Weiter in der Krise

Talente versauern! Wie Italien seine Zukunft verspielt

Supertalent Francesco Camarda (17) & Co bleiben auf der Strecke. Warum Italiens Vereine ihre größten Talente ignorieren und die Nationalmannschaft dafür büßen muss

Sie schießen Tore wie am Fließband, aber Chancen bekommen sie keine! Italiens Mega-Talente wie Milan-Wunderkind Francesco Camarda (17) oder Inters U21-Star Francesco Pio Esposito (19) werden ausgerechnet von ihren eigenen Klubs ausgebremst. Während in Ländern wie Spanien und England ihre Youngsters ins Rampenlicht rücken, verschenkt der italienische Fußball seine Zukunft.

Milan schiebt Camarda ab, trotz 485 Toren!

485 Tore in nur 89 Jugendspielen. Eine unfassbare Bilanz, die sich liest wie aus einem Videospiel. Doch statt endlich den Durchbruch im Profiteam des AC-Milan zu bekommen, soll laut Transfer-Experte Gianluca Di Marzio Camarda jetzt nach Lecce abgeschoben werden, sogar mit Kaufoption!

Immerhin Serie-A, aber ausgerechnet zu einem Klub, der für seine destruktive Spielweise bekannt ist. Wo Verteidigen wichtiger ist als Tore zu schießen. Ist das der richtige Ort für eines der größten Talente Europas?

Dabei sucht der kriselnde AC Mailand händeringend nach einem echten Knipser, denn die vier Stürmer Gimenez, Morata, Jovic und Abraham kamen zusammen auf gerade einmal 15 Tore in der vergangenen Serie-A-Saison. Und da soll ein Ausnahmetalent wie Camarda keine Chance bekommen?

Esposito trifft, doch Inter kauft lieber Bonny

Nicht besser wird's bei Stadtrivale Inter Mailand. Francesco Pio Esposito (19), vergangene Saison an Spezia verliehen, glänzte mit 19 Saisontoren in der Serie-B und schoss gegen River Plate bei der Klub-WM sogar den Führungstreffer zum Achtelfinale für die Mailänder.

Doch statt ihm endlich eine echte Chance zu geben, soll Inter laut italienischen Medien lieber Parmas Angel-Yoan Bonny (21) für rund 24 Millionen Euro holen. Der Franzose kam vergangene Saison gerade mal auf 6 Treffer in der Serie-A.

Ein klares Misstrauensvotum gegenüber dem eigenen Nachwuchs und ein Sinnbild für ein tiefgreifendes Problem im italienischen Fußball.

Francesco Pio Esposito jubelt bei seinem Führungstreffer gegen River Plate.

Francesco Pio Esposito jubelt bei seinem Führungstreffer gegen River Plate.

© getty images

Italien wieder auf WM-Abwegen

Dass Italien erneut auf eine WM-Teilnahme zittert, ist kein Zufall. Es fehlt im "Calcio" an klarer Jugendstrategie. Nur drei Serie-A-Klubs betreiben U23-Teams, Talente werden oft endlos verliehen oder versauern im Nachwuchs, bis sie 20 sind. Trainer-Ikone Fabio Capello brachte es jüngst auf den Punkt: Barcelonas und Spaniens Supertalent Lamine Yamal (17) "hätte in Italien nie gespielt." 

Statt auf die eigene Jugend zu setzen, holen Italiens Vereine lieber Altstars oder austauschbare Legionäre. Der kurzfristige Erfolg zählt mehr als die Zukunft der Nationalelf. Während in England, Spanien oder Frankreich 18-Jährige debütieren und durchstarten, braucht es in Italien fast ein Wunder, um es in die Startelf zu schaffen.

Calcio bremst sich selbst aus

Wenn Talente wie Camarda und Esposito nicht bald echte Chancen bekommen, droht Italiens Fußball endgültig der Abstieg. Auf Klubebene wie im Nationalteam. Der Nachwuchs ist da. Aber Vertrauen? Fehlanzeige.

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