Für viele überraschend musste Julian Nagelsmann vergangene Woche bei den Bayern seinen Hut nehmen und wurde durch Thomas Tuchel ersetzt. Jetzt sickert durch: Die Mannschaft war gespalten – nicht alle Stars standen hinter ihrem Trainer.
Nach Trainerwechseln ist es ein übliches Spiel: Die Spieler geben sich überrascht, zollen ihrem nunmehrigen Ex-Coach Respekt und schicken zum Abgang warme Worte hinterher. So geschehen auch bei Julian Nagelsmann, nachdem er von Bayern knallhart vor die Tür gesetzt wurde.
Allen voran Leon Goretzka und vor allem Joshua Kimmich zeigten sich enttäuscht: "Wir müssen lernen, damit umzugehen. Wenn es zu einem Trainerwechsel kommt, ist es immer enttäuschend. Wir Spieler haben es nicht geschafft, gute Ergebnisse zu erzielen", sagte Kimmich und betonte: "Ich kann ganz klar sagen, dass der Trainer die Kabine nicht verloren hat."
Allerdings: Laut "Kicker" kann der Mittelfeldstar und dritte Kapitän der Münchner damit nur für einen Teil der Mannschaft sprechen. Denn abgesehen von den offiziellen Abgangs-Statements der Spieler – die oft ohnehin aus der Feder von PR-Agenturen stammen – ist vielsagender, wer sich nicht oder spät zum Nagelsmann-Aus geäußert hat.
Kimmich war Nagelsmanns Vertrauer im Team
Während Kimmich in der Tat als erster Ansprechpartner von Nagelsmann im Team galt, kann man das von anderen Routiniers nicht behaupten. Auch die "Bild" berichtet, dass es intern zwei Lager gab: Neben Kimmich und Goretzka sollen Matthijs de Ligt, Dayot Upamecano und Benjamin Pavard Fürsprecher von Nagelsmann gewesen sein.
Verhältnis mit Kapitän Neuer zerrüttet
Auf der anderen Seite war offenbar Kapitän Manuel Neuer kein Nagelsmann-Fan. Nach dem Wirbel um seinen Skiunfall und die von Nagelsmann forcierte Freistellung von Tormanntrainer Toni Tapalovic, einem engen Vertrauten des Routiniers, wenig überraschend. Auch Bayern-Ikone Thomas Müller soll skeptisch, im besten Fall neutral gegenüber dem Trainer gewesen sein. Darüber hinaus hatte Nagelsmann auch von Sven Ulreich, Serge Gnabry, Leroy Sané, Jamal Musiala, Joao Cancelo und Sadio Mané nicht den vollen Rückhalt.
Bleibt abzuwarten, wie Nagelsmann-Nachfolger Tuchel mit den Hierarchien bei Bayern umgehen wird – und ob er die Stars wieder zusammenschweißen kann.
