Radsport

Ausstieg von T-Mobile immer wahrscheinlicher

Teilen

Sponsor verlangt nun Akteineinsicht im Fall Sinkewitz. Ausstieg des Mobilfunk-Giganten scheint immer wahrscheinlicher.

Die Anzeichen auf einen Rückzug von T-Mobile aus dem Profi-Radsport verdichten sich. Das Team-Management hat im Fall Sinkewitz Akteneinsicht bei der Staatsanwaltschaft Freiburg und beim Bund Deutscher Radfahrer (BDR) beantragt. Ob die Ergebnisse dieses Vorgangs den Sponsor im Entschluss überhaupt noch beeinflussen werden, sich trotz andauernder Imageschädigender Doping-Vorwürfe weiter vertragsgemäß zu engagieren, ist unklar.

Deutschlands Radsport vor dem Aus
Der Vorstand des Mutterkonzerns Telekom, der dem Profi-Radsport seit 1991 verbunden ist, tagte schon am Dienstag. Sollte der vorzeitige Ausstieg erfolgen, wie ihn der Zweitligist Wiesenhof bereits vollzogen hat, droht dem deutschen Radsport der Niedergang, zumal auch die Zukunft des Teams Gerolsteiner nach 2008 offen ist.

Das T-Mobile-Team-Management unter Bob Stapleton forderte auch den Weltverband UCI auf, tätig zu werden. "Wir haben am Montag einen formellen Antrag bei der UCI gestellt, die von Sinkewitz zur Verfügung gestellten Informationen über die Doping-Aktivitäten im Team vor unserer Übernahme zu prüfen, sobald diese durch den BDR oder andere offizielle Stellen an die UCI übergeben worden sind", erklärte Stapleton.

Team-Manager will weitermachen
Der millionenschwere Kalifornier, der die ProTour-Lizenz des Teams hat, hofft ungeachtet der Telekom-Vorstandssitzung auf eine Zukunft seiner jungen Belegschaft: "Wir haben den Großteil des Managements und der Fahrer ausgetauscht sowie ein umfangreiches Anti-Doping-Programm installiert. Für 2008 haben wir diesen Kurs weiter optimiert."

Nächste Seite: Sinkewitz-Aussagen mit Brisanz

Brisante Aussagen
Der inzwischen von seinem Team entlassene Sinkewitz, der überführt wurde, im Juni dieses Jahres mit Testosteron gedopt zu haben, hatte umfassend vor dem BDR-Sportgericht, dem Bundeskriminalamt und der Staatsanwaltschaft ausgesagt. Daraufhin wurden Räume der Sportmedizin in der Uni-Klinik Freiburg, wo die früheren T-Mobile-Teamärzte Lothar Heinrich und Andreas Schmid arbeiteten, durchsucht.

Hausdurchsuchungen
Außerdem gab es bei beiden Medizinern Wohnungsdurchsuchungen. Sinkewitz legte durch seine Aussagen - besonders im "Spiegel" und im "Aktuellen Sportstudio" - nahe, dass im Team noch während der Tour de France 2006 ein Doping-System existierte. Der Hesse hatte erklärt, dass er nach der ersten Tour-Etappe von Straßburg nach Freiburg mit dem Auto gefahren sei, um sich in der Freiburger Klinik Eigenblut-Doping zu unterziehen.

Es ist fast unmöglich, dass sich ein Fahrer während des Saisonhöhepunktes mehrere Stunden vom Team entfernen konnte, ohne dass die Teamleitung (damals: Olaf Ludwig) Bescheid wusste, und unwahrscheinlich, dass nur Sinkewitz die Doping-Möglichkeiten nutzte. Zwei Tage vor dessen Kurztrip zum Blut-Doping hatte die Teamleitung Jan Ullrich, Teamchef Rudy Pevenage und Oscar Sevilla wegen akuten Doping-Verdachts suspendiert.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.