"Musik und Dichtung"

Helmut Berger las im Konzerthaus

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Er trug bei Konzertlesung Oscar Wildes  "Der selbstsüchtige Riese" vor.

Und manchmal ist es dann doch das Wetter, das einem Text zu einer wohl nicht intendierten Aktualität verhilft. Wer hätte bei der Programmierung der Reihe "Dichtung und Musik" im Wiener Konzerthaus daran gedacht, dass folgender Satz aus Oscar Wildes "Der selbstsüchtige Riese" sowohl auf der Bühne als auch im voll besetzten Schubertsaal Anfang April für ausgiebiges Schmunzeln sorgen sollte: "Der Frühling hat diesen Garten vergessen", sagen da Schnee und Frost, "deshalb wollen wir hier das ganze Jahr durch wohnen." Schauspieler Helmut Berger und der Pianist Florian Uhlig, der Edward Elgars "Enigma"-Variationen darbot, kämpften eine Stunde lang tapfer um einen Frühling, der 3. April zumindest musikalisch doch anbrach.

"Enigma" im Konzerthaus
Auf die "Paris" betitelte Konzertlesung mit Auszügen aus Marcel Prousts "Auf der Suche nach der verlorenen Zeit" und Werken von Maurice Ravel und Reynaldo Hahn im März folgte nun "London". Oscar Wildes Kunstmärchen "Der selbstsüchtige Riese" lässt den Zuhörer für einen Moment daran denken, ob es auch für die aktuelle Wetterlage vielleicht doch einen Grund und in Folge auch eine einfache Lösung geben mag. In Wildes Text öffnet der Riese seinen winterlichen Garten für die zuvor daraus verbannten spielenden Kinder: Und schon sprießen die ersten Blumen. In den Schubertsaal des Konzerthauses hineingelassen und ins Schneetreiben hinaus getragen wurden jedenfalls die ersten Sätze von Edward Elgars 1898/99 komponierten "Enigma"-Variationen, die der Komponist auch in einer Klavierfassung hinterlassen hat, die nun die trübe Stimmung zu vertreiben wusste.

Berger las den "Riesen"
Im Anschluss an den "Riesen" las Helmut Berger aus dem ebenfalls von Wilde stammenden Märchen "Der glückliche Prinz", das mehrfach von den insgesamt 16 Variationen unterbrochen wurde, die Elgar jeweils einem Charakter aus seinem Umfeld widmete und die trotz des verbindenden Motivs entsprechend abwechslungsreich erklingen. Das Publikum würdigte die mittägliche Konzertlesung, die dank des Humors Bergers und der Virtuosität Uhligs, das ursprünglich für Orchester komponierte Werk derart leichthändig zu interpretieren, mit lang anhaltendem Applaus.

Nächstes Event

Beim nächsten Programmpunkt der Reihe "Musik und Dichtung" entführen am 8. Mai (12.30 Uhr) Pauline Knof und Severin von Eckardstein nach "St. Petersburg", wenn zu Iwan Gontscharows "Oblomows Traum" Musik von Alexander Skrjabin bis Peter Iljitsch Tschaikowsky erklingt.

Info
Alle Informationen rund um das Wiener Konzertjaus finden Sie unter www.konzerthaus.at.

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