Opernkritik

Jubel für das Opern-Traumpaar

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Kaufmann und Harteros begeistern in „Andrea Chénier“ an der Staatsoper.

Oper. Das Traumpaar der Oper gastiert endlich im Haus am Ring, aber die Produktion, in der Anja Harteros und Jonas Kaufmann zu erleben sind, ist nur noch peinlich. Die 37-jährige ­naturalistische Otto-Schenk-Inszenierung von Giordanos Verismo-Reißer Andrea-Chénier, den Thomas Bernhard als „sentimentalen Heroenkitsch“ bezeichnete, ist ein Relikt aus Großmutters Zeiten und sollte schleunigst entsorgt werden.

Pochend. Der bayerische Supertenor Jonas Kaufmann singt den Chénier, den Dichter der Französischen Revolution, der auf der Guillotine endet, als ginge es um sein Leben. Mit seinem vitalen, baritonal gefärbten, ein wenig verschleierten Tenor und dem leicht kehligen Timbre, dessen pochende Erregung und Legato-Kultur an den jungen Domingo erinnern, gerät schon die erste Arie Un dì all’azzurro spazio zum Meisterstück. Traumhaft schön akzentuiert, dunkel timbriert und trotzdem wie von innen leuchtend gelingt ihm das poetische Arioso Come un bel dí di Maggio.

Engelsgleich. Kaufmanns Lieblingspartnerin, die deutsch-griechische Diva Anja Harteros, betört mit ­ihrem leuchtenden Sopran, der über strahlende Höhen und fast verschwebend leise Töne verfügt, aber auch zu dramatischen Attacken fähig ist, als Maddalena, die mit Chénier in den Tod geht. Ihre große Arie La mamma morta singt sie engelsgleich mit einer Innigkeit und Verzweiflung, die ihresgleichen sucht. Ihr kann keine andere Sängerin das Wasser reichen. Jubel.

(E.Hirschmann)

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