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Leverkusen-Ass Aleks Dragovic im großen ÖSTERREICH-Interview über seinen Stellenwert in Leverkusen und seine Koch-Künste.

Nationalteam-Kicker Aleksandar Dragovic (29) im großen ÖSTERREICH-Interview. Der Leverkusen-Legionär spricht über die ersten Trainingseinheiten mit Leverkusen, seinen Corona-Alltag und ÖFB-Teamkollegen Marko Arnautovic.

ÖSTERREICH: Hallo Drago, wie läuft das Gruppentraining in Leverkusen ab? Seit wann bist du im Einsatz?

ALEKSANDAR DRAGOVIC: Ich glaube, wir waren zusammen mit Dortmund in Deutschland die ersten, die wieder das Training aufgenommen haben. Das war am 1. April. Am Anfang haben wir in Dreiergruppen gearbeitet, jetzt haben wir schon auf Fünfer-und Sechsergruppen aufgestockt. Die einzelnen Gruppen trainieren schichtweise ab 9 Uhr sowohl in der Bayer Arena als auch im Ulrich-Haberland-Stadion, das gleich daneben ist.

Dragovic ist im Nationalteam ein Schlüsselspieler

Dragovic ist im Nationalteam ein Schlüsselspieler

© GEPA
× Dragovic ist im Nationalteam ein Schlüsselspieler


ÖSTERREICH: Wie schaut konkret so ein Training aus?

DRAGOVIC: Am Anfang haben wir Läufe gemacht mit Parcours und Abschlüssen. Manchmal kommt jetzt sogar ein kleiner Zweikampf dazu. Durch einen Zweikampf wird man - so hat man uns erklärt - nicht infiziert, sondern durch Anhusten durch die Mundbakterien. Aber das Hauptaugenmerk im Training liegt auf dem Passspiel und Schüssen aufs Tor. Dazu machen wir auch Wettbewerbe - zum Beispiel im Fußballtennis. Wir sind rund eine Stunde 15 draußen. Zu fünft oder sechst kann man nicht so viel machen. Dafür lege ich dann zu Hause noch Sondereinheiten ein.

ÖSTERREICH: Und was trainierst du da?

DRAGOVIC: Ich finde, ein Training am Tag ist zu wenig. Um den Flow zu halten, um im Saft zu bleiben, absolviere ich am Nachmittag dann noch Lauf-und Krafteinheiten. Ich möchte mich ja weiterentwickeln und für den Tag X topfit sein.

ÖSTERREICH: Zurück zum Bayer-Training: Ich habe gehört, ihr dürft euch im Stadion nicht einmal duschen

DRAGOVIC: Wir dürfen in der Kabine nur zu zweit sein. Das schaut bei einer Sechsergruppe so aus: Zwei sind in der Heim-, zwei in der Gäste und zwei in der U-19-Kabine. Wir müssen uns an strenge Regeln halten, dürfen niemanden die Hand geben. Es stimmt, wir dürfen uns nicht einmal duschen. Man hat uns gesagt, dass das Duschen nicht das Hauptproblem sei. Sondern, wenn einer von uns mit Corona infiziert ist, bleiben durch den warmen Dampf die Viren länger in der Luft - da wäre die Ansteckungsgefahr sehr groß. Darum duschen wir zu Hause.

ÖSTERREICH: Ihr werdet vom Verein rundum versorgt...

DRAGOVIC: Ja, wir bekommen Frühstück, Baguette und Joghurt. Nach dem Training gibt es für uns ein abgepacktes, eingeschweißtes Essen, das wir mit nach Hause bekommen und dann nur noch warm machen müssen. Ich persönlich frühstücke immer zu Hause, weil ich mit vollem Magen nicht trainieren kann. Außerdem gehe ich vor den Einheiten immer gerne zum Mobilisieren in den Kraftraum. Da meine Freundin jetzt Homeoffice hat, kocht sie für mich und wir essen gemeinsam.

ÖSTERREICH: Deine Freundin ist doch Model, wie schaut da ein Homeoffice aus?

DRAGOVIC: Modeln tut sie schon lange nicht mehr, das habe ich verboten (lacht). Aber Spaß beiseite: Sie jobbt jetzt schon seit einiger Zeit im Marketing.

ÖSTERREICH: Was hat sich durch Corona verändert?

DRAGOVIC: Es ist für jeden sehr aufwendig, kräfteraubend. Du weiß nicht genau, wann es wieder losgeht. Du trainierst, gehst dann in die Kabine, siehst keinen. 50 Prozent aus der Mannschaft triffst du vielleicht nur einmal in der Woche, weil du ja in Kleingruppen arbeitest. Es ist alles etwas salopp ausgedrückt beschissen, aber du musst halt das Beste daraus machen.

ÖSTERREICH: Wann wird es in der Bundesliga weitergehen?

