Neuer Direktor

Engelsman übernimmt Völkerkundemuseum

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62-jähriger Niederländer tritt sein Amt in Wien am 1. Mai 2012 an.

Der Niederländer Steven Engelsman wird neuer Direktor des Museums für Völkerkunde (MVK) in Wien. Der promovierte Mathematiker folgt mit 1. Mai 2012 auf den vor einem Jahr zurückgetretenen Christian Feest. Für ihn habe vor allem seine "profunde Erfahrung als exzellenter internationaler Netzwerker auf dem Gebiet der europäischen und asiatischen Ethnologie" gesprochen, wie es am Montag seitens des Kunsthistorischen Museums (KHM), in dessen Verbund sich das MVK befindet, hieß.

KHM-Direktorin Sabine Haag freute sich, mit Engelsman einen "international anerkannten und erfahrenen Museumsdirektor" gewonnen zu haben. Gerade im Zuge seiner Tätigkeiten als Direktor des Völkerkundemuseums im niederländischen Leiden habe er bewiesen, "dass er auch die Neupositionierung des Museums für Völkerkunde in Wien kompetent und engagiert verwirklichen wird". Der designierte Direktor freut sich auf "eine großartige und spannende Herausforderung", wie er zitiert wird. Schließlich gehöre das MVK "weltweit zu den berühmtesten Sammlungen in diesem Bereich".

Kulturministerin Claudia Schmied (S) beschied dem 62-jährigen Wissenschafter "hohe Fachkompetenz und langjährige Erfahrung in der Museumsleitung". Gerade angesichts der "anspruchsvollen Aufgabe der Neupositionierung" des MVK gute Voraussetzungen, sei doch "die Entwicklung des Museums für Völkerkunde als lebendes Haus der Ethnologie voran zu treiben". Leidbekundungen gab es vom Kultursprecher der Grünen, Wolfgang Zinggl: Engelsman werde "von Anfang an ein Frühstücksdirektor bleiben unter der Oberhoheit des Kunsthistorischen Museums, das mit interkulturellem Dialog so viel am Hut hat wie mit Tischtennis". Die Chancen, aus dem MVK ein Museum der Kulturen zu machen, werden seiner Ansicht nach ignoriert.

Engelsman wurde am 14. Oktober 1949 geboren und promovierte an der Utrechter Universität in Mathematik mit der Arbeit "Families of Curves and the Origins of Partial Differentiation". Nach Forschungstätigkeiten im Bereich der Differentialrechnung des 17. und 18. Jahrhunderts kuratierte er ab 1979 Ausstellungen am naturwissenschaftlichen Museum Boerhaave, zu dessen Chef-Kurator und stellvertretendem Direktor er fünf Jahre später ernannt wurde. Engelsman war wesentlich an der Neuorganisation des Hauses beteiligt, bevor er 1992 als Direktor ans Völkerkundemuseum in Leiden wechselte.

Neben seinem Engagement in unterschiedlichen Vereinigungen, die sich der Erhaltung des kulturellen Erbes in den Niederlanden widmen, ist Engelsman auch Gründungsmitglied des "Asia-Europa Foundation Museum"-Netzwerks (ASEMUS), dem er 2003 bis 2005 vorstand und dessen Mitglied auch seine neue Arbeitsstätte in Wien ist. 2006 wurde er vom französischen Kulturministerium mit dem Kulturverdienstorden ausgezeichnet.

Seit dem Rücktritt von Christian Feest als Direktor des MVK fungierte KHM-Generaldirektorin Sabine Haag als interimistische Leiterin des Hauses. Feest hatte im Zuge der Debatte um die Positionierung eines "Museum NEU", das Völkerkunde- und Volkskundemuseum unter einem Dach zusammenführen hätte sollen, seinen Vertrag "einvernehmlich aufgelöst, wegen Differenzen bezüglich der Zukunft des Museums", wie er im Oktober vergangenen Jahres erklärte.
 

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