Franco Foda stellte sich nach der 0:1- Niederlage gegen Bosnien den Fragen der Presse.
Bei ÖFB-Teamchef Franco Foda war am Tag nach der 0:1-Auswärtsniederlage der österreichischen Fußball-Nationalmannschaft gegen Bosnien-Herzegowina Ursachenforschung angesagt. Der Deutsche ärgerte sich am Mittwoch bei der ÖFB-Pressekonferenz mit Blick auf den verpatzten Nations-League-Auftakt über unnötige und ungewohnte Fehler, wehrte sich aber auch gegen Schwarzmalerei.
Es sei zwar schön, dass sich seine Spieler selbstkritisch zeigten, "aber vielleicht waren sie sogar ein Stück weit zu selbstkritisch", vermutete Foda, der selbst auf allzu harsche Wortmeldungen verzichtete. "Ich habe in diesem Spiel nicht alles schlecht gesehen, genauso, wie ich davor nicht alles gut gesehen haben", erklärte der Coach nach der Rückkehr aus Sarajevo. In den sieben Testspielen davor hatte seine Truppe sechs Siege, darunter gegen Deutschland sowie gegen die WM-Viertelfinalisten Uruguay, Russland und Schweden, eingefahren.
Auch das Party-Foto von Marko Arnautovic war ein Thema bei der PK. Es soll um 3 Uhr früh aufgenommen worden sein. Foda: "Nach dem Spiel gab es einen Medizincheck, dann wurden die Spieler entlassen. Dazu gehörte auch Marko, sein Flug ging um 7 Uhr früh, insofern stand es nicht mehr in meiner Verantwortung, er weiß was er tut. Marko ist in einem guten Alter, er hat ein Kind, weiß was er tut, genaueres müssen sie ihn fragen."
ÖFB-Team mit ungewohnten Fehlern
Die in den Testpeil-Partien gezeigten Qualitäten ließen David Alaba und Co. gegen die Bosnier über weite Strecken vermissen - vor allem in den zweiten Phasen beider Hälften. "Wir haben sehr, sehr gut angefangen, den Gegner laufen gelassen und unter Druck gesetzt, aber in der letzten Zone hat oft der letzte Pass gefehlt, und wir haben die Umschaltsituationen nicht gut ausgespielt. 20 Minuten vor der Pause haben wir dann komplett den Faden verloren, oft nur noch lange Bälle gespielt und die zweiten Bälle oft nicht bekommen", analysierte Foda.
Die zweite Hälfte sei ähnlich verlaufen. "In den ersten 20, 25 Minuten nach der Pause waren wir wieder gut im Spiel, da hatte ich das Gefühl, dass wir das Spiel für uns entscheiden können." Dann aber kam die folgenschwere 78. Minute mit dem Tor von Edin Dzeko. "Es war ein unnötiger Ballverlust (Anm.: von Marko Arnautovic), für mich war da ein Handspiel des Gegners dabei. Dann hatten wir einen Stellungsfehler in der Abwehr, Ilsanker darf nicht so früh rausattackieren", meinte Foda.
Nicht nur beim Gegentor leistete sich die ÖFB-Elf den einen oder anderen Aussetzer - der 52-Jährige kritisierte etwa die vielen Annahme- und Abspielfehler sowie weitere technische Unzulänglichkeiten. Dennoch sei ein Punktgewinn möglich gewesen. "Es gab Phasen, die nicht schlecht waren, aber auch nicht zufriedenstellende Phasen. Doch ein Unentschieden wäre absolut verdient gewesen." Kleinigkeiten wie etwa die individuelle Klasse von Dzeko hätten laut Foda den Unterschied ausgemacht.
Dadurch steht das ÖFB-Team ab sofort unter Zugzwang. In den ausstehenden drei Nations-League-Partien müssen wohl drei Siege her, um Gruppenplatz eins zu erreichen. "Es ist noch alles möglich. Neun Punkte sind noch zu vergeben", sagte Foda.
Sieg gegen Nordirland ist Pflicht
Der Teamchef glaubt nach wie vor an den Gruppensieg. "Wir stehen unter Druck und müssen gewinnen. Aber ich bin der Überzeugung, dass die Spieler in der Lage sind, besser zu spielen, deswegen bin ich nach wie vor positiv gestimmt." Um doch noch Platz eins zu erreichen, muss die Umstellung von Freundschafts- auf Bewerbsspiel besser funktionieren. "Klar ist ein Unterschied da, der Druck ist ein anderer. Aber das Problem war, dass nicht jeder einzelne an seine Grenzen gekommen ist."
Auch die mangelnde Erfahrung mit Auswärtspartien könnte eine Rolle gespielt haben. Nur einer der sieben Tests seiner Amtszeit ging in der Fremde über die Bühne, und das in Luxemburg. "Ich mache mir auch Gedanken. Vielleicht war es ein Fehler meinerseits, in der Vorbereitung nicht öfter auswärts gespielt zu haben", gestand Foda. Allerdings wäre das in den Duellen mit den Teams von Russland, Deutschland und Brasilien aufgrund deren WM-Vorbereitungen gar nicht möglich gewesen.
Die nächsten beiden Pflichtspiele steigen wieder vor eigenem Publikum - jeweils im Happel-Stadion am 12. Oktober gegen Nordirland und am 15. November gegen Bosnien-Herzegowina. Für diese Matches wurden bisher 13.500 Abos abgesetzt, am Dienstag startet der Einzelverkauf.