FIFA-Skandal

Zweifel an Platini-Erklärung

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Frankreichs Sportminister fordert: "Alle Verdächtigungen aus dem Weg räumen."

Mit einer brüchigen Verteidigungsstrategie im FIFA-Skandal hat UEFA-Präsident Michel Platini Zweifel an seiner Glaubwürdigkeit genährt. Die Erklärung des Franzosen, der höchst umstrittene Fußball-Weltverbandschef Joseph Blatter habe ihm ein Berater-Honorar in Millionenhöhe wegen angeblich knapper FIFA-Kassen erst mit neun Jahren Verspätung auszahlen lassen, sorgte am Mittwoch für Verwunderung.

Der französische Sportminister Patrick Kanner forderte Platini deshalb auf, "alle Verdächtigungen aus dem Weg" zu räumen. Sogar Frankreichs einflussreiche Sportzeitung "L'Equipe" titelte: "Platini in Gefahr".

Platini will Blatter beerben

Internationalen Medien konterten Platinis Argumentation umgehend mit dem Verweis auf die FIFA-Bilanzen. Im Jahr 2002 hatte Blatter demnach einen Gewinn von 115 Millionen Schweizer Franken (105,49 Mio. Euro) verkündet. Dass der Schweizer im gleichen Zeitraum seinen damaligen Intimus Platini für dessen Dienste angeblich nur anteilig entlohnen konnte, weil das Geld fehlte, erscheint zumindest seltsam. Erst im Jahr 2011 seien dann auf Nachfrage weitere zwei Millionen Schweizer Franken (1,83 Mio. Euro) für seine Arbeit zwischen Jänner 1999 und Juni 2002 geflossen, erklärte Platini.

Der 60-Jährige wischte in einem Interview der Nachrichtenagentur AFP alle Zweifel an seiner Integrität beiseite und bekräftigte seine Absicht, für die Nachfolge Blatters zu kandidieren. Doch Platinis zweifelhafte Beteuerungen allein dürften kaum reichen. Der Franzose muss nun belegen, dass die FIFA-Zahlung sowohl juristisch als auch moralisch vertretbar war. Genau das erwartet auch die Schweizer Bundesanwaltschaft, die Platini bereits als Auskunftsperson im Strafverfahren gegen Blatter vernommen hat.

Aussage vor Ethikkommission
Der UEFA-Chef sei eben nicht bloß als Zeuge im Visier der Justiz, sondern als "etwas zwischen Zeuge und Beschuldigter", stellte Bundesanwalt Michael Lauber noch einmal klar. Zudem schloss Lauber nicht aus, dass nach der FIFA-Zentrale auch das Hauptquartier der UEFA nach Beweisen durchsucht werden könnte. Auch die Eröffnung eines Strafverfahrens gegen Platini erscheint keineswegs unmöglich.

Platini will seine Karriere mit einer Aussage vor der Ethikkommission der FIFA retten, die über mögliche Sperren für ihn und Blatter offenbar noch nicht entschieden hat. Ohnehin müsste der frühere Weltklasse-Fußballer einen Integritätscheck des FIFA-Wahlkomitees bestehen, ehe er zur Präsidentenwahl zugelassen wird. Für den Weltverband wäre Platini als Chef eine große Chance, versicherte Frankreichs Sportminister Kanner dem Sender France Info. "Aber ich stelle auch fest, dass es einen neuen Fall gibt", fügte der Spitzenpolitiker unter Verweis auf die dubiose FIFA-Zahlung hinzu.

Platini war bisher Favorit auf die Nachfolge von Blatter. Die Schweizer Justiz ermittelt gegen Blatter "wegen des Verdachts der ungetreuen Geschäftsbesorgung" und Veruntreuung. Der 79-jährige Boss bestreitet die Vorwürfe und will wie angekündigt bis Februar 2016 im Amt bleiben. In einer Rede vor FIFA-Mitarbeitern hatte der 79-Jährige zu Wochenbeginn versichert, er habe nichts Illegales getan.

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