Nach Jahren der europäischen Vorherrschaft haben die US-Golfer im geschichtsträchtigen Ryder Cup wieder zurückgeschlagen.
Europas Vorherrschaft im Ryder Cup ist am Sonntag nach drei Siegen in Serie zu Ende gegangen. Die USA hat den Titelverteidiger bei der 37. Auflage des bedeutenden Kontinentalwettkampfs der Golfprofis auch ohne den verletzten Superstar Tiger Woods mit 16,5:11,5 entthront.
In fünf der letzten sechs Ryder Cups hatten die Europäer triumphiert. Zuletzt, 2004 und 2006, hatte Europa die US-Amerikaner sogar jeweils mit dem Rekordergebnis von 18,5:9,5 gedemütigt.
Youngster vertrat Woods
Die Symbolfigur des ersten US-Triumphs
seit 1999 war der erst 23-jährige Debütant Anthony Kim. Er hatte schon in
den Doppeln an der Seite von Phil Mickelson überzeugt. Im ersten Einzel des
Sonntags erledigte er mit Bravour jene Aufgabe, die ursprünglich für den nun
verletzten Woods vorgesehen war: Kim deklassierte Europas Leaderfigur Sergio
Garcia mit 5 und 4 (5 Löcher Vorsprung bei noch vier zu spielenden Löchern).
Furyk fixiert Triumph
Den vorzeitigen Erfolg fixierte
US-Routinier Jim Furyk im fünftletzten Match: Der US-Open-Champion von 2003
erhöhte das Konto Amerikas gegen Miguel Angel Jimenez auf die für den Sieg
notwendige Marke von 14,5(:9,5)-Punkten. US-Captain Paul Azinger rang nach
dem Sieg mit den Worten: "Sie haben großartig gespielt, die Fans waren
unglaublich, ich könnte nicht glücklicher sein."
Riesiger Fan-Andrang
Auch das Publikum hatte seinen Anteil am
unerwarteten Erfolg Amerikas: Bis zu 50.000 Zuseher pro Tag feuerten das
noch junge Ryder-Cup-Team der USA im Valhalla Golfclub von
Louisville/Kentucky an: "Es lief mir den ganzen Sonntag kalt den Rücken
hinunter. Ich liebte jede Minute davon und würde keine für 10 Millionen
Dollar verkaufen", sagte ein sichtlich euphorisierter Kim.
Jungstars glänzten
In der individuellen Bilanz der USA
schnitten vor allem die Neulinge prächtig ab. Hunter Mahan bestritt alle
Partien und blieb bei zwei Siegen und drei Remis ohne Niederlage. Der aus
Kentucky stammende Boo Weekley zeichnete sich mit 2,5 Punkten aus drei
Partien und somit höchster Effezienz aus. Kim und der draufgängerische
Longhitter J.B. Holmes komplettierten die starken Leistungen der Youngsters.
Europas Stars ließen aus
Die Niederlage der Europäer trägt
vier Namen: Sergio Garcia, Lee Westwood, Padraig Harrington und Nick Faldo.
Die vermeintlichen Leaderfiguren Garcia, Westwood und Harrington hatten in
ihrer langen Ryder-Cup-Erfahrung 38,5 Punkte angehäuft. Im Valhalla Golf
Club brachten sie es gerade einmal auf kumulierte 2,5 Punkte.
Kritik an Faldo
Teamcaptain Faldo, mit elf Teilnahmen und 25
Punkten (von 1977 bis 1997) der erfolgreichste Europäer im Ryder Cup, zeigte
selten Emotionen und begleitete seine Spieler oft nur aus Distanz. In der
britischen Presse wird der 51-jährige Engländer mit viel Kritik eingedeckt.
Als er nach der Niederlage von Reportern bedrängt wurde, stellten sich
Westwood, Garcia, Ian Poulter und Justin Rose schützend dazwischen.
Revanche 2010
Bevor Faldo antworten konnte, sagte Garcia: "Dass
wir verloren haben, hat nichts mit Nick zu tun. Wir Spieler hätten besser
spielen müssen." Europa hat nun zwei Jahre Zeit, sich auf die mögliche
Revanche vorzubereiten. Der 38. Ryder Cup geht 2010 in Wales über die Bühne.