Offenes Interview

Wolff: Niki fehlt uns jetzt noch mehr

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Mercedes-Teamchef Toto Wolff über seinen Aston-Martin-Finanzcoup und die Formel 1 während der Corona-Krise.

Wie berichtet, investiert Wolff 42 Millionen Euro in die englische Traditionsmarke Aston Martin, auf die auch James Bond setzt. Mit dem Aston-Martin-Einstieg in die Formel 1 hat das, wie Wolff im ÖSTERREICH-Talk versichert, allerdings nichts zu tun. Auch an der Rolle des Wieners im Weltmeisterteam soll sich kaum etwas ändern: "Für 2020 bin ich Teamchef bei Mercedes, auch wenn ich mir die Zeit vielleicht anders einteile und nicht mehr bei jedem Rennen sein werde. Ich will meinen Teil dazu beitragen, dass Lewis Hamilton den 7. Titel holt." Und damit mit Rekordweltmeister Michael Schumacher gleichzieht.

Voraussetzung dafür wäre allerdings, dass eine reguläre Saison über die Bühne geht.

ÖSTERREICH: Herr Wolff, wieso steigen Sie ausgerechnet jetzt während der Corona-Krise bei Aston Martin ein?

Wolff: Die Aktien sind gerade sehr tief und die neue Produktlinie ist toll. Mit dem DBX kommt ein SUV, ein richtig lässiges Auto raus. Es handelt sich um ein persönliches Finanzinvestment in einen Automobilhersteller, das nichts mit der Formel 1 zu tun hat. Und nach Corona wird wieder eine ganz normale Zeit kommen, in der man auch wieder Autos kauft.

ÖSTERREICH: Und wie lässt sich der Deal mit Ihrer Rolle als Mercedes-Formel-1-Boss vereinbaren?

Wolff: Sehr gut. Wir werden das neue Aston-Martin-F1-Team (Anm.: ab 2021 als Nachfolger von Racing Point am Start) mit unseren Motoren beliefern, und in der Serie machen wir das Gleiche. Die Aston-Martin-Straßenautos haben Mercedes-Motoren. Außerdem hält Daimler fünf Prozent an Aston Martin.

ÖSTERREICH: Im Internet wird spekuliert, dass Sie mit Lewis Hamilton, dessen Mercedes-Vertrag zu Saisonende ausläuft, nächstes Jahr zu Aston Martin wechseln.

Wolff: Dazu gibt's von mir nur ein kurzes Statement à la Niki Lauda: totaler Schwachsinn!

ÖSTERREICH: Und für wie realistisch halten Sie einen Saisonauftakt in Spielberg?

Wolff: Jeder ist in diesem Corona-Dilemma gefangen. Wenn die Entscheidungsträger in Österreich ein Konzept für den Saisonstart mit den notwendigen Sicherheitsmaßnahmen finden, dann wären das unglaublich positive News für die Formel 1 und für Österreich.

ÖSTERREICH: Wie geht eigentlich Hamilton mit der Zwangspause um?

Wolff: Gerade er war es gewohnt, viel zu reisen. Jetzt gibt's auch für ihn Stillstand, aber er versteht es, das Ganze positiv zu nützen. Er hat mehr Zeit fürs Training und kann es nicht erwarten, loszulegen. Er wird mit einer noch größeren Motivation zurückkommen, das versichert er mir in jedem Telefonat. Aber wollen Sie wissen, wer uns jetzt besonders abgeht?

ÖSTERREICH: Ja, bitte

Wolff: Niki Lauda mit seinem Pragmatismus als Stimme der Nation. Unter diesen neuen Lebensumständen ist er für mich als Mensch mehr präsent, als es in der Formel 1 der Fall war. Ich stelle mir oft die Frage: Was hätte Niki gesagt?

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