"Team intim": Unser Experte berichtet von der Ski-WM aus St. Moritz.
ÖSTERREICH-Reporter Walter Unterweger begleitet unsere Ski-Helden bei der WM in St. Moritz. Er liefert im Tagebuch einen Blick hinter die Kulissen - manch Kuriosität inklusive.
"Team intim": Unser Experte berichtet von der Ski-WM aus St. Moritz.
ÖSTERREICH-Reporter Walter Unterweger begleitet unsere Ski-Helden bei der WM in St. Moritz. Er liefert im Tagebuch einen Blick hinter die Kulissen - manch Kuriosität inklusive.
Bevor die Speed-Asse heute auf der Piste Corviglia zur Medaillenjagd blasen, wagte ich mich auf die Herren-Abfahrt. Nur den "Freien Fall", die mit fast 100 % Neigung steilste Startpassage im Skizirkus, musste ich auslassen. Die war für mich gesperrt. Unglücklich war ich darüber nicht.
Allein der Blick aus dem Starthäuschen ist furchterregend. Man schaut ins Nichts. Nur das Bergmassiv des Engadins am Horizont, aber keine Piste. Erst später erkennt man das 800 Meter tiefer gelegene Zielgelände Salestrains. Schwindelfrei sollte man schon sein, wenn man auf der Startkante steht.
Den Rest der Strecke zog ich mir aber rein. Mit vielen Zwischenschwüngen - eh klar! Mein Glück: Dank des Neuschnees ist die WM-Abfahrt nicht zu eisig. Zwar pickelhart, aber griffig. Was sie nicht weniger gefährlich macht.
© ÖSTERREICH/Kernmayer
(c) ÖSTERREICH/Kernmayer
Als ich die Ski das erste Mal laufen lasse, schießt mir das Adrenalin durch die Adern. Ich versuche innerhalb der blauen Markierung zu bleiben. An der "Mauer", dem berüchtigten Sprung, wo der Schweizer Beat Feuz 84 (!) Meter weit segelte, ziehe ich zurück. Die vielen Geländeübergänge haben es in sich. Es ist wie Achterbahnfahren.
Extrem ist die Kompression nach dem Felsen. Obwohl ich mit geringer Geschwindigkeit hinkomme, staucht es mich zusammen. Danke! Die Warnung ist rechtzeitig angekommen.
Am Montagabend bebte der TirolBerg in St. Moritz das erste Mal. Ich wollte wissen, was zur feierlichen Eröffnung auf den Tisch kommt. Also ab in die Küche gleich hinter der Bar. Dort treffe ich Haubenkoch Alexander Fankhauser. Er ist für den heutigen Abend zuständig. "Griaß di", sagt er. "Gut, dass du kommst. Kannst mir gleich zur Hand gehen." So schnell kann ich gar nicht schauen, habe ich schon eine Kochmütze auf. "Schneid mal den Schnittlauch", grinst mich Alex an. Na dann. Auf geht's.
Österreicher tricksten die Schweizer aus
Zur Eröffnung gibt's Tafelspitz vom Kalb. Als Vorspeise werden Salate serviert. Bei der Nachspeise darf ich wieder ran. Der Staubzucker muss noch auf den Topfenstrudel rauf. "Wird erledigt", sage ich. Alle hoffen natür lich auf viele Medaillenfeiern im TirolBerg. Der Standort der Location könnte nicht besser sein. Mitten im Zentrum von St. Moritz-Dorf prangt der TirolBerg. 1,2 Millionen Euro wurden dafür budgetiert. Topsecret! Eigentlich wollten die Eidgenossen auf diesem Platz ihr Swiss House platzieren. Doch die Tiroler waren schneller und hatten bei den St. Moritzern überzeugende Argumente parat.
Für die Weltmeister gibt es Wiener Schnitzel Sichtlich wohl am Tirol-Berg fühlte sich auch unser Ski-Held Marcel Hirscher. Bevor es für ihn zur Eröffnungsfeier ging (Marcel führte die rot-weiß-rote Delegation als Fahnenträger an), stärkte er sich noch dort. Gemeinsam mit Freundin Laura verputzte er eine Brettljause. Anscheinend machte ihn der lange Interview-Marathon zuvor ziemlich hungrig.
Ob es ein spezielles Weltmeister-Menü gibt, will ich noch von Chefcaterer Jakob Hafele wissen. "Es ist interessant", antwortet er. "Die meisten Stars wünschen sich nach einer Goldfahrt ein Wiener Schnitzel."
© Kernmayer
Der Nobelskiort wirbt mit 322 Sonnentagen. Doch gleich das erste Abfahrtstraining fiel dem schlechten Wetter zum Opfer. Hoffentlich kein schlechtes Omen. Zeit für einen Lokalaugenschein. Ich beginne am Kulm Park, dort steigen die Medaillenzeremonien. Sofort sticht der Megaskifahrer aus Holz ins Auge. 19 Meter hoch, 18 Tonnen schwer.
Gleich daneben befindet sich das Kulm Hotel. Luxus pur. Davor parken Bentleys und Rolls-Royce. St. Moritz hat ein Image. Und das ist teuer. Für die Suite im Kulm Hotel, eines der fünf Fünf-Sterne-Häuser im WM-Ort, legt man 5.000 Franken ab -das sind 4.700 Euro -die Nacht!
Auch nicht schlecht: Auf 1.822 Meter Seehöhe tragen nicht nur die Damen Pelz, sondern auch ihre Hündchen Steppjacken. Beim Shoppen in den vielen Edelboutiquen.
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