Seit Riesch die Nase vorn hat, wächst Konkurrenz zwischen ihr und Vonn.
Während sich bei den Herren mit Ivica Kostelic dank unfassbarer 851 Punkte in nur drei Wochen ein klarer Favorit auf die große Kristallkugel etabliert hat, wird das Duell bei den Ski-Damen zwischen Maria Riesch
und Lindsey Vonn
immer härter. Und damit auch die Belastungsprobe für die Freundschaft zwischen den beiden 26-Jährigen. Spätestens bei den drei Cortina-Rennen drängte sich die Frage auf, wie viel Konkurrenz diese Freundschaft überhaupt noch verträgt.
Distanz wächst
Denn Vonn wirkte nach der von Riesch gewonnenen Abfahrt nicht mehr ganz so herzlich wie früher. Auch wenn dabei sicherlich die Sorge um ihr verletztes Knie mitspielte, wunderte sich Riesch über die Distanziertheit ihrer Freundin, mit der sie jahrelang Weihnachten und Silvester verbracht hatte. Am Sonntag erschienen die beiden nach Vonns zweiten Super-G-Erfolg getrennt zur Pressekonferenz.
Freundschaft und Beruf trennen
Riesch machte dort aus ihrem Herzen keine Mördergrube. "Auch wenn es für die Eine vielleicht gerade nicht läuft, muss man die Leistung der Anderen respektieren. Bisher konnten wir Freundschaft und Beruf trennen. Ich hoffe, das bleibt so, auch wenn ich jetzt vor ihre liege", sagte die Deutsche und ergänzte: "Ich habe das oft genug hinbekommen. Ich erwarte das jetzt auch von Lindsey."
Die innige Beziehung der einstigen Busenfreundinnen steht schon länger auf dem Prüfstand. Jahrelang hatten Vonn (Kildow) dank Seriensiegen aber auch durch ihre Hochzeit mit Exrennläufer Thomas Vonn die Schlagzeilen fast alleine gehört. Als Rieschs Skifirma Head 2009 ausgerechnet Vonn engagierte, bekam die Beziehung erstmals Risse. Rieschs damalige Kritik blieb folgenlos, Vonn gewann zwei weitere Male den Gesamtweltcup. Jeweils vor Riesch.
Riesch überflügelt Vonn
Nun aber ist die Deutsche als bessere Allrounderin in der Form ihres Lebens und drauf und dran, den Erfolgsrun Vonns zu stoppen und damit deren größtes Saisonziel vom vierten Gesamtsieg in Folge zunichtezumachen. Auch im Privatbereich hat Riesch mit ihrem Verlobten und Berater Marcus Höfl "gleichgezogen".
Riesch kämpft um Freundschaft
Dass Vonn mit dieser neuen Situation Probleme hat, ist auch Riesch aufgefallen. "Man bemerkt, dass das Ganze etwas an ihr nagt. Aber man sollte es sportlich nehmen. Für mich lief und läuft Freundschaft auf zwei Ebenen. Dass wir auf der Piste härteste Konkurrentinnen sind heißt nicht, dass man nicht am Nachmittag trotzdem auf einen Kaffee geht", betonte sie in Cortina.
Probleme über Probleme bei Vonn
Vonn hatte vor Cortina angesichts des speedlastigen Weltcup-Restprogramms einen Generalangriff auf die führende Riesch angekündigt, dieser fiel aber trotz ihrer zwei Super-G-Siege mäßig erfolgreich aus, weil Riesch erstmals die Abfahrt gewann. Zudem zog sich die erfolgsverwöhnte Amerikanerin zwei Wochen vor der WM eine schmerzhafte Innenbandzerrung im Knie zu, die sie zu einer tagelangen Therapie-Pause zwang.
Dass sie Rieschs Überform zu noch mehr Risiko zwinge, wollte Vonn nicht einmal abstreiten. In Cortina vermied sie nur mit viel Geschick gleich zwei Mal einen bösen Crash, machte insgesamt nur 51 Zähler auf die nach 22 Rennen mit 145 Punkten Vorsprung führende Riesch gut. "Ich habe in der Abfahrt 60 Punkte gewonnen und nicht 40 verloren", sagte sie dennoch trotzig. "Ich hätte auch ausscheiden oder mich schwer verletzen können."
"Muss an mich denken"
Dennoch reagiert sie pikiert auf entsprechende Fragen. "Ich habe immer gesagt, dass Maria diesmal Favoritin ist. Aber ich muss trotzdem an mich denken und nicht an das, was Maria macht", erklärte sie. "Manchmal ist man halt enttäuscht. Aber nicht weil die andere gewonnen hat, sondern weil man selbst schlecht gefahren ist", sagte Vonn und versicherte: "Ich behandle sie immer gleich, egal ob sie Erste oder Letzte geworden ist. Ich hoffe, Maria sieht das auch so."
Seitenhieb
Dass der Kampf zwischen den beiden besten Skidamen auch verbal härter wird, ist offensichtlich. "Es ist nur gerecht, wenn auch technische Rennen ausfallen", hatte Vonn vor Cortina hinsichtlich der für Riesch ungünstigen Marburg-Doppelabsage gemeint und erklärt: "Im Kalender sind ohnehin mehr Technik- als Speedrennen".
Knackpunkt Garmisch-WM
Die größte Freundschaftsprobe wird es wohl bei Rieschs-Heim-WM in Garmisch geben, denn dort geht es für die Lokalmatadorin um alles. Für sie wird dort zwar ein Hotelzimmer reserviert sein, am wohlsten fühle sie sich aber zu Hause, betonte die Garmischerin.
Für Vonn wird im Gegensatz zu Weihnachten und Silvester eher kein Platz mehr im Hause Riesch sein, so viel Nähe während einer WM verträgt keine Freundschaft. "Außerdem ist da der Platz für mich reserviert", sagte Rieschs Verlobter Höfl lachend.