Ungarn-GP, Qualifying

Rosberg holt im Regen-Chaos die Pole

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Mercedes-Pilot entscheidet das Duell mit Teamkollege Hamilton für sich.

Die Qualifikation für den Formel-1-Grand-Prix von Ungarn hat sich am Samstag zu einer Marathonsitzung mit chaosartigen Szenen entwickelt. Auf einer sukzessive trockener werdenden Strecke schnappte WM-Leader Nico Rosberg seinem Mercedes-Teamkollegen Lewis Hamilton mit seiner finalen Runde die Pole Position weg. Das Qualifying musste wegen Regens und diverser Unfälle viermal unterbrochen werden.

Für Rosberg war es die 26. Pole in seiner Karriere, womit er mit dem Finnen Mika Häkkinen, seinem Kindheitsidol, gleichzog. In der ewigen Bestenliste bedeutet das Platz neun. "Es ist wirklich gut gelaufen für mich. Am Ende habe ich richtig gute Runde erwischt. Die hat richtig gepasst", freute sich der Deutsche, der seinen Vertrag bei Mercedes vor zwei Tagen bis 2018 verlängert hatte.

Rosberg hatte die Pole jedoch erst viereinhalb Stunden nach dem Qualifying sicher. Die Rennkommissare stellten am Samstagabend ihre erst spät aufgenommenen Ermittlungen ein und sprachen ihn damit vom Vorwurf frei, seinen Mercedes auf der entscheidenden Runde unter gelben Warnflaggen nicht ausreichend verlangsamt zu haben.

Kein Regelverstoß von Rosberg

"Ich habe getan, was ich tun musste", hatte Rosberg beteuert. Im Action-Krimi auf dem Hungaroring mit heftigen Regenfällen und mehreren Crashs hatte der 31-Jährige zuvor kurz vor Schluss seinem Stallrivalen Lewis Hamilton den besten Startplatz weggeschnappt. Während Hamilton wegen eines Drehers von McLaren-Pilot Fernando Alonso abbremsen musste und so entscheidende Zeit verlor, rauschte Rosberg zur Bestzeit.

Hamilton forderte eine Präzisierung des Reglements für solche Situationen und unterstellte seinem Teamgefährten indirekt, er sei zu hohes Risiko gegangen. "Er hat da nur eine Zehntel verloren", sagte der Brite. Dagegen sahen weder Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff noch später die Rennkommissare ein strafwürdiges Vergehen bei Rosberg. "Die Telemetrie hat gezeigt, dass der Fahrer seine Geschwindigkeit in Kurve acht deutlich verringert hat", urteilten die Streckenrichter.

Das Ausscheidungsverfahren war wegen heftigen Regens zunächst um 20 Minuten verspätet begonnen worden. Weil der Regen dann ein Comeback gab und zudem Marcus Ericsson, Felipe Massa und Rio Haryanto von der Strecke rutschten, wurde die erste Phase viermal mittels Roter Flagge unter- bzw. letztlich abgebrochen. Die drei Piloten blieben offenbar unverletzt.

"Was für ein Wahnsinns-Qualifying"

Im Q2-Segment hatte sich das Thema Regen erledigt, die Bedingungen wurden nach und nach besser. Es begann ein munteres "Reifen wechsel dich"-Spiel, eine Bestzeit hatte in dieser Phase nur kurz Bestand. Hamilton blieb als Zehnter gerade noch über dem Strich, der die Elimination bedeutet hätte. Daneben ging das Timing bei Ferrari-Pilot Kimi Räikkönen, der es als 14. im zweiten Durchgang nicht in den finalen Abschnitt schaffte.

Dort lieferte Weltmeister Hamilton zunächst die Benchmark, doch seine Zeit wurde letztlich von seinem ewigen Rivalen noch um 0,143 Sekunden unterboten. Weil infolge eines Drehers von Fernando Alonso wenige Momente vor Ablauf des Q3 eine Gelb-Phase angezeigt war, herrschte zunächst Unklarheit.

Hamilton befand sich in direkter Nähe von Alonso und wurde auf seiner letzten Runde im Gegensatz zu Rosberg dadurch entscheidend aufgehalten. "Was für ein Wahnsinns-Qualifying. Die Bedingungen waren kreuz und quer", sagte der Quali-Sieger. Für den heuer fünffachen Saisonsieger ist es nach 2014 die zweite Pole Position auf dem Hungaroring, wo er im Rennen noch nie besser als Vierter war.

Ricciardo hadert mit Gelber Flagge

Der Deutsche liegt in der WM-Gesamtwertung derzeit einen Punkt vor Hamilton. Der versprach am Sonntag (14.00 Uhr/live ORF eins, RTL und Sky) einen Angriff, obwohl Überholen hier schwierig ist. "Ich habe mich gut gefühlt auf meiner letzten Runde und war vier Zehntel vorne. Ich habe Pech gehabt, aber diese Dinge passieren", meinte der 31-Jährige.

Auf der kurvenreichen Strecke bei Budapest ist die Motorenleistung nicht so gefragt wie auf vielen anderen Formel-1-Schauplätzen, daher dürfen sich auch die Mercedes-Herausforderer Red Bull und Ferrari Hoffnungen machen. Im Vorjahr gewann Sebastian Vettel hier sein zweites Rennen für Ferrari nach Malaysia, 2014 hatte Daniel Ricciardo die Nase vorne gehabt. Der Australier startet am Sonntag von der dritten Position, auch er war in Q2 knapp vor dem Aus gestanden.

"Uns hat die Gelbe Flagge auch geschadet. Ich war ziemlich verärgert auf dieser letzten Runde", sagte Ricciardo. Hinter ihm landete sein Red-Bull-Teamkollege Max Verstappen, Vettel folgte auf Platz fünf. Der Vierfach-Champion kritisierte danach erneut den Reifenhersteller Pirelli, diesmal wegen angeblich nicht tauglicher Regengummis, die das Aquaplaning nicht verhinderten.

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