Mit ManU und Barca bestreiten die beiden spektakulärsten Teams der Welt ein würdiges Champions League-Finale 2009.
Abwehr-Probleme bei Barca
Der FC Barcelona hat vor dem
Fußball-Champions-League-Finale gegen Manchester United große Personalnöte
in der Defensive. Trainer Josep Guardiola fehlen gleich vier Abwehrspieler.
Neben den gesperrten Außenverteidigern Dani Alves und Eric Abidal stehen
auch die verletzten Rafael Marquez und Gabriel Milito nicht zur Verfügung.
Erwartet wird, dass Mittelfeld-Abräumer Yaya Toure nach hinten rückt und
gemeinsam mit Gerard Pique die Innenverteidigung bildet. Auf den
Außenpositionen könnten Kapitän Carles Puyol und der Brasilianer Sylvinho
beginnen.
Alle fit bei ManU
Anders als Guardiola, der in der
Offensiv-Abteilung immerhin wohl auf alle Asse - darunter auch die zuletzt
verletzten Andres Iniesta und Thierry Henry - bauen kann, wird
United-Trainer Alex Ferguson ziemlich sicher aus dem Vollen schöpfen können.
Einzig hinter dem Einsatz von Rio Ferdinand, der sich zuletzt mit
Wadenproblemen herumplagte, steht ein kleines Fragezeichen. Der Abwehrchef
entwickle sich aber gut "und ist auf dem Weg, am Mittwoch zu spielen", sagte
Ferguson. Auch die im letzten Saisonspiel bei Hull City (1:0) angeschlagen
ausgewechselten Defensivkräfte Rafael da Silva und Wes Brown sollen in Rom
einsatzfähig sein.
Titel-Hamster
Der FC Barcelona bestreitet sein fünftes Endspiel
im wichtigsten europäischen Club-Bewerb und strebt den dritten Sieg nach
1992 und 2006 an. Für Manchester United wäre es nach 1968, 1999 und 2008 der
vierte Sieg im vierten Finale.
(c) Grafik: APA
Ausgeglichene Bilanz
Von den neun bisherigen Europacup-Duellen
zwischen beiden Clubs gingen bei vier Remis zwei an Barca und drei an
United, so unter anderem auch das Finale im Cup der Cupsieger 1991. Das
Torverhältnis lautet 15:14 für die Katalanen.
Ladehemmung bei Messi & Co
Barca hat in den jüngsten drei
Champions-League-Partien dreimal remis gespielt und dabei nur zwei Tore
erzielt. Von den jüngsten acht Partien gegen englische Mannschaften haben
die Katalanen lediglich eine gewonnen und in den jüngsten vier Spielen gegen
Engländer nur ein Tor erzielt. Zudem hat Manchester United in den jüngsten
sechs Spielen gegen spanische Teams kein einziges Tor erhalten.
Neuer Termin ab 2010
Zum letzten Mal geht ein
Champions-League-Finale an einem Mittwoch über die Bühne. Ab kommendem Jahr
wird die Königsklasse immer an einem Samstag entschieden.
Rule Britannia
Zum fünften Mal in Folge steht ein englischer Club
im Champions-League-Finale. Zuvor waren dies Liverpool (Sieger 2005),
Arsenal (Verlierer 2006), Liverpool (Verlierer 2007) sowie Manchester United
und Chelsea im Vorjahr, wobei United im Elferschießen die Oberhand behielt.
Im Falle eines Sieges hätten die "Red Devils" als erster Verein seit der
Einführung der Champions League 1992/93 den Titel erfolgreich verteidigt. Im
Meistercup gelang dieses Kunststück zuletzt dem AC Milan in den Jahren 1989
und 1990.
ManU in Rekordlaune
Manchester United ist seit 25
Champions-League-Partien ungeschlagen und hat damit einen neuen Rekord
aufgestellt. Die bisher letzte Niederlage kassierte der englische Meister im
Semifinal-Rückspiel 2007 gegen den AC Milan.
