Mit breiter Brust nach Zagreb

Salzburg genießt Tabellenführung zur Königsklassen-Halbzeit

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Die Ausgangslage vor der "zweiten Hälfte" der Champions-League-Gruppenphase könnte für Salzburg viel besser nicht sein.

Dank des 1:0-Heimsiegs über Dinamo Zagreb nehmen Noah Okafor und Co. die restlichen drei von sechs Spielen mit fünf Punkten überraschend als Tabellenführer in Angriff, zumindest das internationale Überwintern in einer schweren Gruppe mit Chelsea und AC Milan ist damit in Reichweite. "Das waren sehr, sehr wichtige drei Punkte", sagte Kapitän Andreas Ulmer.

Vor ausverkauften Rängen (28.864) stellte "Oldie" Ulmer in seiner 23. CL-Partie einmal mehr seine Bedeutung für die ansonsten blutjunge Truppe unter Beweis. In der 68. Minute war es der Linzer, der seinen 37 Jahren mit viel Dynamik trotzte und Dinamo-Defensivmann Sadegh Moharrami zu jenem Foul zwang, das den entscheidenden Elfer bedeutete. Okafor ließ sich die Chance auf das dritte Tor im dritten CL-Saisonspiel nicht nehmen. Schon bei den 1:1-Unentschieden gegen Milan und bei Chelsea hatte der Schweizer getroffen. "Ich glaube, ich bin momentan gut drauf", meinte der 22-Jährige bescheiden und fand auch lobende Worte für Vorbereiter Ulmer: "Er macht uns besser und gibt immer gute Tipps", erklärte Okafor über den Außenverteidiger, der im Finish mit Muskelproblemen im Oberschenkel vom Platz musste. "Ich hatte schon vor dem Spiel kleine Probleme, es ist aber sicher nicht so schlimm", gab Ulmer später Entwarnung.

Sieg mit hohem Stellenwert

Gegen Milan und Chelsea durfte man sich noch in der Rolle des gefährlichen Außenseiters gefallen, diesmal ging Salzburg mit der Bürde des Favoriten ins Spiel. Gerade in der ersten Hälfte war das gegen einen tief stehenden Gegner scheinbar zu merken. "Wir waren dominant unterwegs, im letzten Drittel haben wir ein bisschen die Zielstrebigkeit vermissen lassen", gab Jaissle an. Chancen waren durchaus vorhanden, in den entscheidenden Situationen fehlte aber die Präzision, manchmal auch das Glück.

Jaissle wollte von der Last der Favoritenrolle nichts wissen. "Sie haben überhaupt keinen Druck verspürt, weil es für uns nach wie vor ein Privileg ist, in der Champions League zu sein", betonte der 34-Jährige, der nach 11 CL-Spielen eine positive Bilanz von 4 Siegen, 4 Remis und 3 Niederlagen vorweisen kann. In der Pause dürfte Jaissle jedenfalls die richtigen Worte gefunden haben. "Sie sind dann heiß und sehr motiviert aus der Kabine gegangen", beschrieb der Coach die Vorstellung nach der Pause und durfte schließlich Rosen streuen: "Ich ordne diesen Sieg sehr hoch ein, wie jeden Punkt in der Champions League. Die vergangene Champions-League-Saison war bereits historisch und überragend. Dass wir so performen gegen Milan und Chelsea, ist nicht selbstverständlich. Und dass wir gegen so eine extrem starke Mannschaft wie Zagreb so bestehen, zeugt von unglaublicher Reife."

Nach dem Abpfiff und hektischen Schlussminuten, in denen Zagreb auf den Ausgleich drängte, musste Jaissle "einmal ordentlich durchpusten, weil es am Schluss ein extrem knappes Spiel war", wie er meinte. Oder in den Worten von Offensivmann Luka Sucic: "Es war ein richtiger Arbeitssieg." Tatsächlich hätte die Partie trotz spielerischer Dominanz über weite Phasen auch anders ausgehen können. Die erfahrene Dinamo-Truppe mit Ex-Rapidler Robert Ljubicic auf der Außenbahn hatte sichtlich das Potenzial, aus den wenigen Möglichkeiten das Maximum herauszuholen. Das von Jaissle prophezeite Spiel auf Augenhöhe wurde dieser Einschätzung durchaus gerecht.

Köhn als Fels in der Brandung

In der Nachspielzeit war es auch Glück für Salzburg, dass das 1:1 von Arijan Ademi wegen Abseits aberkannt wurde. Mit Philipp Köhn konnte sich Salzburg zudem auf einen Tormann stützen, der in den entscheidenden Momenten hellwach war. Mit einem kräftigen Ganzkörper-"Schüttler" beglückwünschte Jaissle den Schweizer: "Ich habe ihm für seine Glanztat gratuliert. Er gibt uns großen Rückhalt auf diesem Niveau."

Salzburg Dinamo
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Nachdem man in der Liga gegen Rapid und den LASK zweimal nur remisiert hatte, holte man sich nun auf höchster Ebene wieder neues Selbstvertrauen. Im Rückspiel in Zagreb kann Salzburg die entscheidende Weiche stellen, zumindest im Hinblick im Kampf um Platz drei. Bei einem Auswärtssieg läge man bereits fünf Punkte vor Dinamo, das dann Siege sowohl gegen Milan als auch Chelsea bräuchte, um die "Bullen" noch zu überholen. Und selbst Platz zwei ist nicht unrealistisch. Salzburg hält nach drei Partien bei 5 Punkten, Milan und Chelsea bei je 4, Zagreb bei 3.

"Wir haben eine breite Brust, wollen auch dort unseren Fußball auf den Platz bringen", stellte Jaissle klar. "Es wird dort eine riesengroße Challenge, denn sie werden alles versuchen, um uns zu schlagen." Das zumindest versprach Zagreb-Coach Ante Cacic. "Wir werden vor unseren eigenen Fans eine andere Mannschaft sehen. Da müssen wir anders auftreten, es ist ein sehr wichtiges Spiel", kündigte der 69-Jährige an.

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