Die zuletzt vermehrt spielentscheidenden Fehlpfiffe der Schiedsrichter in der T-Mobile Fußball-Bundesliga haben die Grenze des Sports überschritten und das Parlament erreicht.
In der Debatte des Nationalrates kam es am Dienstag zum Thema Schiedsrichterleistung zu einem politischen Schlagabtausch. Sport-Staatssekretär Reinhold Lopatka hält möglicherweise Umschichtungen von Mitteln seitens des ÖFB und der Bundesliga für nötig. Denn die Schlüsselfrage sei, ob ausreichend Mittel für die Ausbildung der Schiedsrichter zur Verfügung gestellt werden.
Zwei Referees
Außerdem deponierte er in der Frage des
Videobeweises im Nachhinein seine Präferenz für eine Entscheidung am Platz;
allenfalls könne man überlegen, zwei Referees einzusetzen. Die aktuellen
Vorfälle zu klären und Lösungen herbeizuführen, liege aber in der Autonomie
des Sports, also bei ÖFB und Bundesliga. Außerdem verwies der
Sport-Staatssekretär darauf, dass dieses Problem nicht nur Österreich
betreffe, sondern ein europaweites sei.
Westenthaler: Bundesliga versinkt im Chaos
BZÖ-Chef Peter
Westenthaler, einst auch Bundesliga-Vorstand, nahm die Gelegenheit wahr,
seinen einstigen Arbeitgeber und Lopatka zu kritisieren und sah sogar das
Image der bevorstehenden Fußball-Europameisterschaft in Österreich und der
Schweiz (7. bis 29. Juni) durch die heimischen Referees gefährdet. "Die
Schiedsrichterführung, über den ÖFB auch staatlich finanziell gefördert, ist
völlig gescheitert. Die Bundesliga versinkt völlig im Chaos", sagte
Westenthaler, der Lopatka aufforderte, sich als zuständiges
Regierungsmitglied "die Verantwortlichen zur Brust zu nehmen", denn "die
EURO 2008 ist in jeder Sicht zu kostbar, um wegen Fehlleistungen der
Schiedsrichter in Verruf zu kommen", hieß es in einer Aussendung.
Der SPÖ-Abgeordnete Johann Maier verteidigte die Schiedsrichter gegen die harten Attacken von Westenthaler. Maier erklärte, dass es "in Österreich sehr gute Schiedsrichter gibt", forderte aber Maßnahmen, um die Ausübung des Referee-Berufs attraktiver zu machen.