Kündigung

Kiesenebner sucht das Glück in der Heimat

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Nach (zu) langer Regeneration erhielt Norwegen-Legionär Kiesenebner von Lilleström den blauen Brief. Jetzt will der Ex-Austrianer wieder nach Österreich.

Das Gastspiel von Österreichs zwölffachem Fußball-Teamspieler Markus Kiesenebner beim norwegischen Erstligisten Lilleström geht Ende Oktober unrühmlich zu Ende. Der Tabellen-Zwölfte der Tippeligaen hat dem 29-Jährigen wegen der aus der Sicht des Clubs zu langen Regenerationszeit die fristlose Kündigung geschickt. Kiesenebner kämpft aber gegen die Entscheidung an, obwohl "das Thema für mich eigentlich abgeschlossen ist".

Lösung gesucht
Kiesenebner hatte in dieser Woche neuerlich ein Gespräch mit dem norwegischen Club, um eine außergerichtliche Lösung zu finden. "Der Verein hat gesagt, dass er es anders lösen will. Wir sind am Verhandeln", berichtete Kiesenebner. Deshalb reist nächste Woche auch Manager Jürgen Werner nach Norwegen.

Kiesenebner, der noch einen Vertrag bis Ende 2010 hätte, geht es dabei aber nicht ums Geld. "Das ist ein Skandal, eine Riesen-Sauerei, wenn das durchgeht. Dann muss jeder Spieler, der sich einen Kreuzbandriss oder andere schwere Verletzungen zuzieht, Angst haben, seinen Job zu verlieren", sagte der gebürtige Linzer, der stets mit einer Knieverletzung zu kämpfen hatte.

Macht das Beispiel Schule?
Zudem handle es sich dabei um keinen Einzelfall. "Es geht jetzt anderen Spielern schon ähnlich. Es haben mir schon einige gesagt, dass sie die nächsten sein werden", merkte Kiesenebner an. Der 1,81 m große Mittelfeldspieler hält sich derzeit noch bei Lilleström fit, allerdings außerhalb des Mannschaftstrainings, um keine Verletzung mehr zu riskieren, und fliegt am 2. November mit seiner Frau Michaela und Sohn Matteo nach Wien.

Auf Klub-Suche
In Österreich will der einfache ÖFB-Teamtorschütze vorerst bei einem Verein im "Wiener Raum" mittrainieren und in der Winterübertrittszeit bei einem Bundesliga- oder Erste-Liga-Club unterkommen. "Ich bin für alles offen, muss nicht in der Bundesliga spielen", betonte Kiesenebner.

Im Vordergrund steht für den 29-Jährigen, wieder Spielpraxis zu sammeln ("Es ist wichtig, wieder zu spielen"). Sein bisher letztes Pflichtspiel für die Norweger hat der Ex-Austrianer im September 2007 bestritten. "Ich will wieder Spaß am Fußball finden, der ist mir im vergangenen Jahr genommen worden", erklärte der schussstarke Mittelfeldspieler.

Steiniger Weg nach oben
Körperlich fühlt sich der Ex-LASK-Spieler "sehr gut", nur bei höheren Belastungen spüre er einen Muskelkater. Bei hundertprozentiger Fitness traut sich der Oberösterreicher auch durchaus noch einmal ein Auslands-Engagement zu. "Es ist noch etwas möglich, mit 29 Jahren bin ich im besten Fußball-Alter. Nur nach Norwegen werde ich sicher nicht mehr gehen", sagte Kiesenebner. Vorerst will er aber kleinere Brötchen backen, sich kontinuierlich wieder nach oben arbeiten. In dieser Zeit sei auch an eine Einberufung ins Nationalteam klarerweise nicht zu denken.

Team aus der Ferne beobachtet
Die Auftritte des ÖFB-Teams hat der 29-Jährige aber schon verfolgt. "Ein neuer Trainer braucht seine Zeit, Karel Brückner ist ein hervorragender Mann, es ist nicht der richtige Weg, jetzt gleich wieder alles in Frage zu stellen", stärkte Kiesenebner dem Tschechen den Rücken. Gegen "kleinere" Gegner (Färöer auswärts 1:1) habe sich die ÖFB-Truppe immer schon schwergetan, gegen Serbien (1:3) könne man verlieren, fügte der 155-fache österreichische Bundesligaspieler (17 Tore) hinzu.

Missglücktes Auslands-Abenteuer
Kiesenebner, der am 28. April 2004 beim 4:1-Sieg gegen Luxemburg im ÖFB-Teamdress debütiert hatte, wechselte im Juni 2007 von der Wiener Austria nach Norwegen und wollte von dort den Wechsel in die englische Premier League schaffen. Tatsächlich kam er bei Lilleström allerdings nur zweimal in der Meisterschaft und einmal im UEFA-Cup (bei der blamablen 0:1-Auswärtsniederlage in der ersten Qualifikationsrunde im Juli 2007 gegen UN Käerjeng/LUX) - jeweils als Joker - zum Einsatz.

Seinen Transfer bereut er im Nachhinein aber trotzdem nicht. "In dem Moment war es der richtige Schritt, ich habe sehr viel gelernt und viel Lebenserfahrung gewonnen. Dass kann mir keiner mehr nehmen", sagte Kiesenebner, der seine Karriere "so lange es geht" fortsetzen möchte.

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