"US-Skimeisterschaften" in Whistler

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Die Skifahrer aus den USA wachsen bei Olympia im Nachbarland Kanada über sich hinaus. Mit sechs Medaillen hatten Bode Miller und Co. trotz des Kombi-Ausfalls der führenden Lindsey Vonn nach nur vier von zehn Alpin-Rennen am Whistler Mountan bereits den Allzeit-Rekord von Sarajevo (5) ausgelöscht. Sechs Medaillen für die USA, sechs für den Rest der Welt.

"Wir erleben hier US-Skimeisterschaften", freute sich der medaillenlose US-Fahrer Ted Ligety mit seinen Teamkollegen. Miller und Andy Weibrecht sorgten im Super-G für die Medaillen fünf und sechs, nachdem zuvor schon Vonn (Abfahrtsgold) und Julia Mancuso (zweimal Silber) kräftig Edelmetall für die USA gesammelt hatten. Mit Bronze in der Abfahrt und seinem zweiten Platz im Super-G ist Miller nun auch der erste US-Skifahrer mit Olympia-Medaillen in vier verschiedenen Disziplinen. Das hat außer ihm bei den Herren sonst nur der Norweger Kjetil-Andre Aamodt geschafft.

Das warf in Whistler zum wiederholten Mal die Frage auf, warum die US-Athleten bei Großevents stets ihre besten Leistungen bringen. "Abgesehen davon, dass wir einfach besser sind als alle Anderen", scherzte Miller nach dem Super-G, "liegt es wohl daran, dass wir bei Großereignissen immer dieses bestimmte Momentum finden." Das gelte im Gegensatz zum Weltcup ("Der zieht dich nur runter") speziell für Olympia.

Vancouver sind nicht die ersten Spiele, bei denen US-Amerikaner am Tag X ihre Bestleistung bringen. "Das zieht sich durch unsere Geschichte. Erinnert euch an Bill Johnson oder Tommy Moe", sagte der 24-jährige Weibrecht, der zuvor einen einzigen zehnten Platz im Weltcup geschafft hatte. Dazu kommt, dass sich die Amerikaner in Vancouver speziell wohl fühlen. Weibrecht: "Das Wohnen, das Essen, alles ist wie bei uns daheim!"

Dass die Amerikaner den Moment des Augenblicks speziell bei Olympia perfekt nützen können, beeindruckte auch ÖSV-Damenchef Herbert Mandl. "Es zeigt sich immer wieder, dass sie da ihr Leistungsmaximum abrufen können. Das muss irgendwie mit der Mentalität und der Tatsache, dass Skifahren in den USA nur bei Olympia wirklich wahrgenommen wird, zusammenhängen", befand Mandl. "Unsere Fahrerinnen können sich jedenfalls zweijährige Erholungsphasen wie eine Julia Mancuso nicht leisten."

Millers Erfolge kommen vier Jahre nachdem er als vierfacher Weltmeister und überragender Topfavorit zu den Spielen nach Turin gekommen war. Dort hatte der Freigeist aus New Hampshire ob der medialen Vereinnahmung aber einen der größten öffentlichen Selbstzerstörungsakte in der Sportgeschichte betrieben. Man traf Miller jeden Abend in der Disco, prompt gewann er nicht eine einzige Medaille.

Er sei heute kein andere Mensch oder Skifahrer als damals, versicherte der ebenso stoische wie redselige Sohn von Hippie-Eltern, der die Medienkontakte mittlerweile auf das Notwendigste beschränkt. "Alles was ich vor Turin sagte, endete darin, dass ich fünf Medaillen gewinnen sollte", blickte der exzellente Tennis- und Golfspieler noch einmal zurück. "Ich war nicht mehr Herr meiner Entscheidungen. Man hatte mir die Freiheit genommen, zu sein, wer ich bin", so der zweifache Weltcup-Gesamtsieger.

Vier Jahre später ist der nach zweijährigem Exodus als Privatfahrer kurz vor einem möglichen Karriere-Ende doch noch im Oktober ins US-Team zurückgekehrte Miller nicht nur ein 32-jähriger Vater - Tochter Dacey feierte exakt am Freitag ihren zweiten Geburtstag - sondern sogar Vorbild für die Teamkollegen. Dass Miller nun auch endlich auch sein erstes Olympiagold will, erstaunt also nicht.

Vielmehr, und das ist typisch für Miller, dass er es am liebsten im Slalom schaffen würde. Also in der einzigen Disziplin, in der er noch keine Olympiamedaille gewonnen hat und in der der Sturzpilot ("Soviel Ausfälle wie ich hat keiner auf der Welt") zuletzt im Dezember 2004 (Sestriere) ein Weltcuprennen gewonnen hat.

Zudem hätte ihn das jüngste Slalom-Training in Whistler fast die weiteren Olympiastarts gekostet. Nach einem Einfädler habe es ihn beim ärgsten Sturz seit fünf Jahren den halben Hang hinunterüberschlagen, erzählte er. "Ich habe 30 Sekunden lang gewimmert wie ein kleines Kind, ehe ich aufstehen konnte."

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