Salzburger Festspiele

Maturaball-Stimmung im Young Singers Project

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21 Nachwuchssänger präsentierten sich mit Mozart und Offenbach im Residenzhof.

Sie bildeten die Abordnung aus Flandern im großen "Don Carlo" und schnupperten im "Sommernachtstraum" oder in "Giovanna d'Arco" Festspielluft: Die Teilnehmer des "Young Singers Project" waren heuer im Salzburger Sommer präsenter denn je. Am 23. August gehörte die Bühnenrampe im Salzburger Residenzhof dann ganz diesen Nachwuchshoffnungen. Vorzüglich begleitet von der Camerata Salzburg unter der Leitung von Theodor Guschlbauer, gestalteten 21 "Young Singers" Raritäten von Mozart sowie das Finale von Jacques Offenbachs "Orpheus in der Unterwelt".

Nachwuchs begeisterte
"Lo sposo deluso" und "Der Schauspieldirektor" stellen zwei Arbeiten Mozarts dar, die man nach dem Jubeljahr 2006 nicht mehr im Festspielkontext zu erleben erhoffte. Tatsächlich bieten diese Halb-bis Einakter aber einen adäquaten Rahmen, um individuelles Können und Ensemblefestigkeit der Stars von morgen auszutesten. Mit der Australierin Kiandra Howarth und der Schweizerin Chiara Skerath waren zwei Mozart-Sopranstimmen zu hören: Punktete Howarth mit unangestrengten Koloraturen und feiner Höhe, so ließ Skerath bereits eine beachtliche dynamische Spannweite und geschmeidiges Legato vernehmen.

Auf die großen Bühnen dieser Welt  
Jene zwei Solistinnen, die im "Schauspieldirektor" zwei rivalisierende Sängerzicken mimten, sind bereits eine Stufe weiter. Estelle Poscio besitzt eine überbordende komödiantische Bühnenpräsenz, ihr Sopran ist von erstaunlicher Elastizität und glasklarer Höhe. Gelingt es der 23-jährigen Schweizerin, ihre Energie in geordnete Bahnen zu lenken, werden wir sie in Zukunft wohl auf den großen Bühnen dieser Welt erleben. Poscio harmonierte dabei bestens mit der Australierin Siobhan Stagg, der natürlichsten Stimme des Abends. Völlig unprätentiös und berührend weich entfaltet sich dieses etwas dunklere Soprantimbre.

Enormes Potential
Inmitten dieser zwei Stimm-Persönlichkeiten behauptete sich der Wiener Tenor Martin Piskorski amüsant und stimmlich einwandfrei. Eine große Tenorstimme, die in Erinnerung bleibt, war an diesem Abend jedoch nicht zu hören – was wohl auch am Programm lag. Immerhin: Mit Aco Aleksander Biscevic war ein Vertreter seines Fachs zu hören, der neben hochdramatischen Ohnmachtsanfällen auch noch die Gabe besitzt, die Mozart-Rezitative akkurat am Cembalo zu begleiten. Im tiefen Fach hingegen prägten sich der kernige, kraftvolle Bass des Niederösterreichers Christoph Seidl und die sonore Baritonstimme des Slowenen Domen Krizaj ein.

Angenehmer Kontrast   
Zudem gelang der Camerata Salzburg ein höchst lebendiger und schlanker Mozart-Orchesterklang – ein angenehmer Kontrast zur müden Performance der Wiener Philharmoniker in "Cosi fan tutte". In Offenbachs "Orpheus"-Finale zeigten sich alle 21 "Young Singers" auf der Bühne – ein kollektiver Stimmrausch in ausgelassener Maturaball-Stimmung. Das Publikum tobte. Der Ernst des Verdrängungswettbewerbs beginnt für die jungen Sänger ohnehin früh genug.

 

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