Fourcade trat mit Sieg ab - Gesamtweltcup an J.T. Bö.
Martin Fourcade hat das letzte Rennen seiner Erfolgskarriere mit seinem 79. Weltcup-Sieg beendet. Der französische Biathlon-Superstar setzte sich am Samstag im vorzeitigen Saisonfinale im finnischen Kontiolahti in der Verfolgung vor seinem Teamkollegen Emilien Jaquelin und Quentin Fillon Maillet durch. Johannes Thingnes Bö gelang die Titelverteidigung im Gesamtweltcup.
Bö wankte im letzten Bewerb, bevor sich nun auch die Biathleten dem Coronavirus beugen, fiel aber nicht. Der Norweger schnappte sich mit fünf Treffern im letzten Stehendschießen noch den vierten Platz, um in der Endwertung nach 21 Bewerben zwei Punkte vor Fourcade zu bleiben. Dass es überhaupt so knapp wurde, liegt auch daran, dass Bö im Jänner auf zwei Stationen wegen der bevorstehenden Geburt seines ersten Kindes ausgesetzt hat.
"Es ist einfach nur schön, es so zu beenden", sagte der 31-jährige Fourcade. Seine Karriere geht mit Rekorden in die Sportgeschichte ein. Fourcade, der über seinen älteren Bruder Simon zum Biathlon-Sport gekommen war, dominierte im vergangenen Jahrzehnt den Biathlon wie zuvor nur Norwegens "König" Ole Einar Björndalen (94 Siege). Fourcade wurde fünf Mal Olympiasieger, 13 Mal Weltmeister. Nach dem Schlussakt sagt er: "Die Erfolge haben meine schönsten Träume bei weitem übertroffen."
"Zeit sich zu verabschieden"
Ein Rekord wird wohl länger, oder gar für immer Bestand haben: Fast parallel mit Ski-Star Marcel Hirscher feierte er sieben Gesamtweltcup-Siege in Folge. Im Biathlon ist das Rekord. Doch während Hirscher nach seiner achten großen Kugel abtrat, schrammte Fourcade am Samstag um zwei Punkte daran vorbei. Wie Hirscher sagte Fourcade als Sieg-Kandidat Adieu vom aktiven Spitzensport.
"Mein Wille, das Beste zu geben und Berge zu versetzen, ist immer noch vorhanden. Aber die Fortsetzung meines Wachsens als Mann, als Vater, muss jetzt auf anderen Wegen geschehen. Es ist Zeit, sich zu verabschieden", hatte Fourcade schon am Freitag in Sozialen Netzwerken geschrieben. Von Bö gab es huldigende Worte: "Er hat uns alle angetrieben, bessere Biathleten zu werden. Ich musste mich wegen ihm ständig verbessern", sagte Bö. "Wir werden ihn vermissen."
Bei allen Erfolgen und lautem Aufzeigen in Dopingfragen wirkte Fourcade oft auch arrogant. Er provozierte gerne seine Gegner, wenn er nach dem letzten Schießen schon mit geballter Faust jubelte oder mit abgeschnallten Ski ins Ziel lief. Es passt ins Bild, dass er am Tag seines Abschieds selbst die französische Heroldsformel in die TV-Kamera zitierte: "Der König ist tot, es lebe der König." Abseits der Loipe traf er mit prägnanten Aussagen ebenso öfters ins Schwarze wie auf dem Schießstand selbst: Laut einer IBU-Statistik hat er in gleich 60 Bewerben fehlerfrei geschossen.
Österreichs Biathleten waren wegen der Auswirkungen durch das Coronavirus bereits nach den Bewerben am Freitag vorzeitig nach Hause gereist. In einem enttäuschend verlaufenen Winter sorgte Dominik Landertinger just mit WM-Bronze in Antholz für den ganz großen Freudenmoment und gleichzeitig für die einzige Podestplatzierung. Julian Eberhard wurde in der Gesamtwertung als 20. bester Österreicher vor Felix Leitner (22.).