Die Generalprobe für den Speed-Auftakt in Lake Louise gewinnt der Schweizer Gesamtweltcup-Favorit Marco Odermatt. Die Österreicher verpassen das Podest, zeigen auf verkürzter Strecke aber auf.
Marco Odermatt ist am Donnerstag in Lake Louise im Abschlusstraining für die erste Weltcup-Männer-Abfahrt der Saison die Bestzeit gefahren. Der Schweizer kam auf wegen Wind verkürzter Strecke nach 1:26,52 Minuten ins Ziel, Aleksander Aamodt Kilde war Zweiter (+0,09). Bester Österreicher war Matthias Mayer als Fünfter unmittelbar vor Otmar Striedinger, beiden fehlten um die sechs Zehntel auf den Eidgenossen.
Vincent Kriechmayr war drei Hundertstel hinter Striedinger Siebenter, Julian Schütter fuhr mit Startnummer 69 auf den elften Rang. Zurückgenommen hat sich Daniel Hemetsberger, der am Mittwoch noch Vierter gewesen war, aber nur im oberen Teil voll gefahren ist. Am Freitag (ab 20.30 Uhr im Sport24-Liveticker) beginnen die Speedbewerbe, die ÖSV-Männer sind wie auch die Konkurrenz schon heiß auf den Saisonstart.
"Die Strecke hat sich wie erwartet sehr gut entwickelt. Sie ist wirklich knackig, es ist viel Wasser drinnen und jetzt so anspruchsvoll, wie wir es erwartet haben", konstatierte Weltmeister Kriechmayr. Auch nach dem Blick auf das Trainingsergebnis meinte der "Sportler des Jahres" 2021: "Die fahren ganz solide Ski, die haben es nicht verlernt. Ich glaube, dass die üblichen Namen vorne mitmischen werden und ich hoffe, dass ich eine gute Leistung zeigen kann."
Odermatt in der Abfahrt noch gefährlicher
Sein persönliches Ziel? Vorne reinfahren "wäre wünschenswert, aber geschenkt wird einem nichts." Der angesagte Schneefall für den Renntag sei weniger ein Problem. "Ich glaube eher, dass der Wind ein Problem sein könnte, aber ich bin guter Dinge, dass wir da morgen eine ganz würdige Abfahrt haben werden."
Der dreifache Olympiasieger Matthias Mayer freute sich auch über die weit bessere Piste im Vergleich zum Dienstag. "Es ist hart, zum Teil ein bisserl eisig, genauso wie wir das haben wollen. Es ist immer wieder super da zu sein. Lake Louise ist die Abfahrt mit der höchsten Durchschnittsgeschwindigkeit über das ganze Jahr gesehen", wusste der Kärntner. "Das ist schon immer wieder eine Herausforderung, am Anfang der Saison da runter zu starten."
Für Mayer hat Odermatt auch in der Abfahrt "wieder einen Schritt weitergemacht", Kilde sei wieder in seiner alten Form. "Es wird wahrscheinlich ein enges Rennen."
Neue Startnummern-Regel feiert Premiere
Die neue Startregel, die Rennen fairer machen soll, kommt nun erstmals zum Einsatz. Die Top Ten der "World Cup Starting List" (WCSL) ziehen Startnummern von 6 bis 15. Wer im Ranking zwischen 11 und 20 platziert ist, erhält ebenfalls per Los die Nummern 1 bis 5 sowie 16 bis 20. Bis zum Ende der vergangenen Saison durften die Top Ten der Weltrangliste ungerade Nummern von 1 bis 19 wählen.
Kriechmayr ist die Regel "grundsätzlich egal", aber: "Ich hoffe, dass für gewisse Rennen, wo eine Nummer ein Vorteil sein kann, dass es nicht zu viel Einfluss nimmt." Der Linzer nannte als Beispiel Wengen. "Wenn man um die Abfahrtskugel kämpft und in Wengen Nummer 6 oder Nummer 15 hat, ist ein großer Unterschied." In Wengen seien doch oft die vorderen Nummern bevorteilt. "Im Grunde werden sich die Besten übers Jahr durchsetzen."
Mayer sah durchaus auch Vorteile. "Es ist für uns keine große Änderung. Man muss am Vortag nicht mehr rumplänkeln, es ist wahrscheinlich das Feld der Topathleten kompakter beieinander, das ist ein Unterschied. Es wird sicherlich das eine oder andere Rennen geben, wo die Startregel vorteilhaft oder vielleicht sogar ein bisserl ein Nachteil sein wird."
Striedinger will heuer voll angreifen
Hemetsberger zeigte am Donnerstag nur ganz oben den vollen Biss. "Wir haben hier noch drei Rennen. Ich bin oben Vollgas gefahren, ob ich die letzten 20 Sekunden noch Hocke fahre, ist nicht erheblich." Striedinger freut sich schon, wenn es "endlich losgeht": "Jeder ist heiß aufs erste Rennen." Das Wetter sei für Freitag nicht so gut angesagt, aber: "Wir Abfahrer sind es gewohnt, dass wir warten müssen", nimmt es Striedinger mit Humor.
Er sieht in der Startnummer-Regeländerung einen Fairnessvorteil. "Ich finde die Regel besser, weil sich die Topfahrer nicht die Nummer aussuchen können. Für mich heißt es so schnell wie möglich in die erste Gruppe zu kommen."
Striedingers Rezept im Kampf um Fernsehzuschauer bei der parallel stattfindenden Fußball-WM? "Wenn's genug Fußballspiele gesehen haben, sollen's mal umschalten. Bei der WM in Katar werden wir nicht gewinnen."