Verhandlungsbeginn

Monsterprozess gegen 85 Rapid-Fans

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Nach Straßenschlacht mit Cops: 37 Tage vor Gericht, Urteil 2012.

Rapid, weiß jeder Fußballfan, ist eine Religion mit rund einer Million Gläubigen im ganzen Land. Und wer Sankt Hanappi als Kultstätte sieht, stellt sich schützend vor den Nachwuchs in den eigenen Reihen. Resultat ist der größte Strafprozess in Österreichs Sportgeschichte.

Massenschlägerei
Weil fanatische Anhänger der Wiener Austria angeblich junge "Greenies" bedroht hatten, formierten sich Hütteldorfer Hooligans zum Gegenschlag. Im Mai 2009 hatte die Austria ein Auswärtsspiel in Linz. Bei der Rückkehr wurde ihr Anhang am Westbahnhof von grimmigen Rapidlern empfangen: Fäuste flogen, Glas splitterte, Augen schimmerten violett. Und als sich das Prügel-Derby auf die Straße verlagerte, wurden auch sechs Polizisten verletzt.

Massenklage
Das Resultat ist ein Monsterprozess ab 3. Oktober, für den Richterin Martina Frank 37 (!) Verhandlungstage anberaumt hat. Auf der Anklagebank: 85 Rapid-Fans, denen auf der Plattform "unitedwestand.at" bereits Unterstützung wie bei einem Heimspiel zugesichert wurde.

Und um für die vielen Beschuldigten, ihre Verteidiger und das "Hier regiert der SCR"-Publikum Platz zu schaffen, wird der Prozess im Großen Schwurgerichtssaal über die Bühne gehen.

Anwalt ein Rapidler
Die Staatsanwaltschaft fordert Bestrafung wegen Landzwang, Körperverletzung, Sachbeschädigung und Widerstand gegen die Staatsgewalt. Und sorgt damit für Kopfschütteln auf der Verteidigerbank wie nach einem Foul ohne Ball.

Denn da wird Topanwalt Werner Tomanek allein gleich 50 Angeklagten beistehen – und das nicht nur von Berufs wegen parteiisch. Denn der Advokat ist Rapid-VIP und steht im ­Verdacht, sogar in grün-weißen Pyjamas zu schlafen. Tomanek wird gegen die Anklage Pressing spielen: "Welche Sachbeschädigung? Der Bahnhof wurde ja abgerissen. Und Landzwang? Das ist ein Paragraf aus der Monarchie."

Das Urteil wird erst 2012 erwartet.

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