Klammers Olympia-Kolumne

In Sarajewo 1984 war die Stimmung viel mieser

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Ich weiß nicht, wer den Vergleich aufgebracht hat, aber immer öfter werde ich dieser Tage gefragt: "Franz, wie war das 1984 in Sarajewo...?"

Richtig, bei den Winterspielen damals mussten wir bis zum drittletzten Tag warten, ehe Jimmy Steiner mit Abfahrts-Bronze die einzige Medaille holte. 
Das war damals ein einziges Desaster. Das Wetter war eine Katas­tro­phe, und die Stimmung wurde jeden Tag schlimmer. Jeder spürte insgeheim, dass nix mehr gehen würde. Bei mir kam dazu, dass mein Ski überhaupt nicht lief. Das alles erhöht den Druck, den du dir zusätzlich aufbaust, und das hemmt einen zusätzlich. Deshalb kann ich das, was jetzt in London abgeht, gut nachvollziehen.

Woran liegt es, dass sich nicht einmal Einzelkämpfer durchsetzen?
In vergangenen Jahren hatten wir bei Sommerspielen immer wieder Einzelkämpfer, die es geschafft haben, bei Olympia ihr höchstes Niveau abzurufen. Das geht mir heuer ab. Jene Athleten, die mit Medaillenchancen nach London gekommen sind, haben ausgelassen. Ich frage mich, woran das liegt. Haben wir wirklich in vielen Bereichen international die Post versäumt? Oder ist es das veralterte Sportsystem in diesem Land? Dann sollten wir diese Pleitenspiele als Chance sehen – als Chance, dass sich schnell was ändert.

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