Marcel Sabitzer hat nach seinem Wechsel von Leipzig noch nicht in eine neue Rolle gefunden und muss sich Kritik anhören.
Als ÖFB-Teamkicker und Leipzig-Führungsspieler Marcel Sabitzer Ende August für rund 16 Millionen Euro zu Bayern München wechselte, war er durchaus mit Vorschusslorbeer bedacht worden. Im Münchner Starensemble aber ist der 27-Jährige bisher noch nicht richtig angekommen und muss sich Kritik gefallen lassen. Am Mittwoch erlebt er im Champions-League-Achtelfinale das Wiedersehen mit seinem ehemaligen Arbeitgeber Salzburg. Lothar Matthäus prophezeit ihm einen schweren Stand.
Dabei hatte Bayern-Vorstandsvorsitzender Oliver Kahn dem Steirer bei seiner Vorstellung noch "keine lange Eingewöhnungszeit" attestiert. Schließlich sei Sabitzer mit der Philosophie von Neo-Coach Julian Nagelsmann bestens vertraut. Der Neue an der Bayern-Seitenlinie war es auch, der sich seinen Ex-Spieler wünschte - und bekam. Sabitzer habe Nagelsmann-Nachfolger Jesse Marsch "schon auch spüren lassen, dass er Julian vermisst", erklärte Leipzigs Geschäftsführer Oliver Mintzlaff jüngst gegenüber "Sky" zu einem der Gründe für den Sabitzer-Abgang.
Für Sabitzer, der aktuell laut den Bayern für ein Interview nicht zur Verfügung steht, ging eigenem Bekunden nach "ein Kindheitstraum" in Erfüllung. Und die Bayern sahen sich mit einem vielseitigen Mittelfeldspieler verstärkt, der sich bereits in Bundesliga und Champions League bewährt hatte. Doch die bisherige Bilanz wird den 58-fachen ÖFB-Teamspieler, der 2014/15 in Salzburg kickte, nicht zufriedenstellen: 20 Partien, davon fünfmal in der Startelf (zweimal als Linksverteidiger), hat Sabitzer auf seinem Bayern-Konto.
Mittelfeld von DFB-Stars besetzt
Angesichts der hochkarätigen Konkurrenz sei die Lage Sabitzers aber auch nicht verwunderlich, findet die deutsche Fußballlegende Lothar Matthäus. "Das Mittelfeld ist quasi jenes der DFB-Elf." Zudem komme Sabitzer eigentlich nur für eine zentrale Rolle infrage: "Für außen hat er nicht die Geschwindigkeit", erklärte der CL-Experte von Sky Sport Austria gegenüber der APA.
Matthäus ist skeptisch. "Wenn alle anderen fit sind, ist er kein Startelfspieler", sagte der DFB-Rekordteamspieler und erinnerte daran, "dass schon viele, die zu Bayern gekommen sind, es nicht geschafft haben." Matthäus prophezeite Sabitzer eine schwere Zeit. "Er hat meist nur Kurzeinsätze bekommen, ist dann vielleicht verkrampft und wird auch von den Mitspielern nicht so gesucht wie in Leipzig."
"Noch viel Luft nach oben"
Erst kürzlich bezeichnete Bayerns ehemaliger Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge Sabitzer gegenüber "Sky" als "Luxustransfer", der den Kader "nicht so verbessert" hätte, "wie man sich das vielleicht vorgestellt hat". Selbst sein Berater Roger Wittmann gestand ebendort, "dass er viel, viel Luft nach oben hat". Das sah Nagelsmann Ende November ähnlich, als er den Medien versicherte: "In ihm steckt viel, viel mehr, als wir aktuell sehen."
Anfang Februar hatte der 34-Jährige warme Worte für Sabitzer bereit. "Er rückt jetzt immer näher heran und entwickelt sich zu einer sehr guten Kadergröße, was wir uns auch versprochen haben", meinte der er. Den Beweis könnte Sabitzer vielleicht an seiner ehemaligen Wirkungsstätte in Wals-Siezenheim erbringen.