Rad-Profi Felix Gall ist auf dem besten Weg, rot-weiß-rote Radsport-Geschichte zu schreiben. Der Decathlon-Kapitän belegte auf der mega-schwierigen Königsetappe der 112. Tour de France Platz 6 und ist nach 18 von 21 Etappen auch in der Gesamtwertung Sechster.
Der Etappensieg mit Ziel am 2.304 Meter hoch gelegenen, wolkenverhangenen Col de la Loze bei Courchevel ging an Ex-Gall-Teamkollege Ben O'Connor (AUS), der sich in einer Ausreißergruppe vor dem Gesamtführenden Tadej Pogacar (UAE) durchsetzte. Der Slowene nahm seinem Erzrivalen Jonas Vingegaard (Etappen-3.) kurz vor der Ziellinie noch ein paar Sekunden ab und liegt jetzt in der Gesamtwertung 4:26 Minuten vor dem Dänen.
Mühlberger stürzte auf Abfahrt
Am Ort seines größten Erfolges - 2023 hatte der Osttiroler hinauf auf den Col de la Loze die Königsetappe gewonnen - fuhr Gall auch dieses Jahr lange in einer Ausreißergruppe um den Tagessieg mit.
Gall setzte sich bereits am ersten von drei Anstiegen mit einer 13-köpfigen Gruppe ab, der auch Landsmann Gregor Mühlberger (Movistar) und Red-Bull-Star Primož Roglič angehörten. Während Mühlberger in einer Abfahrt stürzte, mit Schürfwunden aber weiterfahren konnte, wurden Gall und Co. am zweiten Berg, dem Col de la Madeleine, von Pogacar und Vingegaard eingeholt. Vor dem finalen Anstieg auf den Col de la Loze wollte in der nun siebenköpfigen Spitzengruppe aber niemand das Tempo angeben, weshalb sich O'Connor, Einer Rubio und Matteo Jorgenson absetzten. Gall reagierte nicht, verspielte dadurch einen möglichen Tagessieg und auch seinen Vorsprung auf bis dahin zurückgefallene Konkurrenten im Gesamtklassement wie Oscar Onley.
Schließlich kam Gall kam nach 171,5 km und mehr als 5.600 Höhenmetern nach einer starken Vorstellung als Sechster ins Ziel (+2:25 Min.). In der Gesamtwertung verbessert sich der Osttiroler damit um eine Position auf den sechsten Platz (+15:36). Von seinem Ziel, den 8. Platz von 2023 zu toppen, trennen Gall nur mehr drei Etappen.
Pogacar (+1:45) wurde von Vingegaards Visma-Team nicht in Bedrängnis gebracht und baute als Etappen-Zweiter seinen Vorsprung in der Gesamtwertung auf Vingegaard (+1:54) dank eines Zielsprints sogar auf 4:26 Min. aus. Der Deutsche Florian Lipowitz (Red Bull-Bora) verlor als Tages-Elfter etwas Zeit, blieb aber Gesamt-Dritter (+11:01).
Pogacar krachte in Konkurrenz-Betreuerwagen
Vor dem Etappenstart hatte Pogacar eine Schrecksekunde erlebt. Der 26-Jährige fuhr ausgerechnet in einen Visma-Begleitwagen, blieb aber unverletzt. "Wir sind zur Startlinie gefahren so wie auch die Autos. Wir sind hinter dem (Visma)-Wagen gefahren, vielleicht ein bisschen zu nahe, und er hat plötzlich gebremst. Vielleicht wollte er meine Bremsen checken", sagte Pogacar mit einem Lächeln. Er habe keinen Grund für das plötzliche Bremsen gesehen. Es sei ihm aber nichts passiert.
Nächste Hammer-Etappe
Am Freitag steht die letzte schwierige Bergetappe der 112. Frankreich-Rundfahrt auf dem Programm. Bis zur Bergankunft nach La Plagne muss das Peloton auf 130 Kilometern mehr als 4.600 Höhenmeter überwinden. Für Vingegaard ist es wohl die letzte Chance, um Pogacar im einseitigen Duell um den Toursieg entscheidend Zeit abzunehmen.