Marach schreibt österreichische Tennis-Geschichte: "Es war ein unglaubliches Jahr".
Einen Meilenstein in Österreichs Tennis-Geschichte hat am Freitag Oliver Marach gesetzt. Gemeinsam mit seinem kroatischen Partner Mate Pavic erreichte der 38-jährige Steirer, der längst schon für die ATP Finals in London qualifiziert war, das Halbfinale in Paris-Bercy: Und damit wird erstmals überhaupt ein Österreicher in dieser Weltsportart das Jahr als Nummer eins beenden.
Der Steirer und der Kroate waren wie ein Blitz in das Doppeljahr 2018 gestartet und hatten nach Doha und Auckland sensationell auch den Titel bei den Australian Open geholt. Beinahe wäre in Rotterdam noch ein vierter Titel en suite dazugekommen. Der 38-jährige ÖTV-Davis-Cup-Spieler holte mit Pavic dann auch noch den Titel in Genf und erreichte u.a. auch in Roland Garros das Endspiel, Marachs drittes Major-Doppel-Finale. Schon in Wimbledon 2017 hatten die beiden mit dem Finale ihr großes Potenzial gezeigt.
"Ja, ist schon geil"
"Ja, ist schon geil. Ich habe es gar nicht gewusst, weil ich es gar nicht angeschaut habe", meinte Marach am Freitagabend zur APA - Austria Presse Agentur. Wer nun erwartet, dass sich ein großer Geldregen aus Bonuszahlungen von Sponsoren über das Duo ergießt, wird enttäuscht. "Das wäre schön, aber das spielt es leider nicht", meinte der in Panama lebende Marach lachend. "Wir haben eigentlich nur einen Sponsor, der uns ein Budget gibt, und das ist nicht auf Bonus ausgelegt. Im Doppel ist es halt sehr schwer Sponsoren zu finden. Die einzigen, die das haben, sind die Bryan-Brothers."
Marach/Pavic spielen nun am Samstag (11.45 Uhr) gegen Marcel Granollers/Rajeev Ram (USA/ESP) um ihr bereits zehntes Endspiel 2018 (zusätzlich noch Rotterdam, Monte Carlo, Hamburg und Peking). Wie Dominic Thiem könnten sie ebenso wie dieser am Samstag das zweite Paris-Finale nach Roland Garros im gleichen Jahr erreichen. "Ja, das ist eine lustige Geschichte. Ich bin froh, dass wir das heute noch rübergebogen haben", sagte Marach. Gegen John Isner/Neal Skupski (USA/GBR) hatten sie beim hauchdünnen 7:6(6),6:7(4),12:10 auch einen Matchball abgewehrt.
Wenig Zeit zum Feiern
Viel Zeit zum Feiern blieb also nicht. Und auch die Medien-Aufmerksamkeit wird sich wohl wie so oft in Grenzen halten. "Ich bin eh nicht so einer, ich muss jetzt nicht in den Medien sein. Ich spiele hauptsächlich für mich und schaue, dass ich meine Ziele erreiche." Doch das Jahr als Nummer eins zu beenden, das war nicht einmal ein Traum. "Wenn man mir das letztes Jahr jemand gesagt hätte, dass wir am Ende des Jahres Nummer eins sind, hätte ich mir auf die Birne gegriffen."
Nun gilt es, den ohnehin maroden Körper ("Ich schlucke seit Wien jeden Tag Voltaren") noch bis inklusive London über die Saison rüberzuretten. Marach kämpft aktuell mit einer angeschlagenen Schulter.