Todespolka

Österreichische Rechtsruck-Vision

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Film von Pfeifenberger und Demmelbaue kann Anspruch nicht erfüllen.

Politisch-gesellschaftlich geprägte Science Fiction ganz ohne kleine grüne Außerirdische hat sich als interessantes Film-und Fernsehgenre entwickelt. Zuletzt beschäftigte sich der SAT1-Zweiteiler "Die Grenze" mit der Vision einer erneuten Ost-West-Drift Deutschlands, und auch der ORF versuchte sich mit "Der erste Tag" erfolgreich am düsteren Zukunftsblick. Ähnliches hatten die österreichischen Filmemacher Michael Pfeifenberger (Regie) und Stephan Demmelbauer (Produktion und Drehbuch) bei ihrer "Todespolka" vor. Sie wollten zeigen, wie die durch Rechtspopulisten ausgestreute Saat der Gewalt im Kleinbürger-Milieu aufgeht. Der 81-minütige Film, der am Freitag (7.5.) seinen Kinostart hat, erweist sich jedoch als Low-Budget-Trash ohne kathartisches Potenzial.

Todespolka - Darum geht's
Eine auf Hetztiraden gegen Ausländer, Kriminelle und die EU spezialisierte Dirndlträgerin wird Bundeskanzlerin in Österreich. Dass Dr. Sieglinde Führer ("Siggi Heil!") von der deutsch-israelischen Schauspielerin Tamara Stern gespielt wird, ist eine Insider-Pointe, dass sie in "Todespolka" vorwiegend Reden und Tanzbein schwingend via TV-Schirm präsent ist, zeigt, dass der Fokus auf die Wechselwirkung zwischen hoher Politik und niederen Instinkten des Wahlvolks gelegt wird.

Explosive Mischung
Die Figuren-Konstellation, die bei ihrer Zusammenführung eine ziemlich explosive Mischung ergibt, ist jedoch verwirrend und vordergründig: In der Spießbürger-Hölle einer Eigenheim-Siedlung treffen harmlose Studenten mit Gutmenschen-Anspruch, wehrhafte Bürger mit Kampfhund und Gewehr, eine Teilzeit-Domina mit strenger Kammer und ein behinderter junger Mann mit unausgelebten Sehnsüchten aufeinander. Als der Bruder der Kanzlerin, der als präpotenter Polizeikommandant eine recht zupackende Interpretation von Recht und Ordnung vertritt, auf den Plan tritt, fließt bald Filmblut in Strömen und zieren Leichen die akkurat geschnittenen Rasenflächen.

Heimische Schauspiel-Promis
Nicht unprominente heimische Schauspieler wie Stefano Bernardin, Alexander Pschill und Silvia Fenz agieren in diesem Szenario erschreckend harm- und hilflos. Das schwache Drehbuch, das den üblichen Reflexen Raum gibt, ohne ihnen eine Reflexionsebene hinzuzufügen, wird von langen, wenig aussagekräftigen Szenen, einem trägen Schnitt und einer die Kontraste stark überzeichnenden, eigenwilligen Farbgebung ergänzt. "Todespolka" soll "eine Politgroteske" sein, "giftig, hämisch, saftig". Geworden ist es eine trashige, harmlose Komödie, die ihr Thema ebenso wie ihre Zuschauer schmerzlich unterschätzt.

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