So hadert Marc Janko nach seinem Sitzer gegen Polen.
Notnagel hätte zum Retter avancieren können. Marc Janko fand beim Auftakt der EM-Qualifikation am Donnerstagabend gegen Polen (0:1) die beste Torchance für die österreichische Fußball-Nationalmannschaft vor. Sein Kopfball in der 88. Minute ging daneben - und entfachte wieder einmal eine Stürmerdiskussion im Land.
Janko ist mit 28 Länderspieltreffern der viertbeste Torschütze der Verbandsgeschichte. Bei seinem Club FC Lugano kommt der 35-Jährige aber nur noch sporadisch zum Einsatz. Dem ÖFB-Team will der Familienvater aber auch nach der vergebenen Großchance gegen Polen weiterhin zur Verfügung stehen. "Natürlich nagt das jetzt. So ist der Sport, so ist das Leben, dass es nicht immer Sonnenschein gibt", sagte Janko. "Aber ich kann es jetzt leider nicht mehr rückgängig machen."
Janko will weiter helfen
Vergangenen Sonntag hatte ihn Franco Foda nach den Ausfällen der Offensivspieler Guido Burgstaller, Michael Gregoritsch, Hannes Wolf und auch Lukas Hinterseer ins Team nachnominiert. Das geplante Familienwochenende sagte Janko ab. Schon im Herbst hatte ihn nach verletzungsbedingten Absagen kurzfristig Fodas Anruf ereilt. In den Partien gegen Dänemark (0:2) und Bosnien (0:0) kam er zu Kurzeinsätzen.
"Natürlich werden jetzt nach der vergebenen Chance wahrscheinlich die Stimmen größer, die sagen, ich soll jetzt wirklich zu Hause bleiben", meinte Janko. Seine Haltung habe sich aber nicht verändert. "Wenn der Teamchef mich ruft, komme ich sehr, sehr gerne." Er sei auch diesmal mit großer Freude angereist, betonte der Angreifer nach dem Polen-Spiel. "Ich wollte dem Team helfen, das hat leider nicht richtig gut funktioniert. Auf der anderen Seite kann man sagen: Ich bin zu meinen Chancen gekommen, ich war gefährlich. Der Rest ist Interpretationssache."
Tatsächlich war der 1,96-Meter-Mann, der bei Lugano in diesem Kalenderjahr erst 20 Pflichtspielminuten absolviert hat und in der gesamten Saison zehn Kurzeinsätze zu Buche stehen hat, einem ÖFB-Treffer in Wien noch am nächsten. Nach einer Maßflanke von Maximilian Wöber kam er aber nicht mehr richtig hinter den Ball, setzte das Spielgerät neben das Tor.
"Sehr, sehr bitter"
"Natürlich kann man sich jetzt in Ausreden flüchten und sagen 'fehlende Spielpraxis', aber das habe ich nie bei mir gelten lassen", erinnerte Janko, der auch schon ohne regelmäßige Clubeinsätze im ÖFB-Team getroffen hat. "In neun von zehn Fällen ist er drinnen. Das war natürlich sehr, sehr bitter und der Frust ist natürlich extrem groß bei mir."
An einer öffentlichen Diskussion über die Qualität der österreichischen Angreifer wollte sich der Altstar nicht beteiligen. "Ich kann nicht sehr viel darüber sagen - außer, dass ich die Stürmer, die leider ausgefallen sind, sehr, sehr schätze." Mit Gregoritsch und Burgstaller seien zwei "extrem spielstarke Stürmer in unseren Reihen, die in der deutschen Bundesliga Woche für Woche sehr, sehr gute Leistungen bringen". Dazu könne Marko Arnautovic in der Offensive überall eingesetzt werden. Das gleiche gelte laut Janko auch für Salzburg-Youngster Wolf.
Für die EM-Qualifikation blieb Janko trotz des Fehlstarts positiv. Der Auftritt des "vermeintlichen Gruppenfavoriten" Polen in Wien sei sehr abwartend gewesen. Der Respekt vor Österreich war offensichtlich da. Janko: "Das sollte uns Mut geben, weil es allen bewusst sein muss, dass wir gegen jeden Gegner gewinnen können in dieser Quali und auf jeden Fall das Zeug haben, nach wie vor Gruppenerster zu werden." Das ÖFB-Team habe sich mit den Polen mindestens auf Augenhöhe befunden. "Ich bin der Meinung, die Polen wissen nicht, wie sie gewonnen haben. Wir waren klar die bessere Mannschaft."
Er selbst hätte die Österreicher zumindest mit einem Punkt belohnen können. Am Sonntag (18.00 Uhr MEZ/live ORF eins) in Israel könnte Janko bei einem weiteren Kurzeinsatz in seinem 70. Länderspiel die nächste Chance erhalten, sein 29. Tor im Nationalteam zu erzielen. Der Niederösterreicher würde damit in der ewigen ÖFB-Bestenliste mit dem drittplatzierten Johann Horvath gleichziehen. Vor sich hätte er dann nur noch Toni Polster (44 Tore) und Hans Krankl (34).