Australian Open

Melzer souverän in zweiter Runde

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Für Tennis-Mama Sybille Bammer war dagegen in der 1. Runde Endstation.

Sogenannte Pflichtsiege sind oft die schwierigsten, aber Jürgen Melzer hat sich am Dienstag in seinem Erstrunden-Match bei den Australian Open in Melbourne keine Blöße gegeben. Der 29-jährige Niederösterreicher, der dank seiner Erfolge 2010 als Nummer elf so hoch wie nie zuvor bei einem Grand Slam gesetzt ist, benötigte gegen den französischen Qualifikanten Vincent Millot nur 108 Minuten zum 6:2,6:4,6:2-Erfolg. Das frühe Aus kam hingegen für Sybille Bammer. Die Oberösterreicherin unterlag der an Nummer 2 gesetzten Russin Swonarewa 2:6, 1:6.

Melzer sorgte damit nach dem Triple-Aus der ÖTV-Damen dafür, dass Österreich zumindest im Herren-Einzel noch vertreten ist. Und die Chancen, dass dies noch längere Zeit der Fall ist, stehen gut. Nächster Gegner am Donnerstag ist der Spanier Pere Riba, auch gegen ihn ist Österreichs "Sportler des Jahres" Favorit.

Im erweiterten Favoritenkreis
Die Ausgangslage ist für Melzer, der in hellgrüner Hose und weißem T-Shirt eingelaufen ist, freilich ausgezeichnet. Seine soliden Leistungen haben sich herumgesprochen. Der French-Open-Semifinalist 2010 wurde sogar von der Schweizer "SonntagsZeitung" zum erweiterten Favoritenkreis gezählt. Österreichs Nummer 1 wird auch von internationalen Journalisten immer öfter schon in den Anfangs-Phasen des Turniers nach möglichen Drittrunden- oder Achtelfinal-Gegnern befragt.

Von Runde zu Runde denken
"Ich habe mir im letzten Jahr einen ganz guten Namen erspielt und es ist mehr Interesse daran, auch an den späteren Runden, aber ich muss jetzt einmal an die nächste Runde denken", erklärte Melzer, der seine Fünfsatz-Niederlage gegen Florent Serra vor einem Jahr am gleichen Schauplatz vergessen gemacht hat. Gegen den - zugegeben nicht so gut platzierten - Landsmann Serras zeigte Melzer, wie sehr er sich innerhalb eines Jahres weiter gesteigert hat.

Melzer mit Erstauftritt zufrieden
"Ich habe den Ball von hinten wirklich gut am Schläger gehabt, habe sehr viel Druck erzeugt. Er hat eigentlich in keiner Phase des Matches das Kommando gehabt", resümierte Melzer seinen ersten Auftritt 2011, der auch für die Weltrangliste zählt. "Ich habe mehr Winner als Fehler gemacht. Das ist immer ein gutes Zeichen, von dem her bin ich sehr zufrieden wie die erste Runde verlaufen ist." Ganz abgesehen davon, dass er für die kommenden Aufgaben auch Kraft gespart hat.

Nur Linienrichter sorgte für Unmut
Melzer hat in allen drei Sätzen frühe Breaks geschafft und dem Weltranglisten-160., der heuer nach einem Challenger-Sieg und drei Erfolgen in der Qualifikation noch ungeschlagen war, von Beginn an gezeigt, wer der Herr auf dem Platz ist. Die französischen Fans hatten auf Court 7 wenig Grund zur Freude, nicht amüsiert war auch Melzer nach einer krassen Linienrichter-Fehlentscheidung im dritten Satz, die auch vom Stuhlschiedsrichter bei 3:0 nicht korrigiert wurde.

Der Niederösterreicher sank auf die Knie und beschwerte sich zurecht. Als ein Ball ganz leicht in Richtung des Linienrichters landete, erhielt Melzer gar ein "warning". "Ich fand's eigentlich komisch, ich habe weder etwas gesagt zu ihm und ich wollte den Ball mit Schnitt zurück zum Ballkind spielen, dass er dann den Linienrichter am (Schuh-)Spitzerl trifft... Okay, wenn das die Regel ist."

Nächster Gegner Riba
Der Wunsch des zweifachen Wien-Siegers, in der zweiten Runde wegen der prognostizierten Hitze am Donnerstag vielleicht gegen den Angriffsspieler Carsten Ball einzulaufen, wurde danach nicht erfüllt. Aber immerhin hat der Australier den Spanier Pere Riba ordentlich gequält. Riba setzte sich erst nach fast drei Stunden mit 1:6,7:6(5),6:2,2:6,6:4 durch und spielt erstmals gegen Melzer. "Ich kenne ihn überhaupt nicht. Er ist ein klassischer Spanier, gute Vorhand und ein Sandplatzwühler." Die erhofften kurzen Ballwechsel am heißen Donnerstag wird es also nicht geben.

Wie Melzer seine Form einschätzt? "Das wird man dann sehen, wenn ich wirklich gefordert werde. Er (Millot - Anm.) hat kein einziges Mal geführt im Match. Ich fühle mich gut, habe ordentlich trainiert, gut in Kooyong gespielt, und auch die erste Runde stimmt mich positiv." Der erste Schritt in Richtung "Melzer Slam" ist also getan - nach Paris, London und New York möchte Melzer ja auch in Melbourne erstmals die zweite Woche, also (zumindest) das Achtelfinale, erreichen. "Das wäre natürlich schön. Es stehen aber trotzdem noch zwei Gegner im Weg und wenn ich die dann weggeräumt habe, können wir über das reden", erklärt Melzer grinsend.

Bammer chancenlos
Österreichs Damen-Tennis ist nach dem zweiten Tag der mit 18,5 Mio. Euro dotierten Australian Open im Einzel nicht mehr vertreten. Nach Tamira Paszek und Patricia Mayr-Achleitner am Vortag ist am Dienstag auch die dritte und letzte ÖTV-Spielerin ausgeschieden. Sybille Bammer war wie befürchtet gegen die als Nummer zwei gesetzte Russin Wera Swonarewa chancenlos und verlor nach exakt einer Stunde mit 2:6,1:6.

Die 30-jährige Oberösterreicherin kam nie wirklich ins Spiel, lediglich drei Breakbälle ganz zu Beginn, danach war es ein Spiel auf schiefer Ebene. "Ich bin enttäuscht, dass ich mich überhaupt nicht bewegt habe, da bringt mir die ganze Fitness nichts", war Bammers erster Kommentar.

Warum Bammer gegen eine natürlich schon sehr starke Gegnerin aber überhaupt nicht ihren Rhythmus gefunden hat, war auch ihr ein Rätsel. "Ich habe keine Ahnung, warum. Ich habe in letzter Zeit nicht so viele Matches gehabt, aber habe mich hier eigentlich gut vorbereitet und mich jeden Tag besser gefühlt." Sie sei optimistisch in das Match reingegangen und habe sich bei gutem Verlauf durchaus auch eine Überraschung zugetraut.

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