Doping-Verdacht

Pumper kämpft um Beweis für ihre Unschuld

Teilen

Die Marathonläuferin will den gesamten Instanzenzug durchhalten, um klarzumachen, dass sie nicht mit EPO gedopt hat.

Die unter Dopingverdacht stehende Langstreckenläuferin Susanne Pumper ist bereit, bis zum Äußersten zu gehen, um ihre Unschuld zu beweisen. Die 37-Jährige stellte sich am Freitagnachmittag erstmals seit Bekanntwerden ihrer positiven A-Dopingprobe den Medien. Unterstützt wurde sie von Prof. Dr. Rudolf Valenta, Immunologe und Pathophysiologe im Wiener Allgemeinen Krankenhaus, Strafverteidiger Dr. Rudolf Mayer und Zivilrechtler Dr. Clemens Grünzweig.

"Werde Unschuld beweisen"
"Ich habe nicht gedopt, niemals etwas Verbotenes genommen. Und deshalb bin ich fest entschlossen, zu beweisen, dass ich meinem Körper niemals EPO zugeführt habe", betonte Pumper. Damit wurde erstmals offiziell bestätigt, dass das Hormon Erythropoietin für die positive Doping-A-Probe nach dem Eisbärlauf am 9. März im Wiener Prater verantwortlich war.

EPO steigert Leistung
EPO wird vom Körper eines Menschen selbst produziert und regt zur Blutbildung an. EPO-Präparate erhöhen die Produktion von roten Blutkörperchen, die wiederum mehr Sauerstoff im Blut transportieren. Der Organismus wird dadurch leistungsfähiger, weshalb die künstliche EPO-Zufuhr im Spitzensport verboten ist. In der Medizin wird EPO eingesetzt, um etwa Blutarmut zu behandeln.

Kann körpereigenes EPO sein
Valenta, selbst ein Hobbyläufer, hat sich das Analyse-Ergebnis des WADA-Labors in Seibersdorf angeschaut. Seiner Ansicht nach kann es mehrere Gründe geben, die zum positiven A-Proben-Resultat geführt haben. Doch keiner dieser Gründe sei ein hundertprozentiger Beweis dafür, dass Pumper von außen ihrem Körper EPO zugeführt habe. "Es kann sich auch um körpereigenes EPO handeln", betonte der Mediziner und führte u.a. "Höhentraining" als eine Ursache an, die zu einem positiven Dopingtest führen kann.

Höhentrainingslager als Ursache
Pumper war zwar schon lange nicht mehr in St. Moritz auf Höhentrainingslager, verwendet aber etwa die "Aufenthaltsräumlichkeiten unter Hypoxie" in Aspach, also einen Raum, in dem künstlich Höhenlage simuliert wird, ebenso wie eine spezielle Maske. "Mit dieser kann ich eine Höhe von bis zu 6.000 m simulieren", erklärte Pumper.

Testverfahren fehlerhaft
Weiters erläuterte Valenta, dass es neue Generationen von EPO-Präparaten gibt, die vom körpereigenen Erythropoietin noch nicht unterschieden werden können, wie z.B. das in Österreich nicht, aber in Deutschland erhältliche Präparat "Dynepo". Daneben führte der AKH-Experte auch "Störanfälligkeiten des Antikörpers" an, der beim Testverfahren eingesetzt wird. "Und dazu kommt noch das Problem des Verfahrens an sich", führte Valenta weiter aus. "Denn es werden ja nur Muster miteinander verglichen. Der Beweis, ob tatsächlich EPO zugeführt worden ist, wird ja nicht erbracht. Es gibt also keinen hundertprozentigen Test."

Pharmaindustrie gegen Marker
Dabei wäre die Problematik einfach zu lösen, indem man sämtliche EPO-Präparate mit chemischen Markern versieht, die bei einem Doping-Test sofort erkannt werden und Sportler sofort als Dopingsünder entlarven könnten. Doch die Pharma-Industrie hat sich dagegen bisher erfolgreich gewehrt. "Das ist ein wichtiger Markt für die Pharma-Industrie", betonte Valenta, dass Doping auch für die Pharma-Konzerne ein gewinnbringendes Geschäft sei.

WADA weiß um Probleme
Laut Valenta weiß die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) schon seit längerem von der Problematik bei EPO. Er zitierte dazu etwa eine Studie des Molekularbiologen Prof. Werner Franke, der auch der bekannteste Dopingjäger der Welt ist, aus dem Jahr 2006. Und Pumpers Anwälte wollen genau da ansetzen, um eine Sperre ihrer Athletin zu verhindern.

Holdhaus zweifelt
Für den international anerkannten österreichischen Anti-Doping-Experten und Leistungsdiagnostiker Hans Holdhaus ist Höhentraining keine logische Erklärung für eine EPO-Vermehrung. "Wenn das der Fall wäre, dann hätten wir ja 100.000 zusätzliche Dopingfälle", so Holdhaus am Freitagabend. "Ich kenne keine einzige Studie dazu, dass es im Zuge von Höhentrainingslagern bzw. durch den Aufenthalt in Höhenkammern zu einer Vermehrung von EPO kommt." Und immerhin würde viele Sportler sogar während solchen Höhentrainingslagern getestet.

Instanzenzug durchgehen
Zunächst wird sich Mayer als Strafverteidiger der Sache annehmen. Wenn auf dem sportlichen Instanzenweg, an dessen Ende in wohl mehr als einem Jahr der Internationale Sportgerichtshof in Lausanne steht, kein Erfolg erzielt werden sollte, würde dann Zivilrechtler Grünzweig übernehmen, um Schadenersatzforderungen im voraussichtlich sechsstelligen Bereich geltend zu machen.

Warten auf die B-Probe
Das Ergebnis der B-Probe soll in der nächsten Woche bekanntgegeben werden. Doch weder Pumper noch die drei Experten rechnen damit, dass es das Resultat der A-Probe widerlegen wird. Denn so etwas hat es bisher im WADA-Labor Seibersdorf noch nie gegeben. Aber für Pumper ist das Ergebnis der B-Probe eigentlich nebensächlich, weil das EPO-Testverfahren an sich ja nicht hundertprozentig sicher ist.

"Habe ein Marathon-Herz"
"Deshalb werde ich bis zuletzt alles tun, um zu beweisen, dass ich nichts Verbotenes getan habe." Und wenn das Jahre in Anspruch nehmen sollte, ist das für die Olympia- und WM-Teilnehmerin auch keine große Sache. "Denn ich habe ein Marathon-Herz."

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.