Siebenkampf-Bronze für Preiner

WM-Medaille für Österreich!

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Zweite Medaille für Österreich in Katar, erst vierte in der Geschichte - Preiner: 'Ein Traum'

Doha. Die Leichtathletik-WM in Doha geht als Sternstunde in Österreichs Leichtathletikgeschichte ein. Diskus-Bronze durch Lukas Weißhaidinger, Siebenkampf-Bronze durch Verena Preiner. Die Oberösterreicherin kam am Donnerstag auf 6.560 Punkte, womit sie ihren österreichische Rekord von 6.591 Punkten nur knapp verpasste. Gold gewann erstmals die Britin Katarina Johnson-Thompson (6.981), Silber Nafissatou Thiam (BEL/6.677).

In Katar verdoppelte der ÖLV die Gesamtbilanz an WM-Edelmetall von 2 auf 4. Vorher hatte es nur Silber 2001 in Edmonton für Stephanie Graf (800 m) und Bronze 1993 in Stuttgart für Sigrid Kirchmann (Hochsprung) gegeben.

"Es ist unglaublich, ich bin überglücklich. Ein Traum", fasste Preiner nach den abschließenden 800 m im Khalifa-Stadion ihren Gemütszustand in Worte. "Danke an alle, die mich bis hierher unterstützt haben." Auch Trainer Wolfgang Adler brauchte einen Moment zum klar denken. "Wir haben natürlich das Wort Medaille in den Mund genommen, keine Frage. Du musst dich damit auseinandersetzen, wenn du als Entry-List-Fünfte hierher fährst. Aber dann hierzustehen, ist natürlich was anderes. Es ist unglaublich, dass wir das heimgebracht haben.

 

Neue Bestleistung

Als Sechste war Preiner in Doha nach dem ersten Tag und vier Disziplinen schlafen gegangen, mit einer neuen Bestleistung über 100 m Hürden (13,25 Sek.) und der Egalisierung ihres Rekordes über 200 m (23,96 Sek.). Zu Platz drei fehlten nur 34 Zähler, zum ÖLV-Rekord 21. Am Donnerstag gelang ein Auftakt nach Maß: Die 24-Jährige landete im Weitsprung im besten Versuch bei der persönlichen Bestleistung von 6,36 m und katapultierte sich bereits auf Rang vier nach vor - nur noch neun Zähler hinter Bronze.

Der Speerwurf verlief dann zäher als erwartet, Preiner steigerte sich allerdings von Versuch zu Versuch bis auf 46,68 m. "Der Weitsprung war gut, das war Angriff. Der Speerwurf war solide mit einem weichen Arm", hatte Trainer Adler bemerkt. "Ich hätte ihn gern ein paar Meter weiter gehabt, das könnte sie auch, aber ich glaube, sie war schon von der Situation her ein bisschen beeindruckt", sprach er den Umstand an, dass die Medaille in Reichweite gekommen war.

Für die 800 m hatte der Coach "Laufen!" als einzige Anweisung ausgegeben. "Es bringt nicht viel, wenn wir über Taktik reden. Sie ist eine der stärksten 800-m-Läuferinnen in dem Feld, das soll sie da drinnen einfach zeigen. Sie wird schnell rennen", sagte er voraus. Das tat Preiner dann auch und lief in ihrer Paradedisziplin die Medaille sicher nach Hause. Ihre 800-m-Bestleistung von 2:07,74 Min. erreichte sie mit 2:08,88 nicht, wurde aber hinter Johnson-Thompson Zweite und damit hinter Olympiasiegerin und Titelverteidigerin Thiam Gesamtdritte.
 

Adler blickte in die Vergangenheit 

"Österreichische Meisterin und vielleicht irgendwann einmal international dabei zu sein, das war es, was wir uns am Beginn der Zusammenarbeit vor neun Jahren vorgenommen haben", blickte Adler in die Vergangenheit. Die Ziele wurden im Laufe der Jahre nach oben geschraubt. "Als sie über die Quote zur Europameisterschaft nach Amsterdam gekommen ist und das erste Mal über 6.000 Punkte gemacht habt, habe ich gemerkt, da ist mehr drinnen. Von dort weg haben wir anders gearbeitet. Mit viel mehr Fokus auf das, was jetzt gerade im Moment passiert. Step by step, nur so geht es bei ihr."
 
Preiner setzt sich seit 2014 international in Szene. Es begann mit Platz neun bei der Junioren-WM in Eugene. 2015 wurde sie Vierte bei der U23-EM in Tallinn, 2016 landete sie bei ihrem Großereignis-Debüt in der Allgemeinen Klasse bei der EM in Amsterdam auf Platz sieben. 2017 holte sie bei der Hallen-EM in Belgrad Platz sechs (Fünfkampf) und bei der U23-EM in Bydgoszcz die Silbermedaille mit neuem österreichischen U23-Rekord im Siebenkampf. Damit war sie für die Freiluft-WM in London qualifiziert, stieg auf Rang 18 liegend vor dem abschließenden 800-m-Lauf nach einem Asthmaanfall aber aus.
 
Vor einem Jahr in Berlin lieferte Preiner als Achte mit 6.337 eine neue persönliche Punkte-Bestleistung ab. 2019 verlief trotz zwei Verletzungen im Sprunggelenk bravourös: Im Fünfkampf erst Staatsmeisterin, dann Hallen-EM-Sechste in Glasgow mit persönlicher Bestmarke. Im Siebenkampf erbrachte sie auf Teneriffa mit 6.472 das Limit für die Olympischen Spiele 2020 in Tokio und pulverisierte nur drei Wochen später in Ratingen mit 6.591 ihre Bestmarke und schnappte sich damit auch den ÖLV-Rekord von der jahrelangen Nummer-1 in Österreich, Ivona Dadic.
 
Dadic war als Mitfavoritin in Doha bereits im Hürdensprint mit einer Oberschenkelzerrung ausgeschieden und nur noch Zuschauerin im Stadion. "Hol dir die Medaille", hatte sie nach dem Erwachen aus ihrem persönlichen Schockzustand Landsfrau Preiner mit auf den Weg gegeben.
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