Paischer und Filzmoser hoffen in Wien auf den nötigen letzten Kick für Gold.
Vom Sportlichen, darin sind sich Ludwig Paischer und Sabrina Filzmoser einig, ändert es nichts, dass die Judo-Europameisterschaften diese Woche in Wien stattfinden, denn die Gegner werden die gleichen sein wie sonst auch. "Aber ich hoffe, wir merken, dass wir in Österreich kämpfen. Dass wir vielleicht noch ein paar Prozente rauskitzeln können, die im Dunklen schlummern, eine noch bessere Leistung bringen und noch einmal einen Schritt nach vorne machen", sagte Paischer, der wie seine Trainingspartnerin bereits am Donnerstag auf die Matte muss.
"Egal, wo die Matte liegt"
Im Dusika-Stadion hat
Paischer Mitte Februar im Weltcup den dritten Platz belegt, die
Wettkampfstätte spielt in seine Gedanken aber eigentlich nie eine besondere
Rolle, sagt er, bei OIympia in Peking habe er auch erst am Wettkampftag das
erste Mal die Halle betreten. "Ob die Matte einen Meter weiter links oder
rechts liegt, ist völlig egal. Was uns was bringt, ist das Publikum, dass es
uns pusht, denn dann ist sehr viel möglich", hofft der
Silbermedaillengewinner der Sommerspiele 2008.
Hoffen auf Fan-Unterstützung
Um die Fachkenntnisse des
Publikums sorgt sich der Bronzemedaillengewinner der letztjährigen EM nicht.
"Österreich hat genug Judokämpfer, die zuschauen kommen. Und ich würde mich
freuen, wenn manche kommen, die keine Fachkenntnisse haben, denn das würde
heißen, dass sie einfach Interesse an Judo haben. Entscheidend wird sein,
dass jene, die sich auskennen, die Stimmung anheizen, dann ziehen die
anderen eh mit." Er kämpfe gerne vor großem Publikum, bei den Anfeuerungen
merke man die Schmerzen des Kampfes nicht so.
Gute Erinnerungen bei Filzmoser
Filzmoser hat das Radstadion in
guter Erinnerung, als Jugendliche hat sie dort einen Wettkampf gewonnen.
"Mein Eindruck ist noch immer so, dass es wahnsinnig riesig ist. Wenn die
Halle voll ist, gibt das sicher eine Traumatmosphäre", glaubt die
29-Jährige, die sich an die EM 2008 in Lissabon erinnert, bei der sie Gold
holte - bei der aber auch die Portugiesinnen sehr erfolgreich waren. "Die
Hymne im eigenen Land, das ist was Spezielles, Emotionales, das kann man mit
nichts vergleichen." Aus ihrer Heimat werden mehrere Busse mit Fans die
Reise in die Bundeshauptstadt antreten.
Voll im Saft
Das ÖJV-Topduo befindet sich in sehr guter
Verfassung, Paischer (bis 60 kg) hat nach einer Erkrankung zum Jahresbeginn
den Trainingsplan voll durchziehen können, Filzmoser hat seit einem Jahr
keine Probleme mehr mit dem davor langzeitverletzten Fuß und fühlt sich nach
der Rückkehr in ihre angestammte Gewichtsklasse (bis 57 kg) für eine
Medaille bereit. "Es geht nur darum, umzusetzen, was wir bisher trainiert
haben. Wenn wir das schaffen, werden wir ein gutes Ergebnis erzielen",
zeigte sich Cheftrainer Udo Quellmalz zuversichtlich.
Traum von Gold
Mit einer Medaille wäre er glücklich, Gold wäre
ein Traum, erzählte Paischer, der sich nicht unter Druck setzen lässt.
Filzmoser würde die allgemeinen Erwartungen gerne ein wenig gebremst wissen.
"Ich selbst kann mich eh nicht bremsen, da bin ich zu emotional, zu
herausfordernd, zu risikoreich. Ich setze mich selber mehr unter Druck, als
das von außen passiert." Ihre Gewichtsklasse ist topbesetzt, die Chance, vor
Heimpublikum zu kämpfen, will sie bestmöglich nützen. "Ich glaube nicht,
dass wir noch einmal die Chance bekommen, so ein Großevent nach Österreich
zu bekommen."
Nach der WM vergangenen August in Rotterdam - Paischer schied im ersten Kampf aus, Filzmoser im zweiten - war die Enttäuschung im rot-weiß-roten Team groß. "Ich habe schlecht gekämpft, es war mein Kopf, der zugemacht hat. Natürlich habe ich meine Lehre daraus gezogen und mich mental damit beschäftigt", so Paischer, der hofft, dass dies nicht noch einmal vorkommt. "Es gibt keinen Judokämpfer, der jede EM, WM und Olympia eine Medaille macht. Man kann es mit Slalomfahren vergleichen, da kann auch jede Zehntelsekunde etwas passieren und dann bist draußen."