Unterschiedlich gefordert, aber siegreich sind Rafael Nadal und Daniil Medwedew in das Masters-1000-Turnier in Indian Wells gestartet.
Während Letzterer erstmals als Nummer 1 der Welt gegen den Tschechen Tomas Machac beim 6:3,6:2 keine Mühe hatte, musste der Spanier bis zum Schluss zittern. Allerdings war der US-Amerikaner Sebastian Korda wohl auch der stärkere Gegner. Nadal setzte sich nach 2:29 Stunden mit 6:2,1:6,7:6(3) durch und verlängerte seine Siegesserie auf 16.
Nadal hatte selbst keine Erklärung dafür, warum seine beeindruckende Serie in Indian Wells nicht gleich zum Auftakt riss. "Ich weiß es nicht. Es ist wahrscheinlich wahr, dass er etwas nervös geworden ist und mehr Fehler gemacht hat und ich zumindest etwas besser gespielt habe", sagte der Rekord-Grand-Slam-Sieger nach dem schwer erarbeiteten Erstrundensieg über Korda, gegen den er im dritten Satz schon 2:5 zurückgelegen war. "Ich hatte viel Glück, heute weiter gekommen zu sein."
Nach Siegen bei den Australian Open und den ATP-Turnieren in Melbourne und Acapulco verlängerte der 35-jährige Spanier also auch in der kalifornischen Wüste vorerst seinen herausragenden Start ins Jahr 2022 - und das trotz der anhaltenden Beschwerden am Fuß. "Der Fuß wird nie wieder bei 100 Prozent sein", hatte er schon vor dem Auftakt in Indian Wells gesagt. Aufgeben ist für den 21-fachen Major-Sieger aber dennoch nie eine Option. "So bin ich erzogen worden", sagte er und meinte zum Match gegen Korda: "90 von 100 dieser Spiele verlierst du. Wenn du aufgibst, verlierst du alle."
Es könnte also weiterhin zum Halbfinal-Duell mit Medwedew kommen. Der wegen des Krieges in der Ukraine als neutraler Athlet spielende Russe muss mindestens ins Viertelfinale kommen, um weiter auf dem Tennis-Thron zu bleiben. Zur Kritik insbesondere einiger ukrainischer Sportler, dass Tennis-Spieler aus Russland weiter spielen dürfen, äußerte sich Medwedew zurückhaltend. "Es liegt nicht an mir, das zu entscheiden. Ich folge den Regeln", sagte er. "Ich möchte meinen Lieblingssport spielen." Tennis sei ein individueller Sport.
Bei den Frauen sorgte ein Zwischenruf aus dem Publikum gefolgt von einem 0:6,4:6 von Naomi Osaka gegen die Russin Veronika Kudermetowa für Aufsehen. Denn Osaka nahm sich den Ruf "Naomi, du bist schwach" nach ihrem verlorenen, ersten Aufschlag-Game so sehr zu Herzen, dass ihr später die Tränen kamen. Kurz nach dem Vorfall sprach eine Offizielle längere Zeit mit Osaka, die immer wieder den Kopf in den Nacken legte und feuchte Augen hatte.
Nach dem Match stellte sich Osaka ans Platzmikrofon und berichtete, erneut mit den Tränen kämpfend, frühere Zwischenrufe hätten ihr nichts ausgemacht. "Aber hier?", fragte sie und erzählte schluchzend, dass die Williams-Schwestern Serena und Venus in Indian Wells Rufe ertragen mussten und man solle sich das Video dazu ansehen. "Ich weiß nicht warum, aber es ist in meinem Kopf und wurde da oft wiederholt", sagte sie.
2001 waren die Williams-Schwestern in Indian Wells heftig angefeindet worden, weil Venus vor dem Halbfinale gegen ihre Schwester aufgegeben hatte. Die beiden hatten rassistische Motive als Grund für die schlechte Behandlung suggeriert und waren danach 14 respektive 15 Jahre lang nicht mehr beim Turnier angetreten. Osaka wurde vom Publikum vor dem Match gegen Kudermetowa allerdings freundlich empfangen.
Die dunkelhäutige Osaka hatte nach ihrer Aufgabe bei den French Open im vergangenen Jahr von ihren depressiven Phasen seit dem Sieg beim US Open 2018 gesprochen und auch von der Mühe, ihre Angst in der Öffentlichkeit zu kontrollieren. Nach der Niederlage gegen Kudermetowa erschien sie nicht zur obligatorischen Medienkonferenz.