Er ist Jahrhundert-Rapidler, aber als LASK-Trainer will er am Samstag Rapid schlagen.
ÖSTERREICH: Sehen Sie eine Chance, Herr Krankl?
Hans Krankl:
Ja. Ich hoffe, dass der Herrgott auf uns runterschaut und dass die
Mannschaft gegen Rapid über sich hinauswächst. Es ist der Kampf David gegen
Goliath. Wir sind der klare Außenseiter, wir brauchen ein Wunder. Rapid ist
besser als Salzburg!
ÖSTERREICH: Kann Rapid noch Meister werden?
Krankl: Die
Möglichkeit ist da. Eine kleine Möglichkeit zwar, aber immerhin.
ÖSTERREICH: Vorausgesetzt, Rapid gewinnt in Linz ...
Krankl:
Der LASK braucht auch Punkte. Geschenke darf Rapid nicht erwarten.
ÖSTERREICH: Sie haben immer gesagt, dass grün-weißes Blut durch Ihre
Adern fließt. Was ist das dann für ein Gefühl, gegen Rapid zu spielen?
Krankl:
Ein sehr gutes. Ich freue mich darauf. Rapid ist der Verein des Blutes und
des Herzens. Daran wird sich nie etwas ändern. Aber als LASK-Trainer möchte
ich Rapid bezwingen. Ich gebe alles für den LASK. Das ist mein Job.
ÖSTERREICH: Wäre es für Sie ein ganz besonderer Sieg?
Krankl:
Natürlich! Was für eine Frage! Als Ex-Rapidler willst du Rapid schlagen!
ÖSTERREICH: Warum?
Krankl: Das ist eben so. Du willst dich
gut präsentieren. Du willst zeigen, dass es dich noch gibt, dass du noch
lebst. Und du willst beweisen, dass du ein guter Trainer bist. Als Spieler
habe ich mit Vienna und Sportclub gegen Rapid gewonnen. Als Trainer ist mir
das mit Admira und Mödling gelungen.
ÖSTERREICH: Würden Ihnen die Rapid-Fans einen Sieg mit dem LASK verzeihen?
Krankl:
Rapid hat die besten Fans der Welt. Die wissen, dass ich sie liebe, dass ich
Rapid liebe. Und ich weiß, dass die Fans mich lieben. Ob ich jetzt mit dem
LASK gegen Rapid gewinne oder nicht, ändert nichts daran. Das
Hanappi-Stadion ist mein Wohnzimmer. Es ist das Nonplusultra. Was dort
abgeht, ist ein Wahnsinn. Wie in England! Fußball pur! Doch die Anhänger des
LASK sind auch toll. Am Samstag muss die Gugl voll sein – das wünsche ich
mir.
ÖSTERREICH: Wie erklären Sie sich Ihre tiefe Verbundenheit mit Rapid?
Krankl:
Ganz einfach: Ich bin als Bub mit 12 zu Rapid gekommen, habe dann mit 17 zum
ersten Mal in der Kampfmannschaft gespielt. Das ist eine Riesenehre für mich
gewesen. Hans Buzek, Johnny Bjerregaard, Toni Fritsch, Rudi Flögel – das
waren Idole meiner Jugend. Und plötzlich habe ich mit ihnen gespielt. Ich
habe da viel gelernt – und ich habe „Sie“ zu allen gesagt, das muss man sich
vorstellen. Heute haben die Jungen nicht mehr die Gelegenheit und das Glück,
mit solchen Fußballern zu spielen.
ÖSTERREICH: Viele würden fast alles darauf verwetten, dass Sie irgendwann
wieder zu Rapid zurückkehren.
Krankl: Wenn das wer glaubt,
fühle ich mich geehrt – und ich bin geschmeichelt. Vielleicht ist die Zeit
einmal reif dafür. Egal, in welcher Position ... Aber jetzt bin ich
LASK-Trainer und möchte Rapid besiegen!
Interview: Christian Russegger/ÖSTERREICH