Höhenflug

Maierhofer: "Kollegen haben Respekt"

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Torjäger und Leitwolf: Stefan Maierhofers neues Leben bei Duisburg.

Herzlich Willkommen beim MSV Duisburg ." Der Eingang des Trainingszentrums lädt zum Verweilen im Reich der "Zebras". Seit Sommer ist es auch das Reich von Stefan Maierhofer .

Bis 30. Juni 2011 ist er von den Wolverhampton Wanderers an den deutschen Zweitligisten verliehen, wo er so richtig aufblüht. Vier Tore in der Liga und zwei im DFB-Pokal (3:0 beim Hallescher FC) stehen bereits auf der Haben-Seite.

Aber auch menschlich ist der "Lange" im Ruhrpott angekommen. Trainingseindrücke bestätigen, dass ihn Fans, Kollegen und auch der altbekannte Trainer in ihr Herz geschlossen haben.

Sportlich läuft es momentan ausgezeichnet, Druck macht sich der 28-jährige Stürmer nur selbst. "Ich bin selbst mein größter Kritiker", bestätigt Maierhofer im Interview.

Doch eines hat der "Major" in seiner Karriere gelernt: Wer hoch fliegt, kann auch tief fallen!

FRAGE: Duisburg surft momentan auf einer Erfolgsgwelle. Warum läuft es zur Zeit so gut?
Stefan Maierhofer: Es wird von Spiel zu Spiel mit den Erfolgserlebnissen besser. Die Mannschaft spielt sich langsam ein, das Selbstvertrauen ist da. Das versuchen wir immer mitzunehmen. Dazu kommt, dass kein Spieler bei diesem Trainer eine Stammplatzgarantie hat. Er muss im Training und im Spiel immer zeigen, was er drauf hat. So muss jeder an seine Leistungsgrenze gehen und versuchen, alles aus sich herauszuholen. Das ist wichtig, gerade in der zweiten Liga. Es geht über Wille und Leidenschaft, das bringen wir momentan zu hundert Prozent mit.

FRAGE: In der Tabelle steht ihr sensationell auf Rang zwei. Ist der Aufstieg das erklärte Ziel der Vereinsführung?
Maierhofer:
Vom Verein gibt es absolut kein Zeichen, dass wir aufsteigen müssen. Natürlich ist es schön, wenn man oben um den Aufstieg mitspielt, aber es ist absolut noch kein Thema. Der Verein und das Trainerteam will eine Mannschaft aufbauen, die nächstes Jahr um den Titel mitspielen kann. Für diese Saison heißt es: Mannschaft aufbauen, zusammenfinden und dann schauen, was herauskommt.

FRAGE: Im Training konnte ich beobachten, dass du voll ins Team integriert bist, Anweisungen gibst und Mitspieler aufbaust. Ist es dein Naturell, egal wohin du kommst, sofort Anschluss zu finden?
Maierhofer: Durch mein Alter aber auch meine Persönlichkeit, meine Art und Weise, kann ich auf Leute zugehen, damit habe ich überhaupt kein Problem. Ich bin nicht scheu, im Gegenteil. Ich bin kontaktfreudig und auch von der Mannschaft dementsprechend gut aufgenommen worden. Die Kollegen haben irrsinnigen Respekt und wollen auch viel von meiner England und Deutschland-Zeit wissen. Andere fragen mich nach Österreich, über Rapid und Salzburg. Es ist großes Interesse da und alle sind begeistert, da sie selten einen Stürmer gesehen haben, der diese Meter macht. Es ist einfach schön, wenn ich mich in den Dienst der Mannschaft stellen kann und wir Erfolg haben. Ich versuche auch, jedem einzelnen zu helfen. Bis jetzt funktioniert das ganz gut.

FRAGE: Sind das Lob und die Komplimente wie Balsam auf die Seele, nachdem es in England nicht ganz nach deinem Wunsch gelaufen ist?
Maierhofer: Natürlich, aber ich kann das dementsprechend gut einschätzen. Fußball ist unser Tagesgeschäft: Es geht sehr schnell nach oben und genauso schnell wieder hinunter. Ich probiere die Zeit, die ich am Fußballplatz stehen darf, zu genießen. Das konnte ich auch zuletzt bei den zwei Länderspielen, wo ich auch Lob bekommen habe. Gerade nach dem Jahr in England, wo die letzten sieben Monate hart waren, man alles gibt, aber nicht die Chance bekommt. Ich habe Spaß, wir haben ein super Stadion und tolle Fans. Es ist wichtig, dass wir als Mannschaft umsetzen, was der Trainer vorgibt und die Lust nicht verlieren, zusammen zu arbeiten. Wir wollen oben dabei bleiben, da es gerade zu der Jahreszeit schön ist, oben an der Sonnenseite zu stehen.

FRAGE: Du ärgerst dich auch im Training über jeden Fehlpass, hinterfragst sogar die Intelligenz bei einigen Spielzügen. Inwieweit steckt in dir ein Perfektionist?
Maierhofer: Ich glaube, dass ich mit meiner Laufarbeit vor allem auch defensiv arbeite und Meter mache. Dementsprechend fordere ich dann auch als Stürmer Bälle. Wenn ich die nicht bekomme oder sie nicht brauchbar sind, ärgere ich mich natürlich. Vor allem, wenn man viel investiert. Das Training ist dafür da, um sich weiter zu entwickeln. Oft heißt es auch, dass ich zu viel Meter mache und mir dadurch vor dem Tor die nötige Kraft fehlt. Natürlich ist es so, aber wenn ich Bälle erkämpfe, erlaufe und Räume aufreiße, ist das auch ein Vorteil. Das war bei mir und „Jimmy“ genauso. Da war ich dann in gewissen Szenen auch nicht im Strafraum, aber dafür hatte er Platz.

