Zwist um Interessensvertretung

Wüster Gewerkschaftsstreit in österreichischer Bundesliga

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Im Tauziehen zwischen der ''VdF - Die Spielervereinigung'' und der beim Gewerkschaftsbund angesiedelten ''younion'' um die Gunst der Fußballer in Österreich haben sich die Spielervertreter der 28 Bundesligaclubs für die VdF stark gemacht.

Im einem an die younion adressierten Offenem Brief wünschen sie sich die VdF als "einzige berufliche Interessensvertretung". Die Bundesliga hofft als Arbeitgebervertreter weiter auf eine Einigung der beiden Parteien.

Nachdem die younion zuletzt mit Gratis-Mitgliedschaften geworben hatte, konterte die VdF mit einem Offenem Brief samt prominenten Unterzeichnern. U.a. unterschrieben Nicolas Seiwald (Red Bull Salzburg), Jörg Siebenhandl (Sturm Graz), Alexander Schlager (LASK) und Christopher Dibon (Rapid) das Dokument, in dem es heißt, das Verhalten der younion gefährde die Bewegung der Spielervertretung in Österreich und behindere die Arbeit der VdF.

Zuerkennung der Kollektivvertragsfähigkeit beantragt

Die VdF ist nach Zwistigkeiten seit dem Vorjahr nicht mehr unter dem Dach des ÖGB angesiedelt, sondern eine eigenständige Organisation mit laut Eigendefinition etwa 1.000 Mitgliedern. Sie hat beim Bundeseinigungsamt die Zuerkennung der Kollektivvertragsfähigkeit beantragt. Bis zur Entscheidung - die Frist für Stellungnahmen läuft bis 30. Juni - geht das Ringen um die Gunst der Kicker weiter.

Die Lesart, die die VdF dieser Tage vertritt: Im Angesicht der drohenden Entmachtung buhlt der ÖGB aktuell mit kreditschädigenden und unwahren Behauptungen um die Rückkehr der zahlreich abgewanderten Spieler. "Wir verurteilen den hinterhältigen Schritt von Gratismitgliedschaften. Das machen sie nur deswegen, weil sie bis 30.6. ihre Mitgliederzahl beim Bundeseinigungsamt belegen müssen", sagte der VdF-Vorsitzende Gernot Baumgartner. "Was denkt sich ein Mistkübler, der auch bei der younion ist? Der zahlt ein Prozent von seinem Bruttogehalt und die Fußballer dürfen gratis dabei sein?"

Kollektivvertrag gilt für die erste und zweite Bundesliga

Der Kollektivvertrag in Österreich gilt für die erste und zweite Bundesliga. Die VdF vertritt rund 70 Prozent der rund 560 Spieler in einem aufrechten Dienstverhältnis. Bereits vor dem Jahreswechsel waren jene 300 Bundesliga-Fußballer, die ÖGB-Mitglieder waren, aus der Gewerkschaft ausgetreten und zur "Spielervereinigung" gewechselt. Die Mitgliedschaft kostet pro Spieler 29 Euro (Bundesliga), 19 (2. Liga) beziehungsweise 10 (Amateure) pro Monat.

Stimmt das beim Wirtschaftsministerium angesiedelte Bundeseinigungsamt dem Antrag auf Zuerkennung der Kollektivvertragsfähigkeit zu, könnte dies eine Entscheidung mit Signalwirkung sein. In weiterer Folge könnten Interessensvertretungen zahlenmäßig bedeutenderer Berufsgruppen als die Fußballer folgen und ihrerseits die Kollektivvertragsfähigkeit beantragen.

Ebenbauer: "Funktionierende Sozialpartnerschaft" 

Im Falle der Fußballer hat die Österreichische Bundesliga die Kollektivvertragsfähigkeit auf Arbeitgeber-Seite zugesprochen bekommen. Der Liga-Vorstandsvorsitzender Christian Ebenbauer verwies in einer Stellungnahme an die APA auf die "funktionierende Sozialpartnerschaft". "Die Bundesliga und ihre Klubs sind in diesem Fall Arbeitgebervertreter und stehen zum abgeschlossenen Kollektivvertrag. Es ist zu hoffen, dass auf Arbeitnehmerseite bald wieder vollständige Klarheit herrscht. Im besten Fall durch eine Einigung der beiden Parteien im Sinne der Fußballer."

Die ist aktuell aber nicht in Sicht. Rechtsgutachten und Rechtsmeinungen würden bestätigen, dass die neu gegründete Spielervereinigung die Kollektivvertragsfähigkeit nicht erlangen kann, teilte Gewerkschafter Thomas Kattnig zuletzt mit. Nach dem Erhalt des Offenen Briefes am Montag kündigte die younion eine Erklärung an.

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