1:0-Sieg über Meister

Pasching schafft Cup-Sensation

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Paschinger gewinnen als erster Regionalligist den Cup.

Die Wiener Austria hat sich im ÖFB-Cup-Finale blamiert und damit das Double verpasst. Der Fußball-Meister musste sich dem Regionalliga-Mitte-Tabellenführer FC Pasching am Donnerstag im Ernst-Happel-Stadion nicht unverdient mit 0:1 (0:0) geschlagen geben. Die Oberösterreicher schafften dank eines Tores von Daniel Sobkova (47.) als erster Drittligist in der 78. Auflage des Bewerbs den Sieg. Als Mannschaften aus der zweithöchsten Spielklasse waren zuvor auch nur der WAC (1938), Krems (1988), Stockerau (1991) und der FC Kärnten (2001) erfolgreich gewesen.

Oberösterreicher mit Traumlauf im Cup
Die Paschinger krönten eine sensationelle Cupsaison mit einer starken Vorstellung, zuvor hatten sie bereits die weiteren Bundesliga-Topteams Rapid (Viertelfinale) und Salzburg (Halbfinale) ausgeschaltet gehabt. Die Wiener präsentierten sich zwei Tage nach der Meisterfeier in Wien vor der Pause schwach und konnten nach dem schnellen Gegentor nach dem Seitenwechsel zwar Druck erzeugen, sich aber nur selten wirkliche Topchancen erarbeiten. Sie halten damit als Rekordsieger weiter bei 27 Cup-Titeln sowie zehn Double-Gewinnen.

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Austria startet stark, Pasching hält dagegen

Die Wiener präsentierten sich bei Regen in der ersten Hälfte nur in den ersten zehn Minuten meisterlich. Pasching-Goalie Hans-Peter Berger verschätzte sich bei einem Gorgon-Freistoß, konnte diesen aber gerade noch an die Stange abwehren (4.). Danach war die Anfangsnervosität bei den Oberösterreichern verflogen, sie hielten voll dagegen und hatten über weite Strecken auch mehr vom Spiel. Austria-Goalie Heinz Lindner musste bei einem Schuss (10.) sowie Freistoß (38.) von Sobkova sein Können aufbieten und konnte sich vor allem bei einem Fersler von Ivan Kovacec in höchster Not auszeichnen (13.).

Die Wiener blieben in ihrem ersten "Cup-Heimspiel" dieser Saison vieles schuldig, hätten aber trotzdem in Führung gehen können. Ein schön angetragener Hosiner-Schuss verfehlte nur knapp das Kreuzeck (11.), ein Gorgon-Schuss landete an der Außenstange (22.), zudem ließ sich Berger von einem Mader-Freistoß nicht überraschen (24.).

Austria-Verteidigung verschläft Wiederbeginn
Zur Pause dürften die Wiener eine Kabinenpredigt von Coach Peter Stöger bekommen haben, die blieb aber vorerst ohne Wirkung und die Oberösterreicher legten einen Blitzstart hin. Kovacec narrte Fabian Koch auf der Seite und dessen Flanke beförderte der von Markus-Suttner-Ersatzmann Emir Dilaver alleine gelassene Sobkova per Kopf zum 1:0 ins Netz (47.). Der 27-jährige Offensivspieler mit Bundesliga-Vergangenheit stellte damit einmal mehr seine Torjägerqualitäten unter Beweis, in der Regionalliga traf er diese Saison gleich 22 Mal.

Meister macht Druck
Der Gegentreffer war wie ein Weckruf für den Meister, der plötzlich gezwungen war, mehr für das Spiel zu machen, allerdings damit doch seine Probleme hatte. Zwischen Minute 60 und 70 sahen die 16.500 Zuschauer im Prater-Oval die größte Drangperiode der Wiener. Berger war allerdings bei einem Versuch des eingewechselten Tomas Simkovic (63.) aufs kurze Eck genauso auf dem Posten wie bei einer Jun-Großchance (65.).

Die Stöger-Truppe machte auch in der Folge viel Druck, schnürte die Paschinger in der eigenen Hälfte ein, kombinierte aber zum Teil zu viel und kam so auch kaum zu wirklich nennenswerten weiteren Topchancen. Der erste Cupsieg der Paschinger war damit perfekt.

Drittligist in Europa
Die wohl auch nächste Saison nur drittklassigen Oberösterreicher steigen damit nächste Saison erst im Play-off zur Europa League ins Europacup-Geschehen ein. Sturm Graz (2. Runde) und Rapid (3. Runde) sind durch den unerwarteten Triumph des von Red Bull gesponserten Clubs schon früher im internationalen Geschäft vertreten.

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Die Meinungen zum Spiel

Gerald Baumgartner (Pasching-Trainer): "Wir hatten das dritte schwere Auswärtsspiel im Frühjahr im Cup gegen den stärksten Gegner. Kompliment an die Mannschaft wie sie das gemeistert hat. Es ist noch drüber hinausgegangen, von dem, was ich mir erwartet habe. Man hat die Topqualität von der Austria gesehen, sie hat zweite Hälfte viel Druck gemacht. Wir haben zur Pause gesagt, wir müssen ein Tor machen und dann schauen zu Null zu spielen. Das ist uns gut gelungen. Hans Peter Berger hat tolle Möglichkeiten zunichtegemacht, so wird man Cupsieger."

   Daniel Sobkova (Pasching-Gold-Torschütze unter Freudentränen): "Ich habe überhaupt keine Worte, ich bin zerstört und komplett erledigt. Was wir da heute geschafft haben, ist unglaublich für die ganze Truppe, für den Verein. Unwahrscheinlich. Das Cupfinale zu bestreiten und noch dazu ein Tor gegen den Ex-Verein, das war mein schönstes Tor. Dieser Tag steht ganz oben und wird immer ganz oben bleiben."

   Hans Peter Berger (Pasching-Goalie): "Es war ein sensationeller Freistoß. Es war der erste Ballkontakt, und ich habe gut abgewehrt (zur großen Freistoß-Chance der Wiener zu Beginn, Anm.). Ich habe gewusst, dass ich gut drauf bin, und die ganze Mannschaft, wie wir heute gefightet haben. Gott sei Dank haben wir den Pott nach Pasching geholt."

   Manuel Ortlechner (Austria-Kapitän): "Ich würde sagen, die Leidenschaft, die wir von Mitte der zweiten Hälfte an gezeigt haben, musst du im Finale von Beginn an zeigen. Die Paschinger sind zurecht Cupsieger. Ich kann es mir nicht ganz erklären. Die Enttäuschung ist riesig natürlich, so oft hat man nicht die Chance auf ein Double. Du musst hier brennen, und von der ersten Minute an zeigen, wer den Sieg will, und das waren die Paschinger und nicht wir."

   Philipp Hosiner (Austria-Stürmer): "Wir sind sicherlich sehr enttäuscht, wir haben vor der Saison große Ziele gehabt. Eines haben wir erreicht, das zweite nicht. Man muss auch sagen, dass Pasching sehr wenig mit einer Regionalligamannschaft gemeinsam hat, die könnten locker in der Bundesliga mitspielen. Aber wir haben uns auch dumm angestellt."

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