Nach Doppelsieg

McLaren könnte es an den Kragen gehen

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Doppelsieg in Monza konnte nur kurz aufheitern: Am Donnerstag wird Urteil über McLaren in Spionageaffäre gefällt. Alonso möchte weg.

Trotz des Formel-1-Doppel-Triumphes von Monza könnte McLaren-Mercedes in wenigen Tagen als der große Verlierer dieser WM-Saison dastehen. Vor dem Motorsport-Weltrat droht am Donnerstag in der ominösen Spionage-Affäre um geheime Ferrari-Daten eine empfindliche juristische Niederlage. Zudem ist das Tischtuch zwischen dem britisch-deutschen Team und dem zweifachen Weltmeister Fernando Alonso zerschnitten. Die Trennung nach nur einem Jahr scheint unausweichlich und von beiden Seiten intern längst beschlossen zu sein.

Ob Ferrari nach der bitteren Schlappe beim Heimrennen sportliche Vorteile aus der verzwickten Lage des Kontrahenten ziehen kann, ist unwahrscheinlich. Die Italiener haben keine realistische WM-Chance mehr.

Dennis bricht in Tränen aus
Wie sehr die vergangenen Wochen selbst dem stets kontrollierten und disziplinierten Ron Dennis an die Nerven gingen, bewies sein Tränenausbruch an der Schulter seiner Frau Lisa nach dem Doppelerfolg seiner Piloten Alonso und Lewis Hamilton. Der McLaren-Teamchef genoss den glorreichen Moment, richtete dann aber den Blick nach vorn: "Wir konzentrieren uns auf die anstehende Woche und das Rennen in Spa-Francorchamps." Bei der Anhörung vor dem Weltrat des Internationalen Automobil-Verbandes FIA in Paris steht im schlimmsten Fall sein Lebenswerk auf dem Spiel.

Ferrari nicht zu Kompromissen bereit
Der wegen der Schlappe beim Großen Preis von Italien sichtlich enttäuschte Ferrari-Teamchef Jean Todt kündigte an, die Scuderia werde im juristischen Wettrennen keinerlei Kompromisse eingehen. "Wir haben keinen Anlass für eine außergerichtliche Übereinkunft zwischen McLaren und uns", sagte der Franzose. Selbst wenn es in Paris zu einem erneuten Freispruch für Dennis & Co kommen sollte, werde Ferrari "auf jeden Fall die in Italien und Großbritannien anhängigen Verfahren vor zivilen Gerichten fortsetzen".

Todt bleibt hart
Fragen nach einem gerechten Strafmaß im Skandal schmetterte Todt ab: "Das ist keine Speisekarte, auf der man sich sein Lieblingsurteil auswählen kann." Der 61-Jährige sitzt als Teamvertreter selbst im Weltrat, beteiligt sich aber nicht an der Abstimmung. Bernie Ecclestone, ebenfalls eines von 26 Weltratsmitgliedern, drückte sein Unbehagen aus: "Ich fühle mich diesbezüglich gar nicht wohl."

Haug versucht zu beruhigen
Norbert Haug geht indes weiter davon aus, dass sich am Donnerstag alles in Wohlgefallen auflösen werde. "Wir haben nichts am Auto, was nicht unserem Geist und der Legalität entspricht", versicherte der Mercedes-Motorsportchef. Spöttisch fügte er hinzu: "Wer den kopiert, der hinter einem fährt, steht nicht vorne." Ferrari ist jedoch der Meinung, den Silbernen nur deshalb hinterherzufahren, weil diese von den 780 Seiten mit Geheimdaten profitiert hätten.

Alonso will weg
Dürfte in der Spionage-Affäre in Kürze mehr Klarheit herrschen, könnte sich die "Angelegenheit Alonso" noch länger hinziehen. Komplizierte Vertragsklauseln sowie konträre finanzielle und sportliche Interessen erschweren die Beendigung der immer stärker belasteten Beziehung. Alonso zieht es weg von McLaren. Der angeblich 20 Millionen Euro verdienende Champion fühlt sich gegenüber dem Dennis-Ziehkind Hamilton ständig benachteiligt.

Eine Rückkehr zum Renault-Team, mit dem er beide Titel holte, scheint so gut wie sicher. Teamchef Flavio Briatore umwirbt seinen alten Schützling seit Wochen.

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