Letztes 'Double'

Michaela Dorfmeisters wieder Sportlerin des Jahres

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Die Doppel-Weltmeisterin- und Olympiasiegerin ist nach ihrem Rücktritt nun auch "doppelte" Sportlerin des Jahres.

Michaela Dorfmeister (33) ist zum zweiten Mal Sportlerin des Jahres in Österreich. Die im Frühjahr zurückgetretene Alpinskifahrerin aus Niederösterreich verdankte ihren zweiten Titel nach 2003 ihren zwei Goldmedaillen bei den Olympischen Spielen im Februar 2006 in Turin, bei denen sie Super G und Abfahrt gewonnen hat. Jetzt ist die Doppelweltmeisterin und Olympiasiegerin auch "doppelte" Sportlerin des Jahres. Der zweite Sieg ereilte sie aber bereits als " Ski-Pensionistin".

Karriere beendet
Denn Dorfmeister hatte vergangenen März und damit am Ende der Saison 2005/2006, in der sie sich in Italien zur dritten alpinen Doppel-Olympiasiegerin aus Österreich nach Trude Jochum-Beiser und Petra Kronberger gekürt hatte, nach 15 Jahren Profisport, 25 Weltcupsiegen, einem Weltcup-Gesamtsieg und insgesamt 7 WM- und Olympia-Medaillen ihre Karriere beendet.

Exotin aus dem Osten
Eine Karriere, die nicht wie vielleicht zu erwarten wäre im Gebirge, sondern am 25. März 1973 im St. Anna-Kinderspital der Bundeshauptstadt Wien begonnen hat. Von der Wiener Leopoldstadt übersiedelte die sechsjährige Michaela mit ihren Eltern auf das Land und damit in die Nähe des niederösterreichischen Unterbergs, wo sie Skifahren gelernt hatte. Ihr Ruf als belächelte "Exotin" aus dem flachen Osten Österreichs begleitete sie aber viele Jahre.

Dorfmeister startete durch
Das Lachen verging der Konkurrenz erstmals im Dezember 1995. Dorfmeister, die es über die Skihauptschule Lilienfeld und die Handelsschule Schladming in den ÖSV-Kader geschafft und Anfang der 90er Jahre als 18-Jährige noch zu aktiven Zeiten einer Kronberger, Katja Seizinger, Vreni Schneider, Deborah Compagnoni und Pernilla Wiberg ihre ersten Weltcuprennen bestritten hatte, führte in St. Anton den ersten Dreifach-Abfahrtserfolg der ÖSV-Damen seit elf Jahren an.

Bann gebrochen
Damit war der Bann gebrochen. Fünf Jahre und zwei Monate später wurde Dorfmeister 2001 ebenfalls am Arlberg Abfahrts-Weltmeisterin, im März 2002 machte sich die Speed-Spezialistin dank plötzlicher Seriensiege im Riesentorlauf mit ihrem Weltcup-Gesamttriumph zur damals beste Skifahrerin der Welt.

Starker Wille
Die gebürtige Wienerin, die durch ihre skurrile Vorliebe für Ratten als Haustiere und allerlei liebenswerte Hoppalas stets viel mediale Aufmerksamkeit auf sich zog, holte damit nicht nur als erste " Flachländerin" aus einer Millionenstadt überhaupt die große Kristallkugel. Sie bewies damit, dass man mit entsprechendem Willen auch im Skisport Berge versetzen kann.

Zahlreiche Rückschläge
Dorfmeister, die sich mit ihrem bodenständigen und schlagfertigen Naturell viele Sympathien in der Szene erarbeitet und stets über den Tellerrand des engen Ski-Geschäftes hinausgeblickt hat, musste freilich auch zahlreiche Rückschläge einstecken. Das 1998 um nur eine Hundertstel verpasste Olympiagold im Super G wuchs sich trotz der zwei WM-Goldmedaillen 2001 in St. Anton (Abfahrt) und 2003 in St. Moritz (Super G) alsbald zum Trauma aus, als sie bei den Spielen in Salt Lake City leer ausging. Auch die WM 2005 in Bormio war ein kompletter Reinfall.

Richtungsweisende Entscheidung
Da hatte Dorfmeister aber bereits eine richtungweisende Entscheidung getroffen. Der Wechsel auf Atomic-Ski nach acht Jahren bei Blizzard verhalf dem "bunten Vogel aus dem Piestingtal" zu einem zweiten Ski-Frühling. Dorfmeister, die zusammen mit Renate Götschl und Alexandra Meissnitzer als Teil der "Golden Girls" in die Ski-Geschichte eingehen wird, startete nochmals voll durch und gestaltete ihre letzte Saison zu einem wahren Triumphzug. Doppelgold bei Olympia sowie zwei weitere kleine Kristallkugeln für die Gesamtsiege in Abfahrts- und Super-G-Wertung ließen keine Wünsche mehr offen.

"Grader Michl"
Fast noch mehr als für die sportlichen Erfolge machte Dorfmeister, die sich selbst als Mensch mit weichem Herz bezeichnet, stolz, dass sie auch als Mensch viel Respekt erhalten hat. Die Anerkennung als "grader Michl" und faire Sportlerin bedeute ihr enorm viel, sagte sie bei ihrem letzten Rennen im März in Aare/Schweden.

Haus im Mostviertel
Dorfmeister, die neben ihrem elterlichen Wohnsitz in Niederösterreich auch ein Haus am Mondsee bewohnte, lebt in Zukunft zusammen mit ihrem Lebensgefährten Andreas in einem Haus bei Purgstall im Mostviertel.

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