Knalleffekt

Salzburg feuert Stevens und Beiersdorfer

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Trainer und Fußball-Chef müssen den Verein sofort verlassen.

Red Bull Salzburg zieht nach der bisher enttäuschenden Saison die Reißleine und trennt sich mit sofortiger Wirkung von Trainer Huub Stevens. Mit dem Niederländer muss auch Fußball-Chef Dietmar Beiersdorfer seinen Hut nehmen.

Hintergründe
Ausschlaggebend für die plötzliche Entlassung von Stevens dürften die Einschätzungen von Franz Beckenbauer gewesen sein, die er gegenüber Red Bull-Boss Dietrich Mateschitz im Rahmen eines Abendessens im Hangar 7 geäußert hat. Demnach sollen die Salzburger einen attraktiven und vor allem offensiven Fußball spielen – also das genaue Gegenteil von Stevens‘ Trainer-Philosophie. Offenbar hat sich Mateschitz die Ratschläge Beckenbauers zu Herzen genommen, denn die heutige Entlassung von Stevens kam für alle überraschend.

Auch für den nunmehrigen Ex-Trainer Stevens, der noch gestern in einer Pressekonferenz betonte, seine Zukunft in Salzburg zu sehen und den Vertrag bis 2012 erfüllen zu wollen. Besonders bitter für Stevens:  dem Vernehmen nach soll er sich kürzlich nach einem schicken Haus am Mondsee umgeschaut haben – daraus wird jetzt wohl nichts mehr.

Pleiteserie
Freilich hat nicht nur die vernichtende Einschätzung von Franz Beckenbauer zur Entlassung von Huub Stevens beigetragen. Neun Runden vor Meisterschaftende liegt Salzburg fünf Punkte zurück und hat damit denkbar schlechte Karten für den Titelgewinn. Dazu kommt, dass Salzburg nicht in der Champions League mit dabei ist, im ÖFB-Cup bereits in der zweiten Runde gegen einen Drittlegisten ausschied und auch in der Europa-League bereits in der Gruppenphase rausflog. Zu guter Letzt war das ungute Benehmen des Trainers (Stichwort Kabinenstreit) mit ein Grund für den Rauswurf.

Die neuen "starken" Männer
Nachfolger von Stevens wird Ricardo Moniz (47). Moniz kam im vergangenen Sommer vom Hamburger SV zu den Bullen und war in Salzburg bisher als Techniktrainer engagiert. Der bisherige Coach der Red Bull Juniors Niko Kovac, 83-facher kroatischer Nationalspieler, wird ihm als Co-Tainer zur Seite stehen.

Ricardo Moniz Red Bull Salzburg
© GEPA

Ricardo Moniz/ (c) GEPA

Neues Trainer-Duo
Moniz/Kovac haben bereits am Freitag die Aufgaben bei den Salzburgern übernommen und werden das Team am Samstagnachmittag (ab 16.00 Uhr) im Heimspiel der 28. Runde gegen Schlusslicht LASK betreuen. Das enttäuschende 1:1 am vergangenen Sonntag auswärts gegen den LASK war das letzte Match von Stevens. Neun Partien vor Meisterschaftsende weisen die Salzburger als Dritter fünf Punkte Rückstand auf Tabellenführer Austria Wien auf.

Moniz will Erfolge
"Ich habe großen Respekt vor Stevens als Person und vor seiner Leistung. Deshalb trete ich die Aufgabe auch mit gemischten Gefühlen an", erklärte Moniz in einer ersten Stellungnahme. "Aber es gibt eine emotionale und eine professionelle Ebene, die professionelle hat jetzt Vorrang", meinte der 46-Jährige, der im Juli 2010 als Verantwortlicher für die Jugendarbeit vom Hamburger SV zu Red Bull Soccer geholt worden war. Das Ziel von Moniz, der als Kumpeltyp gilt, ist klar: "Wir wollen aus den letzten neun Runden das Maximum herausholen und so weit wie möglich nach vorne."

Moniz war in seiner Trainerkarriere erst einmal Chefcoach gewesen, von April bis Juni 2010 hatte er kurzzeitig interimistisch die HSV-Geschicke gelenkt. Ansonsten war er beim PSV Eindhoven, Grasshopper Zürich und Tottenham Hotspur als Nachwuchs-, Technik- und Co-Trainer im Einsatz.

Co-Trainer
Kovac, langjähriger Kapitän des kroatischen Nationalteams, ist vom Trainer der Salzburger Juniors zum Co-Betreuer der ersten Mannschaft aufgestiegen. Der 39-jährige gebürtige Berliner ist schon seit 2006 Mitglied der Red-Bull-Familie, bis 2009 war Kovac als defensiver Mittelfeldspieler der Salzburger aktiv gewesen. Unmittelbar danach war er Juniors-Coach geworden.

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