Zwei Eigentore

Japan lässt England gewinnen

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Neuseeland feierte derweil den 'größten Sieg der Geschichte'.

Englands Fußball-Nationalteam hat am Sonntag bei der WM-Generalprobe einen Sieg gefeiert. Der Weltmeister von 1966 setzte sich vor über 15.000 Zuschauern in der Grazer UPC Arena gegen Japan mit 2:1 durch, wobei die Treffer der "Three Lions" aus Eigentoren resultierten. Tanaka (72.) und Nakazawa (83.) trafen ins falsche Tor, in der 6. Minute hatte Tanaka die Asiaten noch überraschend in Führung gebracht.

Beim Gegentor leisteten sich die Engländer ein kollektives Nickerchen - nach einem flach in den Strafraum gespielten Eckball konnte Tanaka aus zehn Metern relativ unbedrängt einschießen. Danach entwickelte sich bei typisch britischem Wetter eine Partie ohne allzu hohes Tempo. Rooney und Co. erarbeiteten sich zwar eine Feldüberlegenheit, fanden gegen die taktisch disziplinierten und technisch starken Japaner aber nur wenige Torchancen vor.

Lampard scheitert vom Punkt
Die beste Möglichkeit vergab Lennon in der 14. Minute, als er nach optimaler Rooney-Vorlage an Goalie Kawashima scheiterte. Weitere Versuche von Lampard (24.), Bent (30.) und Rooney (37.) blieben erfolglos, auf der Gegenseite zielte Okazaki nach Ferdinand-Fehler über die Querlatte (15.).

Nach der Pause brachte Capello unter anderen Steven Gerrard an dessen 30. Geburtstag und stellte auf eine Solo-Spitze um, was sich bezahlt machte: England agierte druckvoller und kam in der 56. Minute den Ausgleich ganz nahe. Honda wehrte einen Freistoß von Lampard im Strafraum mit der Hand ab, beim dafür verhängten Elfer besann sich der Chelsea-Star der alten englischen Tradition - Kawashima fischte den Ball aus der linken Ecke.

Zwei Eigentore von Japan
Die Engländer ließen sich davon nicht beirren, drückten weiter auf den Ausgleich und wurden dafür in der 72. Minute belohnt. Nach einer scharfen Flanke von Joe Cole beförderte Tanaka den Ball aus kurzer Distanz per Hechtkopfball ins eigene Tor. Elf Minuten später bezwang Nakazawa nach einer Hereingabe von Ashley Cole ebenfalls seinen eigenen Keeper.

Von den Japanern war in der zweiten Hälfte in der Offensive relativ wenig zu sehen. Englands Goalie Hart durfte sich bei Schüssen von Honda (51.) und Morimoto für das Einserleiberl bei der WM empfehlen, wäre aber bei einem Kopfball von Abe (89.) ans Lattenkreuz machtlos gewesen.

Der Weltmeister von 1966 trat noch am Sonntag die Heimreise nach London an, ehe es am Mittwoch nach Südafrika geht, wo Slowenien, die USA und Algerien als Gruppengegner warten. Die Japaner, die bei der WM auf die Niederlande, Dänemark und kamerun treffen, flogen wieder in ihr Schweizer Camp zurück.

Neuseeland feiert größten Sieg der Geschichte
Eine halbe Stunde nach dem Schlusspfiff konnte Ricki Herbert sein Glück noch immer nicht fassen. "Das war sicher der größte Sieg in unserer Fußball-Geschichte. Aber noch glücklicher bin ich über unsere Leistung", jubelte der neuseeländische Teamchef am Samstag über den sensationellen 1:0-Triumph im WM-Testspiel im Klagenfurter Wörthersee-Stadion gegen Serbien.

"Dieses Spiel gibt uns viel Selbstvertrauen. Wir haben gezeigt, was wir können", sagte der Betreuer, dessen Mannschaft erst am späten Mittwochabend nach 40-stündiger Anreise im Trainingscamp in St. Lambrecht gelandet war und obendrein auf Middlesbrough-Legionär Chris Killen (Hochzeit) und Vize-Kapitän Tim Brown (Schulterverletzung) verzichten musste.

"Nach wie vor Underdog"
Die "All Whites" galten bei der Endrunde gemeinsam mit Nordkorea als der größte Außenseiter, seit dem Überraschungserfolg aber dürften die Gruppengegner Italien, Slowakei und Paraguay gewarnt sein. "Doch wir sind nach wie vor der Underdog", betonte Herbert. Bei aller Tiefstapelei hofft der 52-Jährige dennoch auf den großen Coup in Südafrika. "Mein Land hat bisher bei einer WM nur verloren, das wollen wir unbedingt ändern."

Bei der einzigen Endrunden-Teilnahme des Teams aus Ozeanien 1982 in Spanien setzte es drei Niederlagen und das Aus nach der ersten Gruppenphase, damals war Herbert als Spieler dabei. Nicht nur aus dieser WM, auch aus allen anderen Niederlagen gegen namhafte Gegner hat der 61-fache Teamspieler die Lehren gezogen und eine neue Taktik kreiert.

Defensivriegel statt Kick and Rush
Vor drei Innenverteidigern beschäftigt sich eine Viererkette ebenfalls vornehmlich mit Verteidigen, vorne ist ein Trio für Nadelstiche zuständig. "Wir spielen mit diesem System schon seit ein paar Monaten. Das hat gegen Bahrain geklappt (Anm.: im entscheidenden WM-Play-off) und jetzt auch gegen Serbien. So werden wir bei der WM spielen, aber wir haben auch einen Plan B", meinte Herbert.

Der Teamchef durchbrach die jahrzehntelange Tradition des Kick-and-Rush-Fußballs in seiner Heimat. "Früher hat Neuseeland immer mit einem Spieler vorne gespielt, und der Rest hat verteidigt. Jetzt haben wir drei Offensive, und das scheint sich bezahlt zu machen. Außerdem ist diese Taktik ideal für unser derzeitiges Spielermaterial", analysierte Herbert.

Die Serben bezeichnete der Neuseeländer als "Weltklassemannschaft", auch wenn davon am Samstag nichts zu sehen war. Deren Teamchef Radomir Antic wollte dennoch nicht in Panik verfallen. "Wir befinden uns mitten in der Vorbereitung. Entscheidend ist, dass wir im ersten WM-Match in Topform sind", erklärte der serbische Nationaltrainer.

Pleite für Südkorea
Südkoreas Fußballer haben ihre erste Testspiel-Niederlage bezogen. Der Halbfinalist von 2002 verlor am Sonntag 0:1 (0:0) gegen Weißrussland, nachdem es zuvor 2:0-Erfolge über Ecuador und Japan gegeben hatte. Sergej Kisliak traf in der 53. Minute in Kufstein für die Weißrussen. In ihrem letzten Test treffen die Südkoreaner am Donnerstag in Innsbruck auf Europameister Spanien.

Südkorea spielt beim Turnier in Südafrika in der Gruppe B zuerst gegen Ex-Europameister Griechenland. Weitere Kontrahenten sind der zweifache Weltmeister Argentinien und Nigeria. Trainer Huh Jung-moo muss seinen vorläufigen Kader noch um drei Akteure auf 23 Spieler reduzieren.

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