RTL-Auftakt:

Odermatt zittert vor Sabotage und vor Schwarz

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Hochspannung vor dem RTL-Auftakt am Rettenbachgletscher über Sölden (So., 29.10., 10/13 Uhr): Der Schweizer Weltcup-Titelverteidiger Marco Odermatt (26) muss plötzlich vor Marco Schwarz zittern - und vor einer möglichen Ski-Sabotage.

Eigentlich könnte Odermatt gelassen in den Riesentorlauf-Auftakt starten. In den letzten beiden Jahren war der Schweizer eine Klasse für sich in Sölden (und holte sich danach jeweils den Gesamtweltcup in überlegener Manier). Doch heuer könnte alles anders ein. Der zum Allrounder gereifte frühere Slalom-Spezialist Marco Schwarz (28) wittert plötzlich seine Chance - in Sölden, wo er bisher über 13. Plätze nicht hinauskam (2021 & 2022) - und im Kampf um die große Kristallkugel.

Fünf Wochen - länger als jeder andere - bereitete sich Schwarz im Sommer in Südamerika auf seine anstrengendste Saison vor. Der Kärntner trainierte zuerst mit den Speedspezialisten Abfahrt und Super-G und danach mit seinen Technik-Kollegen Riesentorlauf und Slalom. ÖSV-Herrenchef Marko Pfeifer berichtet beeindruckt: "Von den Zeiten her war Blacky überall vorn dabei." Müdigkeit? Fehlanzeige! "Dafür hab ich im Frühjahr Kondition und Kraft trainiert und noch drei, vier Kilo Muskelmasse drauf gepackt", erzählt Schwarz, der seit Neuestem noch mehr auf seine Ernährung achtete

"Dessertverbot macht Schwarz zum gefährlichen Odermatt-Jäger"

Damit hat sich der "neue" Schwarz auch bei Odermatt Respekt erkämpft. "Dessertverbot macht Schwarz zum gefährlichen Odermatt-Jäger", titelt die Schweizer Tageszeitung "Blick". "Während unser Marco in drei Disziplinen top ist, besitzt sein Namensvetter aus Österreich sogar in vier Sparten Siegchancen", heißt es im Text. Tatsächlich hat Schwarz bereits zwei Weltcup-Slaloms gewonnen dazu letzten Februar seinen ersten RTL. Bei der WM in Courchevel schrammte er im Super-G (6.) und in der Abfahrt (4.) an Medaillen vorbei - und das in seiner ersten Speed-Saison.

Mit seinem verrückten Plan, bis auf weiteres alle Rennen bestreiten zu wollen, schaffte es Schwarz sogar aufs Radar von US-Legende Bode Miller (46), dem letzten "echten" Allrounder. "Es ist prinzipiell möglich", sagte Bode vergangenen Montag beim ServusTV-Besuch im Salzburger Hangar-7. "Das Schwierige ist, das Niveau über die Saison zu halten. Das ist mir nicht gelungen."

Fluor-Wachs-Verbot lässt Odermatt-Ausrüster nervös werden

Im Gegensatz zu Schwarz lässt Odermatt Slaloms aus. Im Riesentorlauf (bisher 14 Weltcup-Siege) und im Super-G (10 Siege) jagt er die "Big Points", in der Abfahrt fährt er seinem ersten Sieg noch hinterher. Wobei ihm nicht nur die Konkurrenz zu denken gibt. Ab sofort gibt's ein Fluor-Wachs-Verbot, mit dem keiner so richtig was anzufangen weiß. So geht die Angst vor einer möglichen Sabotage um. Beni Matti, Rennleiter bei Odermatts Ski-Ausrüster Stöckli, gibt sich im "Blick" als Schwarzmaler: "Nehmen wir an, die Startnummer 3 geht mit einem Fluor beinhaltenden Ski ins Rennen. Jeder darauffolgende Athlet mit lupenreinem Belag könnte dann über diese Spur gefahren sein, Rückstände von Fluor abkriegen und deshalb disqualifiziert werden." Drohen damit im Ski-Weltcup plötzlich Zustände wie in der Formel 1? Noch schlimmer! Matti: "Im  Ski-Zirkus teilen sich oft vier verschiedene Ausrüster einen Wachs-Container. Und deshalb hätte jedermann ziemlich leichtes Spiel, wenn er seinem ärgsten Konkurrenten Fluor auf die Ski schmieren möchte." 

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