Vor einem Jahr noch ein Konkursfall, jetzt wieder an der Spitze: Sturm Graz mit Jungen top. Austrias Coach hadert mit Schiri-Leistung.
Nach dem 2:1-Auswärtserfolg bei der Wiener Austria am Sonntag ist Fußball-Bundesligist SK Sturm Graz wieder dort aufgetaucht, wo ihn seine leidgeprüften Fans seit langem hinsehnen: Sieht man von einem Intermezzo in der Saison 2005/06 ab, als Schwarz-Weiß nach zwei Runden eine Runde lang die Spitzenposition einnahm, stand der Traditionsclub in einer wichtigen Meisterschaftsphase zum letzten Mal in der Saison 1998/99 ganz oben - und wurde schließlich Meister.
Seit sieben Spielen ungeschlagen
"Spitzenreiter, Spitzenreiter!"
Vor allem die jungen Grazer Spieler machten im Kabinengang des Horr-Stadions
aus ihrer Freude keinen Hehl. Dank des Erfolgs am Verteilerkreis sind die
"Blackies" bereits seit sieben Spielen ungeschlagen (4 Siege, 3 Remis) und
dürfen erstmals die Früchte der in den vergangenen Monaten geleisteten
kontinuierlichen Arbeit ernten. Der Konkurs, vor dem man im Herbst 2006
gestanden war, scheint vergessen.
Foda stolz auf seine junge Truppe
"Die Spieler entwickeln sich
gut", lobte Graz-Trainer Franco Foda sein Team, das den erst zweiten
Auswärtserfolg der Saison errungen hatte. "Sie haben in den letzten Spielen
Selbstvertrauen getankt. Wenn du hier bei der Austria in Rückstand gerätst,
ist es natürlich schwer. Aber sie haben sich dann sehr gut präsentiert."
Klaus Salmutter, der den Veilchen mit dem Treffer zum 2:1 den "Todesstoß" versetzt hatte, präsentierte sich selbstbewusst, gelobte aber, auf dem Boden zu bleiben: "Wir gehen mit dem richtig um. Wir werden sicher nicht abheben und jetzt eine Woche durchtschechern." Im Hinblick auf das abschließende Spiel der Herbstsaison gegen Salzburg am kommenden Samstag wohl der einzig richtige Entschluss.
Nächste Seite: So reagierte die Austria
Zellhofer bleibt gelassen
Austria-Coach Georg Zellhofer gab sich
trotz der ersten Bundesliga-Heimniederlage in der laufenden Saison - zuletzt
war es im Mai 2007 ebenfalls Sturm, das in Favoriten reüssierte - gelassen.
Wohl auch deshalb, weil sich seine im UEFA-Cup schwer geprügelte Truppe
trotz der Niederlage nicht schlecht präsentiert hatte und etwa in der
zweiten Hälfte klar dominierte. "Den einzigen Vorwurf, den ich der
Mannschaft machen kann, ist eine gewisse Naivität bei den beiden Treffern.
Ein schwerer Abwehrfehler und ein gesamtes Abwehr-Nickerchen reichen, um
Sturm 2:1 in Führung zu bringen."
Aufregung wegen Schiri-Leistung
So sehr er seine eigenen Spieler
in Schutz nahm, so sehr erregte Zellhofer aber die Leistung von
Schiedsrichter Robert Schörgenhofer : "Das war eine mittlere Katastrophe",
ächzte der Oberösterreicher und erinnerte an das Handspiel Prödls im
Strafraum beim Stand von 1:0 für die Austria. "Diese Situation ist uns schon
in Ried passiert. Wir müssen den Mund halten, wir dürfen nicht kritisieren.
Ich denke aber, dass sich die Herren in Schwarz etwas überlegen sollten. Das
war indiskutabel."
Ertl: "Haben Charakter gezeigt"
Austrias Verteidiger
Johannes Ertl wollte sich hingegen auf keine Schiedsrichterdiskussion
einlassen: "Unterm Strich haben wir zu Hause verloren. Und ob er (der
Unparteiische, Anm.) daran schuld ist oder nicht - was sollen wir machen? Am
liebsten wäre mir gewesen, er wäre schuld und wir gewinnen." Die
Wiedergutmachung für die internationalen Patzer sei "natürlich nicht
gelungen". Aber man hätte "reagiert" und "Charakter gezeigt".
"Das Glück ist derzeit nicht auf unserer Seite", stellte Ertl fest. Gleichzeitig warnte er aber davor, die Austria abzuschreiben: "Wir haben immer gesagt, wir spielen vorne mit. Und zur Zeit ist es sehr eng an der Spitze. Die Meisterschaft geht noch lange."