uns nicht ausgehen wird. Wir verhandelten auch mit anderen österreichischen Spielern und bekamen sie nicht.
oe24: Anders als bei Ihrem Vorgänger wird bei Rapid nicht rotiert. Es prophezeien einige, das könnte Rapid auf den Kopf fallen, wenn im Oktober oder November dann Umstellungen nötig sind, aber bei manchen Spielpraxis fehlt.
Stöger: Diese Sorgen mach ich mir nicht. Der körperliche Aspekt ist mit Trainingssteuerung zu kompensieren, der mentale, in dem man mit den Spielern viel redet. Wir sind ja auch ständig bemüht, einzelne Spieler besser zu machen. Bei mir gilt nur das Leistungsprinzip. Jedes Training kann die Aufstellung beeinflussen.
oe24: Mit Ihnen kam auch Thomas Sageder als Co-Trainer zum Klub, den Sie nicht kannten.
Stöger: Ich bin wirklich sehr froh, dass er da ist. Der gute Eindruck, den ich von ihm nach einem Gespräch hatte, bestätigt sich. Ich habe auch Erkundigungen eingezogen, er war ja Assistent von Oliver Glasner. Ich kann nur Gutes sagen. Er legt großen Wert auf Details, ist zugleich nüchtern und klar.
oe24: Sonntag spielt Tabellenführer Rapid beim Letzten GAK mit dem ehemaligen Rapid-Trainer Ferdinand Feldhofer. Der Gästesektor ist ausverkauft, dazu wird das Match für Rapid-Fans in der Rapid-Kantine gegenüber dem Allianz-Stadion übertragen. Diesmal ist sogar Jazz-Gitti angesagt, deren Lied „Was wär i ohne di“ die Fans stets in der Rapid-Version singen.
Stöger: Die schwächere zweite Hälfte beim Cup-Aufstieg in Oberwart hilft uns bei der Vorbereitung auf den GAK. Wir wissen, dass wir immer ans Limit gehen müssen. Es gibt keine Selbstläufer. Wir können nicht glauben, wir fahren nach Graz und nehmen locker drei Punkte mit.
oe24: Sie waren 2010/11 in der Regionalliga Mitte für 15 Spiele GAK-Trainer. Mit Herfried Sabitzer, dem Vater von Marcel als Assistent. Danach kam der Wechsel zu Wr. Neustadt in die Bundesliga, 2013 folgte der Meistertitel mit der Austria. Nach dem GAK-Spiel folgt das Wiener Derby, der Auftakt in der Ligaphase der Conference League gegen Polens Meister Lech Posen und das Spitzenspiel in Salzburg.
Stöger: Derzeit bin ich nur auf den GAK fokussiert. Eines geb ich zu: Mit dem Ferdl will ich derzeit wirklich nicht tauschen.
oe24: Sie wirken immer so entspannt und unaufgeregt.Stöger: Es geht ja nur um Fußball.