Für Olympia in Vancouver hat Apolo Anton Ohno acht Kilo abgenommen, seinen Fettanteil im Körper auf 2,8 Prozent reduziert und sich tagelang von braunem Reis mit Kokosöl ernährt. Die Radikalkur hat sich gelohnt. Durch seinen dritten Platz über 1.000 Meter ist der Short-Track-Star aus Seattle nun der erfolgreichste Medaillensammler der USA bei Winterspielen.
"Wenn sich das nicht unglaublich anfühlen würde, wäre ich kein Mensch", sinnierte Ohno, "aber der Weg hierher war verdammt hart." Südkoreas Doppel-Olympiasieger Lee Jung-Su war an diesem Abend einfach zu stark. Nach den nervenzehrenden neun Runden vor 14.200 Zuschauern wollte Ohno gleichzeitig schreien und schweigen. Am Ende entschied sich der 27-Jährige für eine ruhige Einschätzung des historischen Abends. Zweimal Gold, zweimal Silber und dreimal Bronze bei drei verschiedenen Winterspielen haben aus dem früher selbstherrlichen Millionär einen nachdenklichen Botschafter seines Sports gemacht.
"Als Short Tracker mehr Medaillen gewonnen zu haben als Bonnie Blair und Eric Heiden, ist unglaublich. Das ist eine große Ehre für mich", sagte der nervenstarke Ausnahmekönner, der im Finale beinahe gestürzt wäre. Die Eisschnelllauf-Legenden Bonnie Blair (fünfmal Gold, einmal Silber) und Eric Heiden (fünfmal Gold) gratulierten per SMS.
US-Rekord-Olympiasieger und Schwimm-Superstar Michael Phelps rastete auf der Tribüne aus. Phelps wusste um die immensen Hindernisse, die sein Freund in den vergangenen vier Monaten hatte überwinden müssen. Ohno hatte Schweinegrippe, ernährte sich von Seetang und schuftete 1.500 Kilometer im Training. "Er ist besessen. Ich kenne keinen, der mit ihm trainieren kann", erklärte sein Trainer John Schaeffer, ein ehemaliger Kickboxer, "und ich kenne keinen, der soviel Schmerzen aushalten kann."
Ohno braucht die Schinderei zum Glücklichsein - aber er hat auch ein spannendes Leben neben dem Sport: Supermodel Cindy Crawford und Hollywood-Superstar George Clooney sind gute Bekannte von ihm. Der Kufenflitzer ist längst auch ein Werbestar. Das Konterfei des sechsmaligen Weltmeisters ziert sogar die Flugzeuge von Alaska Airlines. "Vielleicht leben wir jetzt wieder ein normales Leben", kündigte sein Vater Yuki an. Aber der Sohn hat andere Pläne. Ohno will sich der Schauspielerei und seiner Firma für Nahrungsergänzungsmittel widmen. Sein Lebensmotto steht ohnehin seit langem fest: "Wer nicht ein bisschen verrückt ist, ist auch nicht normal."