DRAGOVIC: Wie ich es mitbekommen habe, am 9. Mai. Ohne Zuschauer wird das ganz speziell. Zwei Wochen davor müssten wir aber spätestens das Mannschaftstraining wieder aufnehmen.

ÖSTERREICH: Vor der Corona-Pause war Leverkusen ja in toller Form.

DRAGOVIC: Ja, für uns ist es sehr gut gelaufen, wir haben von 14 Pf lichtspielen zwölf gewonnen und nur eines verloren. Ich gehe davon aus, dass die Meisterschaft zu 99 Prozent zu Ende gespielt wird, wir haben noch Chancen auf einen Platz in den Top vier. Auch hoffe ich, dass wir den Pokal beenden können. Da fehlen nur noch zwei Spiele. Wir sind im Halbfinale gegen Saarbrücken. Bis Juni soll das nationale Programm absolviert werden, dann sind die internationalen Bewerbe geplant, hat man uns gesagt. Aber da bin ich nicht so optimistisch.

ÖSTERREICH: Konkreter?

DRAGOVIC: Das hängt auch von Spanien, Italien und England ab -ob die ihre Meisterschaft bis Ende Juni überhaupt durchbringen. Der Europacup wäre dann für Juli/August geplant. Wenn es nach mir geht, müsste man die internationalen Bewerbe absagen. Aber da geht es auch um sehr, sehr viel Geld, darum will es die UEFA wahrscheinlich durchboxen.

ÖSTERREICH: Warum bist du für eine Absage?

DRAGOVIC: Wenn alles nach Plan verläuft, wäre im Juni die Meisterschaft bei uns zu Ende. Die Teams, die noch in der Champions bzw. Europa League dabei sind, müssten dann noch weiter trainieren, um die internationalen Bewerbe zu beenden. Die anderen Vereine hätten schon Urlaub, während wir mit Leverkusen oder die Bayern und Leipzig im August vielleicht noch spielen müssen. Und dann beginnt schon wieder die Meisterschaft. Wie soll das gehen? Wir hätten dann keine Pause.

ÖSTERREICH: Hast du Kontakt zu deinen ÖFB-Teamkollegen?

DRAGOVIC: Sicher. Man tauscht sich aus und fragt, wie es bei ihren Vereinen oder ihren Städten zugeht, was und wie sie trainieren. Marko Arnautovic, der schon gefühlte vier Jahre in Dubai ist (lacht), hat erzählt, dass am Anfang seiner Quarantäne noch alles easy war, aber jetzt ist er schon ganz down. Kein Wunder nach drei Monaten Dubai. Von wegen Strand -den kann er sich abschminken. Das ist alles andere als ein Urlaubsfeeling. Schon um 17 Uhr muss er auf dem Hotelzimmer sein, hat er erzählt. Sie lassen ihn nicht nach China einreisen. Zumindest war das noch der Stand vor einer Woche, da habe ich das letzte Mal mit ihm telefoniert.

ÖSTERREICH: Wie ist deine Situation? Du wolltest ja im Winter wechseln. Du hattest ein konkretes Angebot von Lok Moskau.

DRAGOVIC: Dass ich im Winter wegwollte, ist verständlich. Ich wollte zu einem Verein, bei dem ich mehr Spielpraxis bekomme. Wenn man jede Woche spielt, ist es besser, als nur jede fünfte und sechste Woche. Aber am Ende des Tages war es sogar gut, dass ich nicht nach Moskau oder woanders hin gewechselt bin. Durch Corona würde ich da nur im Hotel sitzen, denn für ein halbes Jahr hätte ich mir sicher keine Wohnung genommen. Was jetzt im Sommer dann passiert, ist völlig offen. Ich glaube, in diesem Jahr geht es primär nur ums Überleben, ich denke, das ganze Jahr 2020 wird uns mit Corona noch beschäftigen. So lange kein Impfstoff da ist, wird der Virus nicht weggehen.

ÖSTERREICH: Du wolltest wegen der Nationalmannschaft wechseln?

DRAGOVIC: Ja, aber im Team habe ich schon oft bewiesen, dass ich auch ohne Spielpraxis gute Leistungen abrufen kann. Auch wenn ich bei Leverkusen meine Chance bekomme, habe ich nicht enttäuscht. Wie zuletzt bei unserem 3:1 in Glasgow. Jedenfalls war das Feedback gut. Und dass der Verein mich braucht, zeigt ja die Tatsache, dass ich keine Freigabe bekommen habe. Die Situation ist nicht einfach, aber ich denke positiv und jammere nicht.

ÖSTERREICH: Abschließende Frage: Stimmt es, dass du jetzt in deiner Freizeit auch kochst?

DRAGOVIC: Ja, da ich so viel Zeit habe, experimentiere ich in der Küche. Früher habe ich immer gesagt, die Frau ist fürs Kochen zuständig. Mittlerweile koche ich schon mehr als sie (lacht).

Das Interview führte Wolfgang Ruiner

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