ÖOC-General Peter Mennel spricht über die Konsequenzen der Olympia-Verschiebung.
Zum Schluss ging es dann doch sehr schnell. Seit Dienstag können sich Österreichs Olympia-Hoffnungen auf Tokio 2021 einstellen. Auch der ÖOC-Generalsekretär atmet durch.
ÖSTERREICH: Herr Mennel, wie geht's Ihnen mit der Olympia-Verschiebung?
Peter Mennel: Ich bin sehr erleichtert, dass das jetzt durch ist. Ich war in den letzten Tagen und Wochen ständig mit dem IOC in Kontakt und wusste, dass es in diese Richtung gehen würde.
ÖSTERREICH: Warum hat sich das IOC so lang Zeit gelassen?
Mennel: Weil die Sache unglaublich komplex ist. Mit der japanischen Regierung, der Stadt Tokio und dem IOC müssen sich drei Vertragspartner auf neue Spielregeln einigen. Jetzt müssen wir die Spiele in den schon ohne Olympia dichten Sportkalender für 2021 reinbekommen und alles mit den Sponsoren koordinieren.
ÖSTERREICH: Trotzdem muss sich das IOC mit seiner Hinhaltetaktik den Vorwurf gefallen lassen, unsensibel agiert zu haben...
Mennel: Wir waren im guten Austausch und haben immer wieder die Situation unserer Athleten eingebracht. Da gab's durchaus Verständnis von IOC-Seite.
ÖSTERREICH: Noch vor zweieinhalb Wochen hatten Sie gedacht, dass sich die Spiele im Sommer ausgehen würden. Haben Sie die Corona-Problematik unterschätzt?
Mennel: Ich hab das schon ernst genommen und gemerkt, dass da was Gefährliches auf uns zukommt. Ich hab mir nur nicht vorstellen können, dass sich alles in dieser Rasanz ändern würde. Aber ich glaub, da ist es uns allen so gegangen.
ÖSTERREICH: Wie geht es jetzt weiter fürs ÖOC und die Olympia-Vorbereitung unserer Teilnehmer?
Mennel: Die qualifizierten Athleten, und das sind immerhin schon 37, bleiben und haben jetzt länger Zeit. Für die anderen geht's weiter, wobei ausstehende Bewerbe so neu angesetzt werden müssen, dass alle noch eine faire Chance bekommen.
ÖSTERREICH: Aber wenn zum Beispiel Leichtathleten erst nächstes Jahr der Knopf aufgeht, werden es doch mehr als die angepeilten 65 bis 70 werden, richtig?
Mennel: Wenn noch welche dazukommen, sag ich Gott sei Dank!
ÖSTERREICH: Als gelernter Banker machen Sie sich sicher Gedanken über die entstandenen Mehrkosten fürs ÖOC, oder?
Mennel: Die werden sich in Grenzen halten. Einige Zimmer konnten wir rechtzeitig zurückgeben, und fürs Österreich-Haus haben wir noch keine Miete bezahlt. Anzahlungen für Zimmer, Zufahrtskarten usw. sollten fürs nächste Jahr aufrecht bleiben. Und die bestellte Ausrüstung verteilen wir im nächsten Jahr.
ÖSTERREICH: Mit veraltetem Olympia-Logo?
Mennel: Nein, auch wenn wir dann bereits 2021 haben werden: Als Logo bleibt Tokio 2020.