Finale im Olympiastadion
Im Römer Olympiastadion geht zum vierten
Mal ein Meistercup.- bzw. Champions-League-Endspiel in Szene. 1977 und 1984
triumphierte Liverpool, 1996 ging der Sieg an Juventus. Der Schauplatz mit
den meisten C1-Endspielen ist das Londoner Wembley-Stadion, wo der Gewinner
1963, 1968, 1971, 1978 und 1992 (Sieger Barcelona) ermittelt wurde. Im Jahr
2011 wird der Pokal wieder in der britischen Hauptstadt und damit erstmals
im neuen Wembley vergeben.
Historischer Rekord für Ferguson oder Guardiola
Sollte
Manchester United triumphieren, wäre Sir Alex Ferguson der zweite Trainer
nach dem legendären Liverpool-Manager Bob Paisley (1977, 1978, 1981), der
den wichtigsten Bewerb dreimal gewonnen hat, und mit 67 Jahren der
zweitälteste Coach bei einem Champions-League-Sieg nach Raymond Goethals,
der 1993 beim Triumph von Olympique Marseille 71 Jahre alt war. Außerdem
holte Ferguson 1983 mit Aberdeen den Cup der Cupsieger.
Im Gegensatz dazu wäre Barcelona-Trainer Josep Guardiola mit 38 Jahren und 129 Tagen der jüngste Coach seit 49 Jahren, der den begehrten Pokal gewinnt. Nur Miguel Munoz (38 Jahre, 121 Tage 1960 mit Real Madrid) und Jose Villalonga (36 Jahre, 185 Tage 1956 mit Real Madrid) waren noch jünger.
Außerdem wäre Guardiola, der beim Barcelona-Sieg 1992 auf dem Platz stand, erst der sechste Mann, der die wichtigste europäische Club-Trophäe sowohl als Spieler als auch als Trainer holen würde, der dritte davon mit dem gleichen Club. Vor ihm gelang dies nur Munoz (Real Madrid/Spieler 1956, 1957, Trainer 1960, 1966) und Carlo Ancelotti (AC Milan/Spieler 1989, 1990, Trainer 2003, 2007).
Routine im Pokal-Stemmen
Die Manchester-United-Kicker Edwin van
der Sar und Owen Hargreaves zählen zu jenen insgesamt zwölf Spielern, die
den Pokal mit zwei verschiedenen Vereinen gewonnen haben - Van der Sar mit
Ajax Amsterdam 1995 und vor einem Jahr mit United, der im Moment verletzte
Hargreaves 2001 mit den Bayern und 2008 mit den Engländern. Sein
südkoreanischer Teamkollege Park Ji-sung ist der erste asiatische Spieler in
einem Champions-League-Finale.
Messi holt Torjägerkrone
Als Torschützenkönig der laufenden
Champions-League-Saison steht Lionel Messi so gut wie fest. Der
Barcelona-Star, der sich in dieser Wertung als erster Argentinier seit
Alfredo di Stefano 1957/58 durchsetzen könnte, gegen einen englischen Club
aber noch nie scorte, hält bei acht Treffern und könnte wenn überhaupt wohl
nur noch von seinem Clubkollegen Henry (5) gefährdet werden. Die
United-Stars Cristiano Ronaldo, Wayne Rooney und Dimitar Berbatow brachten
es bisher auf je vier Tore.
Fan-Choreographie
Mit einer aufwändigen Choreographie erinnern
die United-Fans in Rom an Matt Busby. Der berühmte Manager wäre am
(morgigen) Dienstag 100 Jahre alt geworden, zu seinen Ehren wird ein
überdimensionales Bild von ihm - gebildet aus 16.000 einzelnen Karten - auf
der Tribüne des Olympiastadions zu sehen sein und darunter die Aufschrift
"For Sir Matt". Busby betreute ManUnited von 1945 bis 1969, überlebte den
Flugzeugabsturz von 1958 in München im Gegensatz zu acht Spielern schwer
verletzt und baute danach eine neue Mannschaft unter anderem mit Bobby
Charlton und George Best auf, mit der United 1968 den Europacup der Meister
gewann.