FRAGE:Ist es deiner Meinung nach überbewertet, das Stürmer nur an Toren gemessen werden, auch wenn sie andere Vorteile schaffen?
Maierhofer: Natürlich wird ein Stürmer an Toren gemessen, aber das heißt nicht, dass ich der Mannschaft nicht auch mit Assists helfen kann. Sicher ist es schön, wenn man selber trifft. Ich stelle an mich selbst hohe Ansprüche, da bin ich selbst mein größter Kritiker und will alles richtig machen. Da gehört auch ein Torerfolg dazu. Aber ein Tor einzuleiten und als Sieger vom Platz zu gehen, ist genauso ein schönes Gefühl.

FRAGE: Auffallend ist dein blindes Verständnis mit Sturmpartner Srdjan Baljak. Warum harmonierst du mit "Baki" so gut?
Maierhofer: Als ich zum Verein gekommen bin, habe ich gewusst, dass er der Stürmer Nummer eins ist, habe aber trotzdem das Vertrauen des Trainers bekommen. Er hat gesagt, dass ich, wenn ich viel arbeite, die perfekte Ergänzung zu ihm bin. Er geht ähnlich wie ich viele Meter und stellt sich in den Dienst der Mannschaft. Noch dazu ist er vor dem Tor eiskalt. Er ist unser Kapitän und ich habe ihm meine Philosophie erklärt: Wenn du besser stehst, bekommst du von mir den Ball. Genauso erwarte ich mir das von dir. Wir sind auf der selben Wellenlänge.

FRAGE: Gerade im Angriff gibt es viele Einzelkämpfer. Es fällt auf, dass du immer gut mit deinen Nebenleuten harmonierst. Bei Rapid war es "Jimmy", nun ist es "Baki".
Maierhofer: Ich bin einer, der mit der Mannschaft Erfolg haben und als Gewinner vom Platz gehen will. Ich habe überhaupt kein Problem damit, wenn er das entscheidende Tor macht, da ich für das Team arbeite und die anderen das sehen und wahrnehmen. Damit kann ich auch Räume für meinen Sturmkollegen aufmachen und Verteidiger binden. Wir kommen als Typen miteinander klar. Er ist ein ruhiger Kapitän, hin und wieder vielleicht zu ruhig, aber er ist super nett und kameradschaftlich.

FRAGE: Die "Zebras" haben ein sehr junges Team mit erfahrenen Stützen. Muss man da automatisch eine Führungsrolle übernehmen?
Maierhofer: Das hat der Trainer von mir gefordert, außerdem spreche ich an, was mir gefällt und was nicht. Die Spieler wissen, wie ich es meine und dass ich ein Siegertyp sein will. Es ist gut, wenn ich Leute mitreißen kann. Mit 28 Jahren muss man das in einer jungen Mannschaft einfach übernehmen. Außerdem bin ich im Spielerrat, da sie gesehen haben, wie ich mich engagiere und mit den Jungen umgehe.

FRAGE: Trainer Milan Sasic, den du schon aus Koblenz kennst, nimmt dich immer wieder zur Seite, um mit dir Szenen zu besprechen. Wie bewertest du euer Verhältnis?
Maierhofer: Milan ist ein Typ, der wie ich nicht verlieren kann und seine eigene Philosophie hat. Er tut mir in der Hinsicht gut, weil er immer mehr herausholen will und sich nicht mit der momentanen Situation zufrieden gibt. Er legt viel Wert auf Taktik und Einzel-Verhalten in gewissen Situationen. Wir tauschen uns dementsprechend aus, sehen es als Trainer und Spieler aber ab und zu auch anders. Der Coach hat halt meistens recht, da muss man sich auf die Zunge beißen. Er ist für unsere Truppe sehr wichtig, da er uns immer erinnert, welch schönen Beruf wir haben. Er schenkt mir volles Vertrauen, obwohl ich lange Zeit nicht gespielt habe, und das will ich ihm zurückgeben.

FRAGE: Bei deinen Auswechslungen, wie in Bielefeld, wurdest du mit Sprechchören verabschiedet. Auch die Fans haben Gefallen an dir gefunden.
Maierhofer: Absolut! Auch die Fans sehen, dass ich mich reinhaue und mit meinem Sturmkollegen effektiv bin. Es ist schön, die Resonanz der Fans zu spüren. Es macht Freude, wenn die Fans, gerade auswärts, solche Sprechchöre anstimmen und so hinter dem Team stehen.

FRAGE: Duisburg, mitten im Ruhrpott, ist nicht unbedingt eine Traumstadt. Hast du dich trotzdem schon in Land und Leute verliebt?
Maierhofer: Ich selber wohne in Düsseldorf, in der Burg Angermund, der ältesten Wasserburg Deutschlands – eine richtig schöne und ruhige Gegend. Ich fühle mich wohl und kann dementsprechend abschalten. Düsseldorf ist eine schöne Stadt, die nicht weit weg ist von Köln, Leverkusen oder Gelsenkirchen. Hier sind große Fußballstädte, wo man sich hin und wieder auch ein Spiel anschauen kann. Nach Twente will ich auch bald, wenn sie in der Champions League gegen Tottenham spielen, um Marc Janko zu besuchen. Duisburg selbst ist vielleicht vom Kulturellen her nicht die schönste Stadt, hat aber den größten Binnenhafen Europas. Ich fühle mich einfach wohl, das ist wichtig. 

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