Ausblick 2014

Leopold Museum: Giacometti, Brauer & Co.

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Auch Zeichnungen und "Trotzdem Kunst!" am Plan in neuen Jahr.

Vier Ausstellungen zeigt das Wiener Leopold Museum im Jahr 2014. Neben Personalen zu Alberto Giacometti und Arik Brauer kommt unter dem Titel "Linie und Form" eine Auswahl von 100 Meisterzeichnungen der Sammlung sowie die Ausstellung "Trotzdem Kunst!". Letzteres ist kein trotziger Ruf aus dem seit langem von Budgetnöten geplagten Museum, sondern eine Themenschau zur Kunst im Ersten Weltkrieg.

Mit neuem Chef ins neue Jahr
"Dieses Ausstellungsprogramm trägt bereits meine Handschrift", sagt Franz Smola, der nach dem überraschenden Ausscheiden von Tobias Natter interimistisch die museologische Direktion des Museums übernommen hat, im Gespräch mit der APA. "Ich arbeite für die Zukunft, für die nächsten Jahre. Ich sehe hier ein Open End und habe kein Ablaufdatum im Hinterkopf." Der kaufmännische Direktor Peter Weinhäupl ist zufrieden: "Es funktioniert gut. Franz Smola kennt wie kaum ein anderer das Haus." Ob der Stiftungs-Vorstand wie angekündigt die museologische Leitung tatsächlich ausschreiben wird, dürfte sich erst im neuen Jahr entscheiden.

Gedenken an Ersten Weltkrieg
Das neue Jahr wird zunächst mit dem alten Programm begrüßt: Die Ausstellung "Kokoschka. Das Ich im Brennpunkt" wird bis 3. März 2014 verlängert. Ab 9. Mai reiht sich das Leopold Museum in die Gedenken anlässlich des 100. Jahrestags des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs ein. "Wir wollten uns dem nicht verschließen. Schließlich fällt ein großer Teil unserer Sammlung in diese Zeit. Wir decken wie kaum ein anderes Museum diese Periode ab", so Smola. "Trotzdem Kunst! Österreich 1914-1918" wird eine Ausstellung von rund 200 Werken mit Schwerpunkten auf drei Künstlerbiografien sein: Egon Schiele, Anton Kolig und Albin Egger-Lienz. Alle drei Maler waren auch an der Front eingesetzt.

Künstler aus den "Feindländern"
Mit Dokumenten u.a. aus dem Haus-, Hof- und Staatsarchiv (darunter Kaiser Franz Josephs Manifest "An meine Völker") werden auch die Kriegsereignisse beleuchtet. "Es geht aber um die Kunst - auch um jene, die nicht vom Krieg betroffen war, um den Eskapismus. Es überrascht etwa, wie viele Ausstellungen in dieser Zeit stattgefunden haben", erklärt Smola. Ergänzend werden zwei Räume mit je einem jungen Künstler aus den einstigen Feindländern Italien, Rumänien, Russland und Serbien bespielt. "Wir verstehen das als symbolischen Akt", so Weinhäupl.

Zeichnungen im Leopold

Ab 23. Mai werden 100 Meisterzeichnungen der Sammlung Leopold gezeigt. Weinhäupl: "Es ist ein 'Best of' des Zeichnungsbestands, das Beste vom Besten." Damit findet die Aufarbeitung der insgesamt 5.400 Werke (davon rund 3.400 Papierarbeiten) umfassenden Sammlung, die 2010 mit einer Auswahl der besten Aquarelle begonnen wurde, seine Fortsetzung.  In Kooperation mit dem Kunsthaus Zürich und der Zürcher Alberto Giacometti-Stiftung kommt die Ausstellung "Alberto Giacometti. Pionier der Avantgarde" ab 17. Oktober in das Leopold Museum, das selbst über keine Werke des berühmten Künstlers verfügt. Gezeigt werden Skulpturen, Gemälde und Zeichnungen sowie ausgewählte Werke von Weggefährten wie Rene Magritte oder Max Ernst. Im Gegenzug werden Schiele-Werke für eine große Schau in Zürich verliehen, bei der Schieles Kleinformate den großformatigen Gemälden und Zeichnungen der 1970 geborenen britischen Künstlerin Jenny Saville gegenübergestellt werden.

Arik Brauer feiert Geburtstag

Schließlich wird Arik Brauer anlässlich seines 85. Geburtstags (4. Jänner 2014) ab 14. November eine umfassende Retrospektive mit rund 100 Gemälden, Grafiken und Skulpturen von öffentlichen und privaten Leihgebern gewidmet. "Es wird auch ein Fest für Arik Brauer, denn wir wollen sein Multitalent in den Vordergrund stellen", so Weinhäupl. Die lange herrschende kritischen Einschätzung auf die gegenständliche, bunte und der Schönheit huldigende Malweise der Phantastischen Realisten habe sich in den vergangenen Jahren gewandelt, sagt Smola: "Es gibt kein Diktat des Purismus mehr."

"Art Austria"   
Zum dritten Mal wird 2014 die Kunstmesse "Art Austria" (3. bis 6. April) beherbergt. Erstmals werden Jahreskarten des Leopold Museums differenziert aufgelegt, von der ermäßigten Karte für Studenten, Senioren und Beschäftigungslose für 32 Euro bis zur Premium Card um 140 Euro. Das laufende Jahr rechnet man mit rund 350.000 Besuchern abschließen zu können. "Die Marke ist wirklich gefestigt, trotz aller Diskussionen um das Museum", sagt Weinhäupl.

Weinhäupl nach wie vor Diskussions-Stoff

Diese Diskussionen sind durch die Doppelfunktion Weinhäupls in der Leopold Museum Privatstiftung und der neu gegründeten Klimt‐Foundation der Witwe des Filmregisseurs und unehelichen Klimt-Sohns Gustav Ucicky entstanden. Ob man das besser managen hätte können? "Es wird immer ein Grenzgang sein und eine Sache, die schnell für Wirbel sorgt. Man wird die Klimt-Stiftung daran messen müssen, was sie an wissenschaftlicher Arbeit leistet", sagt Weinhäupl. Sein Kollege Smola bedauert, dass in der Presse dabei häufig Dinge vermischt würden, die nichts miteinander zu tun hätten. Dadurch sei das Leopold Museum leider wieder in Diskussion gekommen: "Das war unerfreulich und nicht notwendig." Den neuen Kanzleramtsminister Josef Ostermayer (SPÖ) hat man bei einer mehrstündigen Privatführung an der Seite von Kanzler Faymann sowie bei Ausstellungseröffnungen als "eine sehr aufmerksame und interessierte Person kennengelernt". Auf ihm ruhen nun die Hoffnungen, zusätzlich zu den 2,7 Mio. Euro Jahressubvention jene rund eine Million Euro jährlich zu bekommen, die man sich als Ersatz für die Index-Steigerungen seit der Eröffnung ausgerechnet hat. Weinhäupl: "Das ist unsere Forderung an die neue Bundesregierung."

Info
Alle Informationen zum neuen Programm des Leopold Museums erhalten Sie hier www.leopoldmuseum.org.


 

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