F1-Finish

Bullen weiter ohne Stallorder

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Zumindest in Brasilien will RB noch keinen Fahrer bevorzugen.

Red Bull ist im Finish der Formel-1-WM zum Handeln gezwungen. Elf Punkte fehlen Mark Webber zwei Rennen vor Schluss auf WM-Leader Fernando Alonso , deren 25 sind es gar bei Sebastian Vettel - eine Situation, in die sich der österreichisch-englische Rennstall, der auch am kommenden Wochenende in Brasilien über das schnellste Auto im Feld verfügen sollte, nicht ausschließlich selbst manövriert hat.

Viel zu viele Defekte
Defekte Zündkerze, gebrochene Pleuelstange - bei Vettel war in der laufenden Saison schon fast alles dabei, was es an ungewöhnlichen Gebrechen am Renault-Motor zu erleiden gab. Dementsprechend will Red Bull seinem Jungstar auch weiterhin nicht die Chance auf den ersten WM-Titel nehmen. "Beide Fahrer werden absolut gleich behandelt", versicherte Teamchef Christian Horner.

Offiziell verboten
Stallorder sind in der Formel 1 seit dem Ferrari-Skandal von 2002, als Rubens Barrichello Topstar Michael Schumacher in Österreich auf Geheiß der Teamführung hatte passieren lassen müssen, offiziell ohnehin verboten. Einfach auszujudizieren ist das Reglement aber nicht - wie Alonsos Triumph im Juli in Hockenheim bewiesen hat, als ihn Teamkollege Felipe Massa zwar ohne Order, aber offensichtlich auch ohne Gegenwehr vorbeigelassen hatte.

Bullen huldigen dem "Sportsgeist"
Ferrari kam mit einer Geldstrafe von 100.000 Euro davon. Auf derartige Spielchen will man sich bei Red Bull aber nicht einlassen. Das entspreche nicht dem Sportsgeist von Eigentümer Dietrich Mateschitz. "Beide Fahrer sind noch im WM-Rennen", betonte Horner. Solange das so ist, werde sich an der Doppelspitze nichts ändern. "Es gibt aber einen Punkt, ab dem die Mathematik diktiert, was der beste Ausgang für das Team ist", sagte Horner.

Im Klartext: Sollte einer der beiden Bullen keine realistische WM-Chance mehr haben, wird von ihm erwartet, sich in den Dienst der Mannschaft zu stellen. "Wir müssen alle Szenarien berücksichtigen", erinnerte Horner, der trotz mancher interner Reibereien volles Vertrauen in Vettel und Webber setzt. "Beide sind Teamplayer." In erster Linie aber sind beide Einzelsportler, die so nahe am größten Triumph ihrer Karriere stehen wie noch nie.

Marko will "genau kalkulieren"
Red Bulls Motorsport-Konsulent Helmut Marko stellte trotz der schwierigen Situation ebenfalls kühlen Kopf und kühles Rechnen in den Vordergrund: "Wir werden genau kalkulieren, wer wo und wann ins Ziel kommen muss, damit es sich für Webber oder Vettel ausgeht." Im Vorjahr hatte der Australier in Brasilien, Vettel zum Abschluss in Abu Dhabi triumphiert. Beide Kurse kommen dem aerodynamisch effizienten RB6 ausgesprochen gut entgegen.

Vorteil für Alonso
Alonso aber hat nicht nur den psychologischen Vorteil, als einziger Fahrer bereits in Brasilien Weltmeister werden zu können - er hat mit Massa auch eine klare Nummer zwei im Team. "Vettels Ehrgeiz könnte Alonsos großer Verbündeter sein", hatte die spanische Sportpresse bereits in der Vorwoche spekuliert. Dann etwa, wenn der Ferrari-Star führen und Vettel vor Webber auf Platz zwei liegen sollte. Der Deutsche wäre seine Titelchancen los - aber würde er seinen Teamkollegen auch vorbeilassen (müssen)?

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