Der Fussballgipfel

Pacult und Schinkels im Interview

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Peter Pacult und Frenkie Schinkels - ÖSTERREICH brachte die beiden Wiener Toptrainer zum großen Fußball-Gipfel an einen Tisch.

ÖSTERREICH: Ein Fitness-Guru macht jetzt dem Team Beine. Was halten Sie davon?
Peter Pacult: Keine Angst, unsere Spieler sind fit. Aber wenn es sie weiterbringt, super. Vor zehn Jahren hat Hermann Maier neue Methoden fürs Skifahren erfunden, die auch anderen helfen. Ähnliches gibt es in vielen Sportarten. Aber das Wichtigste ist immer noch der Ball.

ÖSTERREICH: Ist das vielleicht nur eine Alibi-Aktion, weil es bei Klinsmann und den Deutschen so gut geklappt hat?
Frenkie Schinkels: In Österreich wird derzeit der einfachste Weg gegangen. Beim Körperlichen kann man sich am schnellsten verbessern. Da brauche ich keine Ahnung von Fußball haben. Leider sind wir spielerisch nicht auf höchstem Niveau.

Peter Pacult: Wenn ich höre, was Spry übers Tanzen sagt, werd ich narrisch. Die großen Spieler seien auch alle großartige Tänzer. Und als Beispiel nennt er Ronaldinho, den besten Spieler der Welt. Ich möchte mal Beckenbauer oder Cruyff tanzen sehen. Franz kann grad stehen, aber nicht tanzen.

ÖSTERREICH: Wo liegen dann die Probleme in Österreich?
Frenkie Schinkels: Wir haben nur geklonte Spieler. Alle werden nach einem System ausgebildet, es gibt null Kreativität.

Peter Pacult: Bei uns fehlt Spielwitz. Weil die Jugend nicht geschult wird. Da ist es nur wichtig, ein Junge schießt scharf, auch wenn seine Schusstechnik schwach ist.

ÖSTERREICH: Was muss passieren, damit das Team bei der EM 2008 mit den großen Nationen mithalten kann?
Peter Pacult: Man muss den Jungs Zeit lassen, sich zu entwickeln. Wir haben nicht mehr die Führungsspieler. Diese Mannschaft muss wachsen und sich selbst finden.

ÖSTERREICH: Derzeit muss man aber schon befürchten, dass sogar gegen Liechtenstein morgen verloren wird.
Frenkie Schinkels: Die Österreicher haben die Realität verloren. Wir haben nicht mehr die großen Spieler, sondern müssen uns alles erarbeiten. Das dauert.

ÖSTERREICH: Wären nicht England oder Italien als Gegner für die Entwicklung besser?
Frenkie Schinkels: Das Problem ist, dass wir das Spiel nicht machen können. Gegen England müssten wir das nicht. Da würden unsere Fehler nicht aufgezeigt. Aber bei der EM im eigenen Land sollten wir das Spiel machen können.

ÖSTERREICH: Auch die beiden Topklubs, Austria und Rapid, kränkeln. Woran liegt es?
Peter Pacult: Bei beiden Vereinen ist lange nicht auf die eigene Jugend geachtet worden. Gerade bei der Austria wurden einfach Spieler gekauft, die einem vielleicht nicht unbedingt weitergeholfen haben, aber den Nachwuchs blockierten. Jetzt ist kein Geld mehr da.

Frenkie Schinkels: Stimmt. Das Budget ist viel kleiner, wir müssen mit preiswerteren Spielern leben. Der Kader ist einfach nicht gut genug, als dass ich sage: Wir müssen Zweiter werden. Das ist nicht mehr die Meistermannschaft. Davon spielen doch nur noch drei Stammspieler. Allerdings ist Platz acht auch viel zu schlecht.

ÖSTERREICH: Trotzdem stand Frenkie Schinkels kurz vor dem Rausschmiss. Herr Pacult, leiden Sie mit ihm?
Peter Pacult: Gegen dieses Spiel kannst du dich als Trainer am wenigsten wehren, nur die Mannschaft kann es. Mir ist das bei 1860 München ja auch schon passiert. Diese Maschinerie kannst du nicht stoppen. Ich gönne das niemandem, du leidest sehr darunter. Aber die Spieler machen sich keine Gedanken. Der Trainer ist weg und sie putzen sich ab.

Frenkie Schinkels: Frank Stronach sagte mir, er will nur noch Österreicher. Das ist schwer. Und ich hatte Spieler wie Blanchard, Radomski, Tokic, Papac, die haben Qualität, waren aber unzufrieden. Sie sollten mein Gerüst sein, auf dem ich die neuen Spieler aufbaue. Aber das Gerüst war wackelig, halt dich daran einmal fest.

ÖSTERREICH: Was würden Sie sich denn gegenseitig vom andern Verein wünschen?
Frenkie Schinkels: Unsere Westtribüne ist top, unsere Fans sind klasse. Aber das Rapid-Stadion ist einmalig in Österreich. Super Stimmung und immer voll. Ein Riesenvorteil für Peter.

Peter Pacult: Ich wäre gerne genausoweit im UEFA-Cup wie die Austria. Dass sie in der Gruppenphase sind, ist unheimlich wichtig für den Verein, aber auch für den gesamten Fußball in Österreich. Ich hoffe, dass sie ganz viele Punkte machen. Denn da darf man nicht gelb, grün oder violett denken. Eine gute Austria hilft uns allen.

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